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Ich will was machen rund ums Meer: Bitte mehr Meer

Ein Containerschiff lenken, Yachten bauen, Waren rund um die Welt verschiffen oder mit einem Forschungsschiff wertvolle Klimadaten sammeln: Es gibt viele Berufe, in denen sich alles rund um das Meer dreht.

Eine Welle rollt an den Strand.

Mit einer Flotte von 800 Schiffen, die über 500 Häfen überall auf der Welt ansteuern, und einem Netzwerk von 675 Agenturen weltweit transportiert die Mediterranean Shipping Company (MSC) jede erdenkliche Fracht an Zielorte rund um den Globus. Darunter sind Autos, Papier, Textilien, Medikamente oder Lebensmittel. Wie das im Detail funktioniert, hat Sofia Spirgatis gelernt. Die 23-Jährige ist mittlerweile ausgelernte Schifffahrtskauffrau bei MSC in Hamburg. Nach ihrem Abitur hat sie ein Jahr in einem Versandlager gearbeitet und wollte anschließend mehr über die Logistik wissen, die hinter dem Warenfluss steckt: „Die Ausbildung bei MSC ist umfangreich und faszinierend, weil die ganze Lieferkette abgedeckt ist, vom Ursprung der Produkte bis hin zu ihrem Zielort.“

  • Ein Porträt-Foto von Sofia Spirgatis

    Die Ausbildung bei MSC ist umfangreich und faszinierend, weil die ganze Lieferkette abgedeckt ist, vom Ursprung der Produkte bis hin zu ihrem Zielort.

    Sofia Spirgatis, Schifffahrtskauffrau

MSC ist eine Containerreederei. Für die Containerschiffe gibt es feste Fahrpläne – wie bei einer Buslinie. „In der Logistikabteilung kümmern wir uns unter anderem darum, dass die Container für den Kunden zum Beladen bereitstehen“, erklärt sie. Im Trade Team werden Ratenangebote für Kundinnen und Kunden erstellt, während es im Customer Service unter anderem um die Buchungsabwicklung geht. Kommunikation, vor allem auf Englisch, ist das A und O: „Das Fachvokabular lernt man im Berufsalltag und in der Berufsschule sehr schnell“, findet Sofia Spirgatis, die seit knapp einem Jahr ihre Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hat und nun im Trade Team für Exporte nach Far East tätig ist. „Das Fahrtgebiet ist sehr umfang- und facettenreich, der nationale und internationale Kontakt zu Kunden und Kollegen ist essenziell, was mir an der Position besonders gut gefällt.“

Nicht nur Schifffahrtskaufleute beschäftigen sich mit dem Warenstrom und der Logistik. Fachkräfte für Hafenlogistik be- und entladen Containerschiffe, Absolventinnen und Absolventen international ausgelegter Studiengänge wie „Maritime Logistics & Port Management“, „Maritime Management“, Verkehrsingenieurwesen oder Schiffs-, Reedereimanagement und Hafenwirtschaft arbeiten bei Reedereien, Hafenunternehmen, Logistikunternehmen und Spediteuren. „Das sind sehr kommunikationsstarke Berufe, in denen neben viel Kundenkontakt auch Sprachen, allen voran Englisch, wichtig sind“, sagt Michael Warnck, Berufsberater der Jugendberufsagentur Hamburg.

Raus aufs Meer

Wen es hinauszieht auf die hohe See, der kann zum Beispiel mit einer Berufsausbildung zum/zur Schiffsmechaniker/in starten und den gesamten Schiffsbetrieb von der Pike auf lernen. „Sie leisten sowohl Decks-, Brücken- als auch Maschinendienst und können nach ihrem Abschluss ein Studium der Nautik aufnehmen und nautischer Wachoffizier und später Kapitän werden. Alternativ können sie Schiffsbetriebstechnik studieren, um dann Technischer Wachoffizier und später Leiter der Maschinenanlage zu werden“, erklärt Susann Marohl von der Zentralen Heuerstelle Hamburg.

Auch in den fachpraktischen Ausbildungen zum Nautischen Offiziersassistenten beziehungsweise zur Nautischen Offiziersassistentin oder zum Technischen Offiziersassistenten beziehungsweise zur Technischen Offiziersassistentin – je nachdem, ob man sich im Maschinenraum oder auf der Brücke wohler fühlt – fährt man zur See: „Diese beiden Ausbildungen ebnen ebenfalls den Weg in ein Studium der Nautik oder der Schiffsbetriebstechnik“, informiert Susann Marohl. Für einen Abschluss in Nautik ist es Pflicht, entweder während oder vor dem Studium eine bestimmte Zeit auf See zu verbringen.

