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Wie gelangt Wasser vom Himmel in die Erde? Warum treten Flüsse über die Ufer, während es anderswo wochenlang trocken bleibt? Wasser prägt als Grundlage allen Lebens unsere Umgebung auf vielfältige Weise – vom Grundwasser über Flüsse bis hin zu den Ozeanen. Hydrologinnen und Hydrologen widmen sich der Wissenschaft des Wassers. Sie tragen maßgeblich dazu bei, unsere Wasserressourcen zu verstehen und nachhaltig zu nutzen, besonders angesichts der Herausforderungen des Klimawandels. In dieser Episode des abi» Podcasts werfen wir einen Blick hinter die Kulissen dieses Berufs.
Ich kümmere mich um das Grundwassermanagement oder die Grundwasserüberwachung. Wir schauen, dass die Wasserversorgung in Zukunft sichergestellt ist.
Alina Herber ist als Hydrologin tätig.
Jingle: abi», dein Podcast für die Berufsorientierung.
abi»: Hallo und herzlich willkommen zum abi» Podcast. Mein Name ist Nina und ich freue mich, dass du heute eingeschaltet hast. Vielleicht gehörst du auch zu denjenigen, die gerne am Wasser unterwegs sind und nimmst es nicht für selbstverständlich, dass zu jeder Zeit Wasser aus dem Hahn kommt? Dann ist diese Folge genau das Richtige für dich. Denn heute ist Alina bei mir, die als Hydrologin beim Erftverband arbeitet und dazu beiträgt, unsere Wasserressourcen zu verstehen und nachhaltig zu nutzen. Sie gewährt uns einen Blick hinter die Kulissen dieses vielseitigen Berufs und erzählt, ob und wie viel Zeit Hydrologinnen und Hydrologen tatsächlich jenseits des Schreibtischs verbringen.
Hallo Alina, schön, dass du da bist. Was fasziniert dich denn am Thema Wasser und wie bist du überhaupt zur Hydrologie gekommen?
Alina Herber: Oh ja, der Weg zur Hydrologie. Das war jetzt nicht unbedingt so: „Ich mache mein Abi und ich weiß genau, ich werde Hydrologin“. Ehrlicherweise wusste ich überhaupt nicht, was Hydrologie überhaupt so genau alles beinhaltet und was das überhaupt ist. Ich habe mir, als ich Abi gemacht habe, sehr viele Gedanken über meine Berufswahl und meine Studienwahl gemacht und habe Berufsinformationstage besucht. Ich habe ein Praktikum im Krankenhaus gemacht. Ich habe mich einfach mal in Univorlesungen gesetzt und mir das angehört. Und irgendwann war dann für mich klar, ich möchte in den Bereich Naturwissenschaften gehen. Aber so richtig entscheiden wollte ich mich nicht. Ich wollte nicht nur Physik, nicht nur Chemie oder nur Biologie machen. Irgendwie hat mich das alles interessiert. Und dann bin ich auf den Studiengang Umweltnaturwissenschaften in Freiburg gestoßen. Das ist ein interdisziplinärer Studiengang, also fachübergreifend. Und das hat mich total begeistert. Und ja, dann war ich neben diesem Hauptfach ab dem zweiten Semester auch angehalten, ein Nebenfach zu wählen und da gab es dann unterschiedliche Fächer zur Auswahl: Meteorologie, Forstwissenschaften und auch Umwelthydrologie. Dann habe ich mich ein bisschen eingelesen und war am Ende des Tages total fasziniert davon. Dass das Thema Wasser nicht so im Kopf präsent ist, aber ja doch den Alltag von uns bestimmt. Und jeden Tag brauchen wir Wasser und wir halten das für selbstverständlich. Aber die Hintergründe kennenzulernen, das hat mich total fasziniert. Und dann habe ich Umwelthydrologie als Nebenfach gewählt und mich später im Masterstudiengang auch im Bereich Hydrologie weiter spezialisiert.
abi»: Gab es irgendwelche besonderen Erfahrungen, auch im Rahmen deines Masterstudiums, die deine Begeisterung für Wasser und für den Beruf dann besonders geprägt haben?
Alina Herber: Ja, wir haben im Masterstudiengang natürlich auch viel mehr praktischere Dinge gemacht. Also wir haben nicht nur Datenmanagement und -analyse betrieben, sondern waren auch viel im Feld und haben uns teilweise vor Ort im Schwarzwald, in der Schweiz, in Norditalien Dinge angeschaut. Wir haben Messkampagnen durchgeführt und draußen sein, selbst auch mal Daten erheben, mit der Wathose im Wasser stehen und Abflussmessungen durchführen, das hat wirklich viel Spaß gemacht.
abi»: Und jetzt bist du ja mittlerweile als Hydrologin tätig. Kannst du mal ein bisschen beschreiben, welche Aufgaben zu deinem Arbeitsalltag gehören?
Alina Herber: Ja, tatsächlich bin ich jetzt im Bereich der Hydrogeologie tätig. Das heißt, ich kümmere mich um das Grundwassermanagement oder die Grundwasserüberwachung. Ich bin in einem Umweltverband angestellt, und wir schauen dann auch, dass die Planungen für die Zukunft hier in der Region eben nachhaltig erfolgen, also dass die Ressource Wasser entsprechend nachhaltig bewirtschaftet wird, dass die Wasserversorgung in Zukunft sichergestellt ist. Am Ende des Tages bin ich jetzt in einem Beruf gelandet, der auch viel Schreibtischtätigkeiten beinhaltet. Aber das heißt nicht, dass ich nicht weiterhin auch noch vor die Tür komme und auch hier und da unterwegs bin.
abi»: Also da spielst du ja schon auf unser Rubrikenthema an: „Berufe jenseits des Schreibtisches“. Ganz ohne Schreibtischarbeit geht es dann doch nicht?
