Weil wir für den nächsten Tag einen Ausflug geplant hatten, übernachtete ich mit anderen Volontären im Shanti-Center. Am Morgen krähte uns ein Hahn pünktlich um 4 Uhr aus den Federn. Unten im Hof trieben sich bereits einige Leute herum und beluden in der Dunkelheit einen alten Reisebus mit Kochtöpfen, haufenweise Essen und einem riesigen Lautsprecher. Um 5.30 Uhr – eine Stunde später als geplant – brach der Bus auf. 100 Leute drängten sich auf knapp 30 Sitzen oder suchten Platz im schmalen Gang. Ich quetschte mich auf eine Armlehne und betete, dass sie meinem Gewicht standhielt.
Die Reise ging zu einem Stausee 25 Kilometer südwestlich von Kathmandu, wo wir ein Picknick veranstalteten. Für diese kurze Distanz brauchten wir tatsächlich ganze vier Stunden! Während der Fahrt setzte ich mich für einige Zeit mit anderen Jungs auf das Dach des Busses. Im Schritttempo fuhren wir auf holprigen Straßen an einem steilen Hang entlang durch ein Tal. Jedes Schlagloch versetzte den rostigen Bus in eine beängstigende Schräglage. Ich klammerte mich an die Dachreling des Busses und die festgezurrten Rollstühle fest.
Nicht nur wegen des einmaligen Nervenkitzels auf dem Dach lohnte sich die lange Fahrt. Der klare Stausee lag malerisch eingebettet zwischen mehreren Hügeln. Alle liefen zum See, um sich auf Fischerbooten und Felsvorsprüngen fotografieren zu lassen. Nach der langen Busfahrt waren wir alle ziemlich hungrig – da kam das frisch zubereitete Essen gerade recht. Danach wurde getanzt. Aus dem XXL-Lautsprecher dröhnte ein Nepali-Hit nach dem anderen. Zwischendurch wünschte ich mir, die Musik abschalten und die Idylle des Sees genießen zu können, doch für viele Leute gehörte das laute Dröhnen zur Picknickatmosphäre einfach dazu. Am Nachmittag machte sich Müdigkeit breit. Kurz nachdem die Sonne hinter den Hügeln verschwunden war, fingen wir mit dem Beladen des Busses an. Seltsamerweise dauerte die Heimfahrt deutlich weniger lange und wir kamen unerwartet früh in Kathmandu an. Es stellte sich heraus, dass wir am Morgen einen riesigen Umweg gefahren waren.
Was tun nach dem Abi?
Busfahrt auf dem Dach
Was tun nach dem Abi?
Nebenjobs
Nach der Arbeit ist vor der Arbeit – zumindest an drei Tagen pro Woche. Da ich für mein Praktikum lediglich das Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel bezahlt bekomme, bin ich größtenteils auf die Unterstützung meiner Eltern angewiesen. Da sie aber nicht die kompletten Kosten für Miete und Verpflegung übernehmen können, habe ich mich schon in Deutschland nach Möglichkeiten umgeschaut, um selbst etwas Geld dazu zu verdienen. Auf einer Online-Plattform veröffentlichte ich mehrere Anzeigen als Nachhilfelehrer für Deutsch aber auch für Französisch und Englisch. Nach kurzer Zeit erreichten mich die ersten Nachrichten. Deutsch-Nachhilfe war besonders nachgefragt. Schon in der zweiten Woche half ich einem 40-jährigen Mann, der schon sehr gut Deutsch konnte. Ich musste lediglich Kleinigkeiten wie die Kommaregeln oder die Groß-und Kleinschreibung mit ihm besprechen. Allerdings brauche ich für die Hin- und Rückfahrt zu diesem eineinhalbstündigen Unterricht insgesamt drei Stunden, weshalb wir uns darauf einigten, dass er mir ein bisschen mehr bezahlt. Daneben habe ich einen Job in einer Sprachschule für einen Abend in der Woche bekommen. Dort gebe ich zwei Schülern im Alter von 13 Jahren Deutschunterricht. Da die beiden noch ganz am Anfang stehen, ist dieser Unterricht viel schwieriger für mich. Das Buch, das wir benutzen, ist eigentlich für Erwachsene gedacht. Deshalb lernen wir in der zweiten Lektion zum Beispiel die Wörter Spüle, Waschmaschine, Herd und ledig. Dabei bin ich mir unsicher, ob die Kinder dieses Vokabular so schnell brauchen werden. Trotzdem versuche ich, den Kindern Spaß am Deutschlernen zu vermitteln. Das Beste daran ist: Manchmal schaffe ich es, mit meinen Einnahmen sogar die komplette Miete zu bezahlen.
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Die Stadt macht krank
Neulich war Shivaratri, ein hinduistischer Feiertag zu Ehren der Gottheit Shivas. Zigtausende, wenn nicht Millionen Menschen strömten zum Pashupati, der wichtigsten hinduistischen Tempelanlage der Welt, mitten in Kathmandu. Unter ihnen viele Inder, die extra für diesen Anlass den weiten Weg auf sich genommen hatten.
Weil meine Hilfsorganisation Shanti in der Tempelanlage jedes Jahr ein kostenloses Health-Camp für alle Besucher betreibt, mussten wir um 6 Uhr morgens vor Ort sein. Wir bauten Tische, Bänke und Stühle unter einer Plane auf. Außerdem lagerten wir Medikamente und mehr als 500 Liter Wasser, das wir an die Besucher verteilen sollten. Zu Beginn war wenig los. Der größte Trubel fand sowieso im Zentrum der Tempelanlage statt. Ich fühlte mich krank, deshalb haute ich mich im unweiten Shanti-Center noch mal für eine Stunde aufs Ohr. Danach ging es mir ein bisschen besser, aber die leichten Kopfschmerzen und die Appetitlosigkeit waren immer noch nicht weg.
Am Nachmittag füllte sich die Tempelanlage und viele Besucher freuten sich über unser Wasserangebot. Von den Sadus, den Hindu-Priestern, die vor dem Betreten des Tempels nichts essen und trinken dürfen, kamen hingegen nur wenige vorbei. Ein Junge in meinem Alter erreichte mit pumpendem Herz unseren Stand. Man konnte seinen Herzschlag sogar durch sein T-Shirt sehen. Vermutlich stand er unter Drogeneinfluss. Unser Arzt machte allerdings gerade Mittagspause und uns Helfern war es verboten, Menschen medizinisch zu behandeln. Auch diejenigen, die bereits ein Pflegepraktikum oder eine medizinische Ausbildung absolviert hatten, durften nicht einmal seinen Puls messen. Bis der Arzt kam, hatte sich der Herzschlag des Jungen zum Glück wieder etwas beruhigt. Trotzdem wurde er vorsorglich ins Krankenhaus gebracht.
Um 16 Uhr war das Wasser leer und wir bauten ab. Als ich zuhause ankam, legte ich mich ins Bett und bekam prompt Fieber. Nachts übergab ich mich auch noch. Ich musste weg. Weg von dem Lärm, dem Dreck, den Menschen, raus aus der Stadt, die mich krank gemacht hat. Ich konnte es kaum erwarten, aus Kathmandu zu flüchten und wieder saubere Luft zu atmen.
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