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Nautiker: Auf der Brücke und im Cargo Office

Die Navigation von Frachtschiffen und andere Aufgaben an Bord prägen seinen Arbeitsalltag: Lorenz Zinsinger (29) ist als Nautischer Offizier auf den Weltmeeren unterwegs.

Ein Schiff ist in den Holtenauer Schleusen befestigt.

Nur noch wenige Seemeilen sind es bis zum Ölhafen von Bützfleth kurz vor Hamburg. Lorenz Zinsinger steht auf der Brücke der Danubegas, einem kleinen Gastanker der Reederei Hartmann. Gemeinsam mit dem Kapitän, dem Lotsen und einem Rudergänger konzentriert er sich darauf, das Schiff sicher in den Hafen zu bekommen. Er selbst hat den Dienstgrad des Zweiten Offiziers.

  • Portraitfoto von Lorenz

    Zuletzt war ich vor allem in Europa und im Mittelmeerraum auf See, aber auch schon bei Fahrten über den Atlantik bis nach Nord- und Südamerika und im Indischen Ozean.

    Lorenz Zinsinger (29), Nautischer Offizier

In den Hafen navigieren

Als Nautischer Offizier (auch: Nautiker/in) ist Lorenz Zinsinger auf See für die Navigation des Schiffes zuständig. Diese erfolgt mittels moderner Technik, wie Radar, GPS und elektronischer Seekarte, aber auch terrestrisch, das heißt anhand der Umgebung. „Dazu gehören zum Beispiel alle Seezeichen, die richtungsweisende Betonnung zur Kennzeichnung von Schifffahrtswegen und Leuchtfeuer, also Lichtsignale“, erklärt er.

Weil zudem Ortskunde gefragt ist, um das Schiff sicher über die Elbe zu bekommen, ist bereits seit der Elbmündung ein Lotse mit an Bord, der entsprechende Hinweise gibt. „Wenn es sehr eng bei der Einfahrt in den Hafen wird, auch je nach Wind und Strömung, kommen Schlepper hinzu, die uns durch Ziehen oder Schieben beim Manövrieren unterstützen.“

Im Gasterminal von Bützfleth soll der Tanker nun Ladung aufnehmen und nach Terneuzen in den Niederlanden bringen. Auch solche Vorgänge zu planen und zu überwachen, zählt zu den Aufgaben des Nautikers. Dafür begibt er sich nach dem Anlegen in das sogenannte Cargo Office. Von hier aus kann er den Gasdruck in den Schiffstanks überwachen und die Ballastanlage bedienen. „Je nachdem, wie sich der Füllstand der Ladungstanks beim Be- und Entladen verändert, müssen wir Ballastwasser raus- oder reinpumpen, damit Tiefgang und Stabilität des Schiffes immer stimmen.“ Auch von der Hafenseite werden diese Vorgänge beobachtet, mit den dort zuständigen Kolleginnen und Kollegen steht er in Funkkontakt.

Auf den Weltmeeren unterwegs

Seine im ostfriesischen Leer ansässige Reederei setzt ihn je nach Bedarf weltweit ein. „Zuletzt war ich vor allem in Europa und im Mittelmeerraum auf See, aber auch schon bei Fahrten über den Atlantik bis nach Nord- und Südamerika und im Indischen Ozean“, erzählt Lorenz Zinsinger. Viel unterwegs zu sein und für längere Zeiten Abschied von der Heimat zu nehmen, das bringt dieser Beruf mit sich, doch für Ausgleich ist gesorgt. „Ich bin immer drei bis vier Monate an Bord, dafür habe ich dann jeweils drei bis vier Monate Urlaub.“ So geht es das ganze Jahr über im Wechsel.

Besonders fasziniert ihn die Navigation, aber auch die Vielseitigkeit der Aufgaben, die ein Nautiker oder eine Nautikerin grundsätzlich übernehmen kann. Deshalb entschied sich Lorenz Zinsinger nach einer Berufsausbildung zum Schiffsmechaniker für den Bachelorstudiengang „Nautik und Seeverkehr“ an der Hochschule Emden/Leer. Während des Studiums jobbte er bei der Reederei und fuhr in der vorlesungsfreien Zeit zur See.

Nachweise für die Berufsausübung

Die Ausübung der Berufstätigkeit als Nautiker/in ist reglementiert: Man benötigt ein ärztliches Zeugnis über die Seediensttauglichkeit. Unter anderem darf keine Rot-Grün-Schwäche vorliegen, weil diese Farben in der Schifffahrt Backbord und Steuerbord markieren. Nachzuweisen sind zudem verschiedene Lehrgänge wie ein Kurs in „Basic Safety“, also zu den Sicherheitsvorkehrungen an Bord. „Diese Kenntnisse konnte ich mir schon während meiner Berufsausbildung aneignen, ansonsten ist ein zweiwöchiger Lehrgang innerhalb der Studienzeit zu belegen.“ Während seines Studiums erwarb Lorenz Zinsinger das Befähigungszeugnis zum Nautischen Wachoffizier.

Was die Zukunft für ihn bringt, wird die Zeit zeigen. Denn die Laufbahn ist sehr individuell. Nach zwölf Monaten Fahrzeit an Bord hat er das Befähigungszeugnis zum Ersten Offizier (Chief Mate) erhalten. „Wie lange es jeweils dauert, bis man vom Dritten Offizier nach dem Studium zum Chief Mate und schließlich zum Kapitän wird, hängt neben der Fahrzeit von den eigenen Leistungen und dem individuellen Personalbedarf der Firma ab“, weiß Lorenz Zinsinger.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Nautiker/in). www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge. www.berufe.tv

studienwahl.de

Das Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung informiert zu Themen rund ums Studium. www.studienwahl.de

Studiensuche

Mit der Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit kannst du herausfinden, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden. www.arbeitsagentur.de/studiensuche

Jobsuche der Bundesagentur für Arbeit

www.arbeitsagentur.de/jobsuche

Deutscher Nautischer Verein e.V.

dnvev.de