Alina Herber: Im Bereich der Hydrologie geht es ja nicht nur um die Datenerfassung im Feld, sondern eben auch darum, dass man Daten aufbereitet, visualisiert und interpretiert und teilweise dann eben auch Prognosen macht, beispielsweise über Hochwasservorhersagen oder Entwicklungen von Grundwasserverhältnissen, um dann die richtigen Entscheidungen treffen zu können. Im Bereich der Hydrologie geht es auch darum, die Entscheidungsträger zu beraten oder Gutachten zu erstellen. Da ist man dann eben dann doch ein bisschen schreibtischlastiger unterwegs.
abi»: Und gibt es etwas, das dich an deiner Tätigkeit besonders überrascht hat oder das ganz anders war, als du es dir vielleicht noch im Studium erwartet hattest?
Alina Herber: Wirklich überrascht hat mich da jetzt nichts Konkretes. Was ich vielleicht noch mal sagen kann, das hatte ich ja auch am Anfang schon erwähnt, ist, dass wir sehr viel im Bereich der Wasserwirtschaft für selbstverständlich halten. Wir machen den Wasserhahn auf und es kommt sauberes Trinkwasser. Dahinter steckt dann doch sehr viel mehr Arbeitsaufwand und auch sehr viel mehr Gedanken, die man sich dazu machen könnte.
abi»: Das führt mich auch zur nächsten Frage: Inwieweit ist die Arbeit von Hydrologinnen und Hydrologen für kommende Generationen ebenfalls besonders wichtig? Warum ist dieser Beruf für junge Menschen so interessant?
Alina Herber: Die Berufsaussichten im Bereich der Hydrologie sind, glaube ich, wirklich ganz gut. Also es gibt immer mehr Fragen um das Wassermanagement. Zum einen, weil sich das Klima verändert und damit natürlich auch höhere Temperaturen in der Atmosphäre sind. Mehr Wasser kann verdunsten und damit verändert sich auch das Niederschlagsverhalten, also die Menge oder die lokalen Regenmuster verändern sich. Und damit gibt es dann ganz neue Fragestellungen. Es gibt das Thema Hochwassergefahren, aber auch Niedrigwassermanagement, das mit dem Klimawandel dann immer präsenter werden wird. Was ich mache, ist die Grundwasserressourcen zu überwachen und eben auch die Wasserversorgung für die Zukunft sicherzustellen. Das heißt, die Arbeiten, die wir heute machen, sichern die Trinkwasserversorgung für die Bevölkerung, aber auch die Versorgung von Wasser für Industrie und Landwirtschaft in der Zukunft. Das heißt, jede Handlung, die wir heute machen, um das Grundwasser zu schützen, schützt auch die Lebensgrundlage von unseren zukünftigen Generationen.
abi»: Das ist ein schöner Satz. Und was ist für dich das Spannendste an deinem Beruf und vor welchen Herausforderungen siehst du dich, gerade im Zusammenhang mit dem Klimawandel?
Alina Herber: Was mir an meinem Beruf so Spaß macht, ist die Vielfältigkeit. Zum einen beschäftige ich mich viel mit Grundwassermodellen und damit, Daten zu verarbeiten, um Prognosen zu erstellen. Das ist ein Bereich meiner Tätigkeit, der auch ein bisschen Geomatik, also auch Programmierkenntnisse bedarf. Auf der anderen Seite stehe ich aber auch teilweise abends bei Veranstaltungen in politischen Ausschüssen oder vor der Bevölkerung und informiere da über die fachlichen Zusammenhänge, was dann natürlich ein ganz anderer Arbeitsalltag ist, bis hin zu den Malen, wo man Gewässerbegehungen macht, um zu untersuchen, ob grundwasserabhängige Feuchtgebiete auch noch den Zustand haben, den sie haben sollen. Es ist also ein sehr vielfältiger Job. Es fasziniert mich am meisten daran, dass der Arbeitsalltag sehr unterschiedlich aussehen kann.
abi»: Du hast es vorhin erwähnt, dass du im Studium auch mal die Wathose angezogen hast. Ist das jetzt auch manchmal noch der Fall?
Alina Herber: Es ist in meinem Tätigkeitsbereich eher weniger der Fall. Aber es gibt auch viele Kolleginnen und Kollegen in anderen Abteilungen, in meinem Unternehmen oder in anderen Bereichen, die sind tatsächlich mehr draußen unterwegs, beispielsweise die Personen, die Renaturierungen von Flussgewässern planen. Die müssen sich natürlich vor Ort genau das Gebiet anschauen und die Begebenheiten kennen. Oder es gibt Einsatzmöglichkeiten im Bereich der Hydrometrie, also das Messwesen, in dem man dann Abflussmessungen macht oder Proben in der Natur nimmt. Der Beruf Hydrologin oder Hydrologe, das ist sehr weit gefasst und sehr vielfältig.
abi»: Ja, liebe Alina, dann danke ich dir für diese vielfältigen Einblicke in deinen interessanten Beruf und in die spannende Ressource Wasser.
Alina Herber: Ja, gerne.
abi»: Danke, dass du dabei warst. Weitere Beiträge zum Thema Hydrologie findest du auf abi.de. Unter „Studium > Studienbereiche > Mathematik, Naturwissenschaften“ findest du „Hydrowissenschaften“ oder unter „abi.de > Studium > Berufspraxis > Dienstleistung“ gibt eine Ingenieurin für Wasserwirtschaft Einblick in ihre Tätigkeiten. Das war dein abi» Podcast. Redaktion und Produktion: Dr. Nina Röder für den Meramo Verlag im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.
Stand: 20.12.2024
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