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Erfahrungsbericht: Praxisintegrierte Ausbildung (PiA) für Erzieher/innen

Lina B. ist Schülerin am Institut für Berufs- und Sozialpädagogik (IBS) in Bremen und arbeitet parallel in einer privaten Kindertagesstätte. Für abi» berichtet die 20-Jährige von ihrer praxisintegrierten Ausbildung (PiA) für Erzieher/innen.

Blick in die Garderobe eines Kindergartens.

Seit über einem Jahr befinde ich mich in der praxisintegrierten Ausbildung (PiA) zur Erzieherin. Ein Vorteil dieses Modells ist für mich, dass ich durch den Praxisteil schnell einschätzen kann, ob ich wirklich als Erzieherin arbeiten möchte. Die Vergütung war natürlich auch ein Argument.

Obwohl ich eigentlich Betriebswirtschaftslehre studieren wollte, habe ich nach dem theoretischen Teil meiner Fachhochschulreife ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in einer Kita in Bremen gemacht und dabei die praktischen Anforderungen der Fachhochschulreife erfüllt. Die Leiterin der Kita erzählte mir damals, dass es neben der klassischen schulischen Ausbildung auch die Möglichkeit gibt, eine praxisintegrierte Ausbildung zur Erzieherin zu absolvieren. Da ich neben meinem Interesse für Wirtschaft schon immer eine soziale Ader hatte, entschied ich mich für diesen Weg.

Meist bin ich zwei Tage pro Woche in der Schule und drei Tage in der Einrichtung, von 8 bis 15 Uhr. Zwischendurch habe ich immer wieder Blockunterricht.

  • Porträt von Lina B.

    Was mir am praxisintegrierten Ausbildungsmodell gefällt: Alles, was ich in der Fachschule lerne, kann ich direkt in meiner Praxisstelle anwenden.

    Lina B., macht eine praxisintegrierte Ausbildung (PiA) zur Erzieherin

Lernen mit Eigenverantwortung

Ich mag den Unterricht in der Schule, weil er angenehm und ungezwungen ist und auf Eigenverantwortung setzt. Mit meinen 20 Jahren bin ich die Jüngste in meiner Klasse. Meine Mitschülerinnen und Mitschüler sind älter,  einige sogar in den Vierzigern oder Fünfzigern, und haben bereits eigene Kinder. Hausaufgaben bekommen wir selten, stattdessen halten wir ab und an Referate. Auf die rund zehn Klausuren pro Jahr muss man sich aber gut vorbereiten.

Der Stoff ist in acht Lernfelder unterteilt. Dabei geht es unter anderem darum, wie man pädagogische Beziehungen gestaltet, mit Gruppen arbeitet oder Erziehungs- und Bildungspartnerschaften organisiert. Weitere Themen sind Gesundheit, Natur und Umwelt sowie Recht und Verwaltung. Kreativ geht es im Lernfeld Spiel und Bewegung, Bau und Gestalten und Musik zu. In jedem Feld widmen wir uns verschiedenen Unterthemen. So lernen wir zum Beispiel im Feld Lebenswelten, wie Kinder sozialisiert werden oder wie der Kita-Alltag inklusiv und partizipativ gestalten werden kann. Den Kindern möchte ich auf Augenhöhe begegnen, sie ernst nehmen und wertschätzen.

Theorie direkt anwenden

Was mir am praxisintegrierten Ausbildungsmodell gefällt: Alles, was ich in der Fachschule lerne, kann ich direkt in meiner Praxisstelle anwenden. Dort gehören derzeit neun Kinder unter drei Jahren zur Krippengruppe. Die Elementargruppe besteht aus 17 Mädchen und Jungen im Alter von drei bis sechs Jahren. Vor Kurzem habe ich dort zum Beispiel ausprobiert, mit welchem Spiel ich es den Kindern am besten ermögliche, sich einzubringen. Dabei habe ich auf mein Wissen aus den Lernfeldern Lebenswelten und Kreativität zurückgegriffen.

Da in unserer Einrichtung keine älteren Kinder betreut werden, werde ich diese Altersgruppe demnächst in einem sogenannten Fremdpraktikum kennenlernen. Das ist bei diesem Ausbildungsmodell verpflichtend und kann unter anderem in einem Hort, einer Grundschule oder einer Einrichtung der Kinder- und Jugendpsychiatrie absolviert werden.

Bei all diesen Tätigkeiten arbeite ich daran, zunehmend eigenständig zu agieren, um später einmal eine Gruppe leiten zu können. Unsere Gruppen begleiten wir in der Regel als Team: Zwei pädagogische Fachkräfte und ein/e Kinderpfleger/in oder Sozialassistent/in betreuen gemeinsam die Elementargruppe. Neben der Arbeit mit den Kindern und den Kolleginnen und Kollegen habe ich auch viel Kontakt mit Eltern. Dieser Umgang mit vielen unterschiedlichen Menschen hat mich deutlich kommunikativer und offener gemacht.

Später Einrichtungsleitung übernehmen

In rund anderthalb Jahren werde ich meine Abschlussprüfung ablegen – hoffentlich erfolgreich. Danach möchte ich einige Jahre als Erzieherin Berufserfahrung sammeln und später gerne die Leitung einer Einrichtung übernehmen. Diese Position kombiniert pädagogische Aufgaben mit verwaltungstechnischen und rechtlichen Fragestellungen, was meinem Interesse an wirtschaftlichen Themen entgegenkommt.