Ich kann mich noch an die Berufsberatung erinnern, als es hieß, praktisch veranlagte Menschen studieren eher an einer Fachhochschule und an der Uni wird mehr Theorie gepaukt. Die neue englische Bezeichnung „University of Applied Sciences“ für FHs scheint das noch deutlicher zu machen. Damals dachte ich mir, ich bin definitiv ein FH-Typ. Und immer mehr glaube ich, dass das die richtige Einschätzung war. Während meiner Kurse an der Uni geht es heiß her, zumeist aber auf Papier. Wir reden zwar nicht nur über Naturschutz, sondern besuchen und analysieren auch Schutzgebiete, aber ich habe nicht das Gefühl, dass ich dabei das Gelernte in die Realität umsetzen kann. Da hätte ich das Kleingedruckte lesen sollen: Die Universitätsausbildung ist keine spezifische Berufsausbildung, sondern ein Erwerb einer allgemeinen Berufsbefähigung mit vertiefter Auseinandersetzung mit den theoretischen Grundlagen.
Interessanterweise sind es auch Wissenschaftler, die kritisieren, dass Wissenschaft zu realitätsfern ist und keine nutzbaren Resultate liefert. Als ich während des Paukens für meine Prüfungen auf einen Artikel von Michael Gibbons und anderen von 1994 stieß, war ich heilfroh, dass auch in den Reihen der Wissenschaftler die experiment-, resultat- und theoriegetriebenen Methoden kritisiert werden. Sie schlagen eine Wissenschaft vor, die nicht getrennt von der Gesellschaft stattfinden soll, aber getrieben vom Markt und auch von Politikern transdisziplinär und antihierarchisch robusteres Wissen vermitteln soll. Meiner Meinung nach geht es darum, Wissen zu schaffen, das schneller und praktischer Anwendung findet. Dafür müsste man die Ansätze von Uni und FH verbinden – ein genialer Ansatz!