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Bachelor und Master Professional: Mit Ausbildung zum Bachelor

Besondere Abschlussbezeichnungen sollen unterstreichen: Wer eine Ausbildung absolviert und sich später weiterqualifiziert, steht auf gleicher Stufe wie Studierende. Dafür sollen der Bachelor Professional und der Master Professional sorgen.

Meisterbrief in Bilderrahmen.

Mathias Németh gehörte zum ersten Jahrgang, der den 2020 neu eingeführten Titel tragen durfte. Im August vor zwei Jahren bekam er sein Meisterzeugnis in die Hand. Doch auf der Urkunde steht noch ein Zusatz: „Damit ist die Berechtigung erworben, den Meistertitel und die Bezeichnung Bachelor Professional in diesem Handwerk zu führen“, liest der 27-jährige Tischlermeister vor, der seine Prüfung vor der Handwerkskammer Chemnitz ablegte. Für ihn war diese Qualifizierungsbezeichnung eine Überraschung. „Meine Meisterkollegen und ich haben an diesem Tag zum ersten Mal davon gehört“, gibt er zu.

  • Mathias N.

    Auf meinem Meisterzeugnis steht der Zusatz: Damit ist die Berechtigung erworben, den Meistertitel und die Bezeichnung Bachelor Professional in diesem Handwerk zu führen.

    Mathias Németh

Bachelor für Meisterinnen und Meister

Im Januar 2020 trat das neue Berufsbildungsgesetz (BBiG) in Kraft und mit ihm wurden die Qualifikationsbezeichnungen Bachelor und Master Professional eingeführt. „Das Neue daran ist, dass akademische und berufliche Abschlüsse offiziell auf die gleiche Stufe gestellt werden“, sagt Ute Lamparter, Berufs- und Studienberaterin der Agentur für Arbeit in Heilbronn. „Abiturientinnen und Abiturienten, die eine gehobene berufliche Position anstreben, können sich zwischen zwei gleichrangigen Berufswegen entscheiden: einerseits den akademischen, theorieintensiveren Weg, andererseits den praxisnäheren Weg über eine Ausbildung, Berufspraxis und eine anschließende qualifizierende Fortbildung.“

In der Praxis kann unter anderem für alle Absolventinnen und Absolventen einer Meisterprüfung nach der Handwerksordnung (HwO) zusätzlich die Abschlussbezeichnung Bachelor Professional vergeben werden. Bevor flächendeckend jede Meisterin und jeder Meister aus der Industrie oder andere Fachkräfte diese Bezeichnung tragen dürfen, müssen noch die entsprechenden Fortbildungsverordnungen angepasst werden. Gleiches gilt für den Abschluss Master Professional, den zukünftig zum Beispiel alle geprüften Betriebswirtinnen und Betriebswirte tragen sollen.

Geteilte Meinung über neue Bezeichnungen

Während die Handwerkskammern sowie die Industrie- und Handelskammern die neuen Abschlussbezeichnungen begrüßen, regt sich auch Kritik, etwa beim Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Dort wird befürchtet, dass es zu Verwirrungen kommen könne, weil die Begriffe Bachelor und Master in Deutschland bislang eindeutig mit einem akademischen Bildungsweg assoziiert werden würden.

„Eine Verwechslungsgefahr ist gegeben“, räumt Ute Lamparter ein. „Allerdings gibt es unterschiedliche Bezeichnungen – ein Bachelor of Engineering hat andere Qualifikationen als ein Bachelor of Arts, Science oder Laws.“ Bei einem Bachelor Professional ist es genauso. Deshalb betont die Berufsberaterin noch einmal, dass die Qualifikationen zwar auf gleicher Ebene stehen, aber nicht gleichzusetzen sind: „Bachelor Professional und Bachelor of Engineering zum Beispiel unterscheiden sich sowohl inhaltlich als auch in den Kompetenzen und Spezialisierungen und damit sind auch die Aufgaben auf dem Arbeitsmarkt unterschiedlich.“ Sie gibt ein Beispiel: „Ein Bachelor of Engineering, also ein Ingenieur oder eine Ingenieurin, übernimmt zum Beispiel Entwicklungsaufgaben. Ein Bachelor Professional beaufsichtigt hingegen den täglichen Ablauf in der Fertigung.“

Beide Ausbildungswege im Vergleich

Mathias Németh kennt beide Wege: Ausbildung und Studium. Nach seinem Abitur begann er eine Tischlerausbildung – aus pragmatischen Gründen. „Ich bin ein Sicherheitstyp und dachte mir, ich mache erst einmal eine Ausbildung, dann habe ich was in der Hand. Danach kann ich noch immer studieren.“ Nach seinem Abschluss als Tischler verfolgte er zunächst einen Kindheitstraum und begann ein duales Bauingenieur-Studium. „Nach einem Jahr stellte ich fest, dass das nicht meins war und ich diesen Weg nicht weitergehen wollte.“ Beruflich vorankommen wollte Mathias Németh trotzdem. Er kehrte für einige Monate als Geselle zu seinem Ausbildungsbetrieb zurück. Im August 2019 begann er dort die Meisterausbildung in Vollzeit.

Dass Studium und Ausbildung mit der Bezeichnung Bachelor Professional auf eine Ebene gestellt werden, befürwortet der Zwickauer. Auch wenn er durchaus Unterschiede zwischen beiden sieht: „Im Studium geht es darum, sich neues Wissen anzueignen. Ein Tischlermeister dagegen entwickelt neue Sachen.“ Egal, ob Meister oder Bachelor Professional: Mit seinem neuen Titel konnte Mathias Németh bei seinem Arbeitgeber verantwortungsvollere Aufgaben übernehmen. So war er verstärkt mit Planung und Entwicklung beschäftigt und hatte mehr Kundenkontakt.

Weitere Informationen

Berufsausbildung und mehr

In der Stellenbörse der Bundesagentur für Arbeit kannst du unter anderem nach Weiterbildungsmöglichkeiten suchen.

www.arbeitsagentur.de/berufsausbildung

die-duale.de

Informationsportal des Bundesministeriums für Bildung und Forschung zur dualen Berufsausbildung mit allen Regelungen zum neuen Berufsbildungsgesetz

www.die-duale.de

BBIG-Novelle

Informationsseite des Bildungsministeriums zu allen Neuerungen in der höherqualifizierenden Berufsbildung

www.bmbf.de

ZDH

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks ist die Interessenvertretung der Handwerksbetriebe. Auf der Verbandswebsite finden sich unter anderem Informationen zur dualen Ausbildung, zu Weiterbildungen sowie zu branchenpolitischen Themen.

www.zdh.de 

DIHK

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag vertritt die gewerbliche Wirtschaft in Deutschland. In dieser Funktion ist er unter anderem für Neuerstellungen oder Aktualisierungen der den Kammern zugeordneten Ausbildungs- und Fortbildungsverordnungen zuständig.

www.dihk.de

VDI

Verein der deutschen Ingenieure e.V.

www.vdi.de