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Work & Travel in Australien: Im Camper durch Australien

Nach dem Abitur reiste Alia G. (20) mit einer Freundin durch Australien. In sechseinhalb Monaten ging es unter anderem nach Melbourne, Tasmanien, Sydney und Cairns. Der selbst organisierte „Work & Travel“-Trip endete allerdings im März 2020 aufgrund der Corona-Pandemie vorzeitig.

Landschaftsaufnahme mit Meer im Hintergrund aus dem Autofenster.

An die plötzliche Ausreise aus Australien kann Alia G. sich noch gut erinnern: „Eigentlich hatten wir geplant, acht Monate in Australien zu bleiben. Aber als die innerstaatlichen Grenzen dichtgemacht wurden, riet man uns Backpackern so schnell wie möglich den nächsten Flughafen aufzusuchen und nach Hause zu fliegen.“ Außerdem wurden Campingplätze, Hostels und Hotels geschlossen, was einen weiteren Aufenthalt unmöglich machte.

„Wir hatten ein spezielles Kombi-Ticket für flexible Hin- und Rückflüge gebucht, das kurzfristig storniert wurde. Flüge für die Ausreise konnte man nur noch 48 Stunden vorher buchen, es musste also alles sehr schnell gehen. Das war nervenaufreibend“, erinnert sich die Studentin.

Einmal durch Down Under

Ein Porträt-Foto von Alia G. Ein Porträt-Foto von Alia G.

Alia G.

Im September 2019 war davon noch nichts zu ahnen. Startpunkt des „Work & Travel“-Aufenthalts war Adelaide im Süden Australiens. „Dort waren wir schon einmal mit der Schule und es ist schön, irgendwohin zurückzukommen, wo man sich bereits auskennt und Freunde hat“, erzählt Alia G. „Für eine Woche ging es anschließend nach Kangaroo Island um bei einer Familie zu arbeiten und auf ihre Kinder aufzupassen. Der Name der Insel ist Programm.“

Mit der App Workaway fanden die Rucksackreisenden Menschen, die ihnen im Gegenzug für ihre Arbeitszeit Essen und Unterkunft anboten. „So konnten wir sehr viel Geld sparen, das ansonsten für Hotels und Lebensmittel draufgegangen wäre. Die sind in Australien teuer.“ In der App werden allerdings nur Jobs ohne Bezahlung angeboten – für die beiden jungen Frauen genau das Richtige: „Wir wollten einfach mehr erleben und öfter den Ort wechseln. Das wäre nicht gegangen, wenn wir bezahlte Arbeit angenommen hätten“, sagt die 20-Jährige.

Great Ocean Road und Ostküste

Die nächste Station war Melbourne. „Dorthin sind wir entlang der Great Ocean Road  mit einem gemieteten Camper gefahren. Unterwegs haben wir auf kleinen Campingplätzen übernachtet, die billiger sind und auf denen man viele andere Backpacker kennenlernt. Wir machen ja irgendwie alle das Gleiche in Australien“, sagt sie lachend. Anschließend ging es mit der Fähre für vier Wochen nach Tasmanien. „Dort haben wir bei drei Familien gearbeitet und gelebt und vor allem bei landwirtschaftlichen Tätigkeiten geholfen.“ Bei einer älteren Dame haben sie Wände gestrichen und im Garten ausgeholfen. Grundsätzlich erledigten Alia G. und ihre Freundin immer Aufgaben, die gerade anfielen. „Die alte Dame war so nett und hat uns viel Freizeit zugestanden, in der sie uns ihr Auto geliehen hat, damit wir uns die Insel anschauen konnten. Einmal ist sie sogar mit uns in den Nationalpark gefahren“, erinnert sich Alia G.

Die nächste Etappe der Reise war Sydney, das sie mit einem Inlandsflug erreichten. Dort haben sich die beiden jungen Frauen um das Haus von Bekannten mit Pool und Hund gekümmert, was sich „Housesitting“ nennt. „Es war schön, das normale Leben kennenzulernen und nicht immer nur Reisende zu sein“, sagt die Studentin. „Danach sind wir mit dem Greyhound Bus die Ostküste hinauf. Das ist die typische Backpacker-Route: Jeder, egal ob er zwei Monate oder sechs Jahre nach Australien kommt, macht das mindestens einmal.“ Verschiedene berühmte Stopps waren zum Beispiel Surfers Paradise, Byron Bay, Fraser Island und die Whitsunday Islands. Endstation war die Backpacker-Stadt schlechthin: Cairns. „Am besten gefallen hat mir Byron Bay“, erinnert sich Alia G. „Das ist ein richtiges Hippie-Dorf, wo es eigentlich nur Reisende gibt. Und auf Whitsunday Islands hatte ich den schlimmsten Sonnenbrand. Der Strand dort besteht aus weißem Sand, der die Sonne stark reflektiert.“

Die letzte Station

Cairns, der Endpunkt der Reise entlang der Ostküste, liegt im Norden Australiens und hat tropische Temperaturen und eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit. Vor der Türe befindet sich der Zugang zum Great Barrier Reef. „Sechs Wochen lang waren wir dort und haben in einem Hostel gearbeitet. Gewohnt haben wir im Staff House mit den Leuten, mit denen wir tagsüber zusammengearbeitet haben. Dadurch haben wir viele Kontakte knüpfen können, anders als wenn man immer auf der Durchreise ist. Cairns ist dafür perfekt, weil es sehr klein ist und man sich schnell zurechtfindet und wohlfühlt“, erinnert sich die 20-Jährige.

In einer finalen Etappe ging es mit Auto und Boot eines Bekannten die Westküste hinunter. Für die Reise an die Westküste nutzen Alia G. und ihre Freundin wieder einen Inlandsflug „Unser letzter Stopp war Coral Bay. Danach sind wir in zwei Tagen 1.120 Kilometer nach Perth zum Flughafen gefahren und haben gerade noch einen Flug nach Hause bekommen“, erzählt sie.

Tipps und Tricks

Die Organisation des „Work & Travel“-Aufenthalts hat Alia G. komplett selbst übernommen. Es gibt aber auch Veranstalter, die diesen Service anbieten. Um die Reisekosten von etwa 5.000 Euro zu finanzieren, hat die Studentin vor der Reise gejobbt und Geld gespart. Wer selbst plant, sollte sich vorher informieren und Einiges beachten. „Man sollte überlegen, zu welcher Jahreszeit man welchen Ort besuchen möchte“, rät die 20-Jährige, die inzwischen im zweiten Semester Humanmedizin studiert. „Als wir an der Ostküste waren, war dort zum Beispiel gerade Jellyfish-Zeit. Das heißt, zu dieser Zeit befinden sich besonders viele Quallen im Wasser, sodass man nur mit Neoprenanzug hineingehen sollte.“

Das passende Visum nennt sich „Working Holiday Visum“ und ist das klassische „Work & Travel“-Visum. Es gilt ein Jahr lang. Verschiedene Apps wie Hostelworld oder Workaway erleichtern die Planung von Unterkunft und Arbeitsmöglichkeiten. Ein guter Tipp sind außerdem spezielle Gruppen bei Facebook. Dort kann man von Arbeit bis Mitfahrgelegenheiten alles finden und sich mit anderen Backpackern vernetzen. „Wer einen fahrbaren Untersatz braucht, sollte im Kopf haben, dass viele Autovermietungen erst ab 21 Jahren vermieten“, unterstreicht sie. „Viele kaufen auch ein Auto. Das bietet sich aber nur an, wenn man in einem Gebiet bleiben möchte. Sonst muss man das Auto ständig neu zulassen.“

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