Von Boot- und Wasserbauern

Ein Portät-Foto von Michael Warnck Ein Portät-Foto von Michael Warnck

Michael Warnck

Wer lieber wissenschaftlich arbeiten und den Geheimnissen des Lebensraumes Meer auf den Grund gehen möchte, kann Ozeanographie, Meeresbiologie, Küsten- und Meeresforschung, Geophysik oder auch Geologie studieren. Mit der Energie- und Rohstoffgewinnung im und auf dem Meer befassen sich die Studiengänge Geowissenschaften, Rohstoffingenieurwesen und auch Energie- und Meerestechnik. Eher ein Nischendasein führt die Fischerei: Neben der beruflichen Ausbildung zum/zur Fischwirt/in befassen sich Studiengänge wie Marine Ökosystem- und Fischereiwissenschaft oder Aquakultur mit den Lebewesen im Wasser. Während sich die meisten unter dem Beruf Bootsbauer/in oder dem Studiengang Schiffbau etwas vorstellen können, ist das Berufsbild Wasserbauer/in weniger bekannt. Hierbei geht es um das Pflegen von Dämmen, das Sichern von Ufern und Anlagen des Küsten- und Inselschutzes.

Ob als Bootsbauer/in oder draußen auf dem Meer: „Hier werden Leute gesucht, die keine Berührungsängste vor körperlich anstrengender Arbeit haben und die den oft widrigen Wetterbedingungen trotzen können. Natürlich muss man seetauglich sein und am besten eine Liebe zum Element Wasser, dem Wind und den Wellen mitbringen“, erklärt Michael Warnck.

Darüber hinaus gibt es viele Berufe, die in der weiteren Spezialisierung das Thema Meer aufgreifen. Tourismuskaufleute sowie Studienabsolventinnen und -absoventen des Tourismusmanagements etwa vermarkten Reisen und Reiseziele rund ums Meer. Geht es um die Sicherheit auf den Meeren und an den Küsten, kommen Ingenieurinnen und Ingenieure für Rettungswesen oder Sicherheitstechnik, Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte der Küstenwache oder Berufssoldatinnen und Berufssoldaten der Marine zum Einsatz. „Wenn man von der Küste kommt, Land und Leute kennt und vielleicht sogar die plattdeutsche Sprache spricht, ist das mit Blick auf die Wasserwacht, Fischerei und den Bootsbau sicherlich ein Vorteil“, sagt der Berufsberater augenzwinkernd.

Kein einheitlicher Arbeitsmarkt

So facettenreich Berufe rund ums Thema Meer sind, so unterschiedlich zeigt sich der Arbeitsmarkt in den verschiedenen Berufsfeldern. Beispiel Schifffahrt: Der Boom in der Kreuzfahrtbranche hat bei Berufen in der Fahrzeugführung im Schiffsverkehr, wie etwa Hafenschiffer/in oder Kapitän/in, nicht zu einem Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen geführt. „Diese ist in den vergangenen fünf Jahren sogar um 12 Prozent auf 8.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte gesunken. Dennoch ist gleichzeitig auch die Zahl der Arbeitslosen gesunken und es gibt einen leichten Zuwachs in der Nachfrage nach Personal“, erklärt Claudia Suttner vom Team der Arbeitsmarktberichterstattung der Bundesagentur für Arbeit.

Bei den Berufen rund um den Schiffsbau, zu denen etwa Ingenieurinnen und Ingenieure für Schiffsbetriebstechnik oder auch Schiffsmechaniker/innen zählen, ist die Zahl der  sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen in den vergangenen fünf Jahren überdurchschnittlich um 24 Prozent auf 4.000 gestiegen. Das sehr kleine Berufsfeld der Fischwirtschaft, das lediglich 2.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte zählt, ist in den vergangenen fünf Jahren um zehn Prozent gesunken, zeitgleich sind auch die Arbeitslosenzahlen gestiegen und den Arbeitssuchenden stehen nur wenige Stellen zur Auswahl.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild.
www.berufenet.arbeitsagentur.de

BERUFE.TV

Filme über verschiedene Ausbildungs-, Studienberufe und Berufsfelder
www.berufe.tv

studienwahl.de

Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier findest du Informationen zu den Studienmöglichkeiten in Deutschland und alle Infos rund ums Studieren.
www.studienwahl.de

Check-U – das Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit

Welche Ausbildung? Welches Studium? Finde heraus, was zu dir passt mit dem Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit.
www.check-u.de

Zentrale Heuerstelle Hamburg – Fachvermittlung für Seeleute

Vermittlung von Jobs und Ausbildungsplätzen in der See- und Küstenschifffahrt sowie in der Hochseefischerei
www.arbeitsagentur.de/vor-ort/hamburg/zentrale-heuerstelle-hamburg

Konsortium Deutsche Meeresforschung (KDM)

Zusammenschluss von Forschungsinstituten zur Identifizierung neuer Forschungsfelder und Entwicklung internationaler Forschungsstrategien
www.deutsche-meeresforschung.de

Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung

Kompetenzzentrum für die Erforschung der Arktis und Antarktis; unter anderem mit dem Forschungseisbrecher Polarstern
www.awi.de

Video: Schifffahrtskaufmann/-frau

Der Artikel enthält ein Video mit weiteren Informationen.

Weitere Filme findest du auf der abi» Videoübersicht.