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Während der Ausbildung ins Ausland – Erasmus+: „Erasmus+ ist eine feine Sache“

Nikolaus Gutting hat eine Tischler-Ausbildung absolviert. Mithilfe des Programms Erasmus+ verbrachte er jeweils einige Monate seiner Ausbildung in Spanien und Irland.

Blick auf Kilkenny Castle in Irland.

In der ersten Woche an der Berufsschule bekam Nikolaus Gutting einige Broschüren und Flyer, die über Ausbildungen im Ausland informierten. Was hängenblieb, waren die Infos zum EU-Programm Erasmus+. Während der Ausbildung ins Ausland zu gehen, das fand er spannend – und nutzte die Chance gleich zweimal.

Nach dem Abitur 2019 in Neustadt an der Weinstraße in Rheinland-Pfalz entschloss er sich, in der Schreinerei seines Vaters anzufangen, und begann mit einer Ausbildung zum Tischler. Bereits im ersten Ausbildungsjahr informierte sich Nikolaus Gutting über seine Möglichkeiten mit Erasmus+.

„Meine Ansprechpartnerin war an der Handwerkskammer der Pfalz“, erinnert sich der 22-Jährige. „Ich habe ihr erzählt, was ich mir vorstellen könnte und habe gleichzeitig erfahren, wie das Ganze ablaufen würde.“ Dabei stand Spanien schnell im Fokus. Immerhin stammt seine Mutter aus Ecuador, weswegen er zweisprachig mit Deutsch und Spanisch aufwuchs. „Ich war vorher noch nie in Spanien, wollte aber unbedingt verschiedene Länder kennenlernen.“

  • Portrait von Nikolaus Gutting

    Erasmus+ ist eine feine Sache. Man lernt neue Leute, fremde Länder und andere Kulturen kennen. Wie häufig bekommt man im Leben so eine Gelegenheit? Ich finde es jedenfalls einmalig.

    Nikolaus Gutting, ausgebildeter Tischler

Schnelle Zusage

Dann kam allerdings Corona und durchkreuzte seine Auslandspläne. Anfang 2021 nahm Nikolaus Gutting einen neuen Anlauf und kontaktierte die Handwerkskammer. Dort gab man ihm einen Kontakt zu einer Sprachschule in Sevilla, die anbot, einen passenden Betrieb vor Ort zu finden. Zeitgleich kümmerte sich Nikolaus Gutting um die Unterstützung durch Erasmus+.

„Ich habe online ein Dokument ausgefüllt und damit den Antrag gestartet.“ In weiteren Schritten musste er einen Teilnehmervertrag sowie eine Lernvereinbarung bei seinem spanischen Gastbetrieb unterschreiben, in der unter anderem festgehalten wurde, was er während des Auslandsaufenthalts dort lernen würde. Das ging relativ schnell – innerhalb von sechs Wochen war alles geregelt.

Entscheidend war dabei allerdings die Unterstützung der Sprachschule. Denn die hatte ein WG-Zimmer organisiert und den spanischen Betrieb gesucht, der ihn aufnahm. Das kostete einiges: Der 22-Jährige überwies der Sprachschule 1.400 Euro für die Vermittlung des Betriebes und die Miete für zwei Monate. „Ich habe das von den 2000 Euro bezahlt, die ich von Erasmus bewilligt bekommen habe.“

Blick über den Tellerrand

Im April 2021 startete der Azubi dann seinen achtwöchigen Aufenthalt in Sevilla, für den er von seinem Arbeitgeber in Deutschland freigestellt wurde und weiterhin Lohn erhielt. In Sevilla arbeitete er in einem Tür-Montagebetrieb mit und half, auf unterschiedlichsten Baustellen Türen einzubauen. „Gelernt habe ich dabei leider nicht viel, was für meine Ausbildung inhaltlich wichtig war. Dafür hat es mich sprachlich vorangebracht, weil ich jeden Tag viel Spanisch sprechen musste.“

Der Blick über den Tellerrand hat dem 22-Jährigen die Augen geöffnet. So habe er zum Beispiel von der hohen Jugendarbeitslosigkeit im Land erfahren und wie sehr sich viele junge Menschen dort über die Chance einer Ausbildung freuen würden. „Mir ist klargeworden, wie gut es uns in Deutschland geht.“

Noch ein Erasmus+-Aufenthalt in Irland

Insgesamt gefiel ihm die Zeit in Sevilla sogar so sehr, dass er sich nach dem Ende seiner Ausbildung im Sommer 2022 zu einem weiteren Erasmus+-Aufenthalt entschied. Da er sein Englisch verbessern wollte, stellte ihm die Handwerkskammer der Pfalz dieses Mal einen Kontakt zu einer Vermittlungsagentur in Irland her. Auch das klappte: Für zweieinhalb Monate arbeitete Nikolaus Gutting in einer kleinen Schreinerei nahe Wicklow und half, individuell hergestellte Küchen und Schränke bei den Kundinnen und Kunden einzubauen. Eine spannende und hilfreiche Praxiserfahrung.

Danach absolvierte er ein längeres Praktikum in der Schweiz und ist mittlerweile in der Schreinerei seines Vaters angestellt. „Erasmus+ ist eine feine Sache“, sagt der 22-Jährige rückblickend. „Man lernt neue Leute, fremde Länder und andere Kulturen kennen. Wie häufig bekommt man im Leben so eine Gelegenheit? Ich finde es jedenfalls einmalig.“