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Internationale Wirtschaft: „Echte Erfahrungen sammelt man nur vor Ort“

„Nicht nur darüber lesen, selbst erleben“, dachte sich Tim Gevers aus Bochum. Der 26-Jährige kombinierte in seinem Studiengang „Internationale Wirtschaft – Emerging Markets“ die Felder Wirtschaft und Fernost. Das Wintersemester 2018/19 verbrachte er dabei an der University of Shanghai for Science and Technology, um Ostasien vor Ort kennenzulernen.

Tim Gevers in Shanghai

„Ich kann einen solchen Auslandsaufenthalt nur empfehlen. Authentische Erfahrungen über ein Land sammelt man nur, wenn man Zeit dort verbringt.“ Seinen Schritt vergleicht der Bochumer mit einer Etappe der Pilotenausbildung: „Die Theorie lernt der Flugschüler im Unterricht und vielleicht noch am Flugsimulator – damit fliegt er aber noch nicht richtig. Erst wenn er zum ersten Mal auf dem linken Stuhl im Cockpit Platz nimmt, fängt die echte Praxis an.“ Inzwischen hat Tim Gevers den Bachelorstudiengang „Internationale Wirtschaft – Emerging Markets“ abgeschlossen und schreibt gerade seine Masterarbeit im Studiengang „BWL – Asienmanagement“, beides an der Hochschule Ruhr West am Campus Mülheim an der Ruhr. „Wirtschaft hat mich schon immer interessiert. Durch die Begegnungen mit Austauschschülern am Gymnasium erwachte in mir der Wunsch, andere Kulturen kennenzulernen, speziell asiatische. Somit waren meine Studiengänge die ideale Kombination meiner Interessenfelder.“

Während das Bachelorstudium sich mit den sogenannten BRICS-Staaten beschäftigte, zu denen unter anderem Brasilien, Indien und eben China gehören, richtete das Masterstudium den Fokus vor allem auf Asien insgesamt. Als sich Tim Gevers´ Wunsch nach einem Auslandsaufenthalt konkretisierte, wählte er als Zielland bewusst China: zum einen, weil seine Hochschule mit der University of Shanghai for Science and Technology dort einen Partner hat und somit für Gaststudierende die Studiengebühren entfallen. Zum anderen schwebte ihm eine Region vor, die „so weit weg und anders als Deutschland ist wie möglich“.

  • Tim Gevers in Shanghai

    Ich kann allen empfehlen, eine solche Erfahrung zu machen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Ich persönlich würde immer wieder in diese chinesische Stadt und an diese Hochschule gehen.

    Tim Gevers

Das Bild von China bleibt lebendig

Zu Beginn des Sommersemesters 2018 ging Tim Gevers die ersten Schritte, um seinen Wunsch in die Tat umzusetzen: Er bewarb sich um einen Studienplatz, buchte den Flug, kümmerte sich um Visa, Auslandskrankenversicherung und Wohnung. „Zum Glück gingen vier meiner Mitstudierenden und ich im August 2018 als Gruppe nach China. So konnten wir viele Behördengänge gemeinsam absolvieren.“ Die Wohnung suchten sich die fünf von Deutschland aus. Ein Großteil der Kommunikation lief dabei über die chinesische Messaging-Plattform „WeChat“. Während der Suche und später im Land hatten die Deutschen vor allem mit dem sogenannten Vermittler zu tun. Den Vermieter lernten sie nicht kennen. „Bei diesen Verhandlungen konnten wir uns problemlos auf Englisch verständigen. Als wir uns dann vor Ort in der Stadt anmelden mussten, war das Englisch der Behördenmitarbeiter leider nicht so gut.“

Tim Gevers hatte zwar zwei Semester Chinesisch an seiner Heimathochschule gelernt, das genügte jedoch nur für grundlegende Kenntnisse. Die Lehrveranstaltungen in Shanghai fanden auf Englisch statt. Nach gut einem Monat hatte sich Tim Gevers in seinem Gastland eingelebt. Die alltäglichen Dinge waren dann nicht mehr ganz so neu und aufregend. Feste Konstanten bildeten sich heraus. „Im Supermarkt beobachtete ich, dass es eine umfangreiche Abteilung mit chinesischen Waren gibt, die relativ preisgünstig sind. Die Dinge in der sogenannten internationalen Abteilung kosten bedeutend mehr“, stellte er schnell fest. Kleine Details wie diese setzten sich für den Studenten zu einem Bild des asiatischen Landes zusammen, das auch nach über drei Jahren noch äußerst präsent ist. „Ich kann allen empfehlen, eine solche Erfahrung zu machen, wenn sie die Möglichkeit dazu haben. Ich persönlich würde immer wieder in diese chinesische Stadt und an diese Hochschule gehen.“