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Parfümeurin: Duftkomponistin mit feiner Nase

Wir kuscheln uns in frische Bettwäsche, denken beim Geruch von Plätzchen an Weihnachten und lassen uns von einem blumigen Parfüm betören. Düfte begleiten uns durch das gesamte Leben und wecken Bilder und Emotionen. Für die Parfümeurin Mareike Beck (34) ist jeder Duft ein einzigartiges Erlebnis – und ihre Kreationen sind viel mehr als reine Auftragsarbeit.

Kleine Fläschchen mit Parfüm-Inhaltsstoffen

„Etwas Grasgrünes, ein bisschen Pfirsichfruchtiges und noch eine blumige Note“, sagt Mareike Beck. Ein Tröpfchen hiervon, ein Tröpfchen davon – fast spielerisch kombiniert die 34-Jährige die einzelnen Duftnoten zu neuen Akkorden. Gleich einer guten Musikerin hat sie die Melodie bereits im Kopf.

Mal greift sie auch zur Duftorgel, die eigentlich ein großes Regal ist, in dem sich fein säuberlich geordnet Hunderte kleiner Fläschchen mit Duftnoten türmen. Ihr Ziel: Eine harmonische Komposition zu kreieren, bei der man nicht mehr die einzelnen Noten herausriecht, sondern das große Ganze.

Als Quereinsteigerin in die Parfümerie

Ein Porträt-Foto von Mareike Beck Ein Porträt-Foto von Mareike Beck

Mareike Beck

Die Unabhängigkeit und Freiheit, etwas völlig Neues zu kreieren, machen die experimentierfreudige Parfümeurin in ihrem Beruf glücklich. „Ich liebe es, Dinge zu erschaffen, und halte mich dabei nicht gerne an Anleitungen“, bemerkt Mareike Beck. „Schon in der Küche habe ich alles ausprobiert – von der vielschichtigen Torte bis zur fermentierten Chilisauce.“

Zur Parfümerie kam die studierte Lebensmitteltechnologin durch Zufall. Da es in Deutschland keine staatlich anerkannte Ausbildung zum*zur Parfümeur*in gibt, war Mareike Beck als Quereinsteigerin keine Seltenheit. Wie die meisten Parfümeur/innen wurde sie nach einem naturwissenschaftlichen Studium als Trainee direkt im Unternehmen ausgebildet.

Langer Schöpfungsprozess mit Riechproben

Für Mareike Beck geht mit jedem Kundenauftrag ein neuer Experimentierprozess los. Zunächst sammelt sie bei einem Brainstorming mit Kolleginnen und Kollegen Ideen und Bilder für den neuen Duft. Danach kann sie die ersten Formeln entwickeln. Viele Arbeitsschritte erfolgen mittlerweile am Computer: Darunter die Rezepturerstellung, Rohstoffsuche in Datenbanken oder Prüfung auf Restriktionen. Auf die ersten Entwürfe folgt ein wochenlanger Kreislauf aus Riechproben und Anpassungsschleifen.

Kommt ein Duft schließlich in die Endauswahl, muss er sich einer strengen Qualitätskontrolle unterziehen. Praktische Tests sollen überprüfen, wie das Produkt zum Beispiel nach dem Waschen riecht oder welche Allergene es beinhaltet. Wird der Duft diesen Anforderungen gerecht, darf seine Formel unveränderbar festgelegt werden. Die Marketingabteilung präsentiert das Gesamtwerk samt Namens- und Verpackungsvorschlag dem Kunden.

Nach wochenlangem Schöpfungsprozess riecht Mareike Beck zufrieden an der vollendeten Duftkomposition. Dass ihr Werk nun ganz anonym in den Handel wandert, stört sie nicht. Die meisten Parfümeurinnen und Parfümeure kreieren im Hintergrund. „Das wäre mir auch viel zu anstrengend, wenn mich jemand fragen würde: ‚Darf ich ein Foto machen mit Ihnen und dem Waschmittel?‘“, erzählt Mareike Beck lachend. Sie hat Spaß am Entwicklungsprozess. Und doch kann sie den Stolz nicht verbergen, wenn sie ihre eigenen Duftkreationen im Drogerieladen in der Hand hält: „Es ist genau dieser Moment, auf den man hingearbeitet hat.“