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Ein großer Auftrag

Angehende Bootsbauerin Johanna im abi» Blog

Autor:
Johanna

Rubrik:
ausbildung

28.04.2025

In der letzten Woche habe ich ausschließlich Polier-Aufträge bekommen. Oder besser gesagt: einen einzigen Polier-Auftrag, der sehr groß war. Ich bekam die Aufgabe, Aufbau und Freibord eines 20 Meter langen Bootes zu polieren. Dieses Boot hatte zwei Stockwerke – bedeckt mit Gelcoat-Oberfläche. Somit ahnte ich schon, es würde eine längere Zeit dauern, dieses Boot fertig zu polieren. Allerdings war mir nicht bewusst, WIE lange das dauern würde.

Dieser Auftrag war gleichzeitig der Allererste, bei dem ich die „Hauptverantwortliche“ war. Das fand ich aufregend, denn ich trug zum ersten Mal die Hauptverantwortung für ein Boot und würde die gesamte Verwandlung mitbekommen.

Das Polieren bei den anderen Booten dauerte weniger lang, denn a) war ich nicht alleine damit und b) war das Boot kleiner und hatte somit weniger Gelcoat-Oberfläche und c) wurden wir nicht beauftragt, alles zu polieren.

Am Montag fing ich an, am Freitag war ich fertig. 40 Stunden habe ich poliert. Alle Ecken, alle Kanten, alle Seiten. Alles. Und es war eine richtige Herausforderung, denn es brauchte unglaublich viel Geduld.

An den ersten beiden Tagen hat mir das Polieren Spaß gemacht. Ich durfte Musik hören, habe das Boot poliert und war einfach in meiner eigenen kleinen Welt. Ich kam ziemlich gut voran, denn ich war schon am Dienstag mit dem Heck fertig.

Tag drei war ein bisschen frustrierend. Ich erreichte den Gang. Der engste Gang, den ich jemals auf einem Boot gesehen habe. Da konnte ich nicht mal entlanggehen, ohne beinahe über Bord zu fallen! Um das Gelcoat zu polieren, musste ich mich kreuz und quer verbiegen. Ich muss zugeben, dass dieser Bereich sehr frustrierend war. Mal baumelten meine Beine vom Bord, mal war mein ganzer Körper, zerquetscht zwischen Reling und Aufbau. Sogar die Musik hat nicht mehr geholfen. Bei so einer Situation bleibt nur eine Möglichkeit: unglaublich viel Geduld. Irgendwann ist es fertig, sagte ich wiederholend. Und am Ende des Tages war es auch so. Wer hätte das gedacht? Die Hoffnung auf Positives.

Tag vier war dagegen eine riesige Erleichterung. Zum einen habe ich Polier-Unterstützung bekommen, und zum anderen gab es nur noch leicht erreichbare Oberflächen zu polieren.

Am letzten Tag war dann das Wachsen der Oberflächen dran. Schlauerweise hatte ich den schmalen Gang schon am Mittwoch erledigt, darüber war ich sehr froh! Wachsen gefällt mir am meisten, weil das heißt, dass wir kurz vor dem Ende sind. Generell ist das Wachsen ein sehr zügiger Arbeitsschritt, da das Material dünnflüssiger ist und somit weniger schmiert. Außerdem riecht das Wachs angenehmer, ein bisschen nach Banane, was ich lustig finde.

Ruckzuck war die Woche vorbei – und mitsamt der Geduld war der große Auftrag fertig.

Der Aufbau des Bootes hat im Sonnenlicht geglänzt, wie noch nie. Das war schon toll.