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Tiermedizin studieren: Hund, Katze, Kuh

Was für viele ein Kindheitstraum bleibt, geht für Alexandra Rimpl in Erfüllung: Die 22-Jährige studiert Tiermedizin an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) und möchte nach ihrem Abschluss in einer Praxis arbeiten.

Ein kleiner Hund steht auf einer Fläche, seine rechte Pfote ist mit einem pinken Verband umwickelt und wird von einer menschlichen Hand gehalten.

Ein letzter Schnitt mit der Krallenschere, dann ist der quirlige Mischling entlassen. Die Besitzerin, eine ältere Dame, zeigt sich ebenso wie ihre Hündin erleichtert. Sie kommen regelmäßig in die familiäre Kleintierpraxis im Münchner Stadtteil Moosach, wo Alexandra Rimpl seit fast einem Jahr als studentische Hilfskraft mitarbeitet: „Das Schönste an der Arbeit ist, wenn eine Behandlung anschlägt“, erzählt sie. Wobei sich Tier und Mensch meist gleichermaßen freuen: „Man betreut den Menschen immer auch ein bisschen mit“, sagt die angehende Tierärztin schmunzelnd.

Die 22-Jährige studiert im achten Semester Tiermedizin an der LMU München und ist noch lange nicht am Ziel. Denn die Regelstudienzeit bei Tiermedizin einschließlich Prüfungszeiten beträgt fünf Jahre und sechs Monate. Allein der wissenschaftlich-theoretische Studienteil mit 3.850 Stunden Pflichtlehr- und Wahlpflichtveranstaltungen dauert viereinhalb Jahre. Dazu kommt ein praktischer Studienteil mit insgesamt 1.170 Stunden.

  • Ein Portraitfoto von Alexandra R.

    Das Schönste an der Arbeit ist, wenn eine Behandlung anschlägt.

    Alexandra Rimpl

Studium in zwei Abschnitten

Nicht nur durch die Studiendauer und die insgesamt sechs Praktika, die in unterschiedlichen Bereichen abgeleistet werden müssen, unterscheidet sich Tiermedizin von klassischen Bachelor- und Masterstudiengängen. Studiert wird bundesweit nach wie vor auf Staatsexamen, wobei sich das Studium in zwei große Abschnitte teilt: den vorklinischen und den klinischen Abschnitt. Dabei ist genau vorgegeben, wann welche Kurse zu absolvieren sind.

Los geht es in den ersten vier Semestern mit dem Vorklinikum, in dem naturwissenschaftliches Grundwissen vermittelt wird, darunter Fächer wie Biochemie, Anatomie und Physiologie: „Es geht im Wesentlichen darum zu verstehen, wie der Körper funktioniert“, erläutert Alexandra Rimpl. Aber auch Tierschutzethik und Geschichte der Veterinärmedizin stehen auf dem Lehrplan.

Im klinischen Abschnitt dreht sich dann vom fünften bis zum achten Semester alles rund um Erkrankungen und ihre Behandlung, von Virologie und Bakteriologie über Chirurgie bis zu Pharmakologie. Im neunten Fachsemester arbeiten die Studierenden in einer Klinik und wählen vorab einen Schwerpunkt. Alexandra Rimpl hat sich für die Wiederkäuerklinik entschieden. Im zehnten Semester bleibt Zeit für Praktika, die noch offen sind. Im elften und schließlich letzten Semester stehen eine Reihe von Abschlussprüfungen an.

Viele Prüfungen

Von Anfang an gibt es zahlreiche „kleinere“ Prüfungen, die bestanden werden müssen, um zu den „großen“ Prüfungen zugelassen zu werden. Die „großen“ Prüfungen sind das Vorphysikum nach dem zweiten Semester, das Physikum nach dem vierten Semester sowie drei Staatsexamen, die in mehreren Abschnitten über das Studium verteilt abgelegt werden: „Dazu gehören zum Beispiel ein Multiple-Choice-Test in Parasitologie nach dem sechsten Fachsemester und eine mündliche Prüfung über Tierhaltung und Tierhygiene nach dem achten Fachsemester“, erzählt Alexandra Rimpl. „Von den vielen Prüfungen sollte man sich aber nicht abschrecken lassen“, findet sie. Das Studium sei schwierig, aber machbar. Vorwissen sei nicht erforderlich, aber ein grundsätzliches Interesse an naturwissenschaftlichen und medizinischen Themen notwendig.

Kleiner Hemmschuh: Nur mit dem kleinen Latinum kann man zum Vorphysikum zugelassen werden. „Wer in der Schule kein Latein hatte, kann alternativ am Kurs Tiermedizinische Terminologie teilnehmen“, ergänzt die angehende Tiermedizinerin.

Nicht romantisieren

Was nach unfassbar viel Lernen klingt, ist für Alexandra Rimpl ein Kindheitstraum: „Vom Kindergarten bis zum Abitur hat sich daran nichts geändert.“ Geburtshilfe bei Kühen oder mit Pferden umgehen – da sie auf einem Nebenerwerbshof aufgewachsen ist, ist sie damit groß geworden. Tieren helfen zu wollen, dürfe man aber nicht romantisieren: „Man muss auch damit klarkommen, Tiere einzuschläfern.“ Dank ihrer sehr guten Abinote konnte sie gleich mit dem Studium beginnen: „Ich wusste in der Schule, ich brauche gute Noten.“ Ihr Plan B: „Ich hätte eine Ausbildung als Tiermedizinische Fachangestellte gemacht, um die Zeit zu überbrücken.“

Nach ihrem Abschluss möchte sie auf jeden Fall in einer Praxis arbeiten: Ob mit Groß- oder Kleintieren, ist noch offen. „Beides hat Vor- und Nachteile. Bei den meisten ergibt sich das aber auch erst später.“ Auch eine Promotion oder eine Facharztausbildung kann sie sich vorstellen. Da sie sich seit dem ersten Semester in der Fachschaft engagiert, saß sie bei Fragen zum Studium gleich an der Quelle: „Man bekommt viel mit und kann auch vieles bewegen.“

Tiermedizin studieren

Tiermedizin oder auch Veterinärmedizin kann in Deutschland derzeit an fünf Hochschulen studiert werden: in Berlin, Gießen, Leipzig, München und Hannover. Das Studium ist zentral zulassungsbeschränkt, die Studienplätze werden über Hochschulstart vergeben. Die Regelstudienzeit beträgt elf Semester. Das Studium endet mit dem Abschluss Staatsexamen.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Tiermedizin)
www.arbeitsagentur.de/berufenet

studienwahl.de

Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier findest du Informationen zu den Studienmöglichkeiten in Deutschland und alle Infos rund ums Studieren.
www.studienwahl.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.
arbeitsagentur.de/studiensuche

hochschulstart.de

Hochschulstart ist eine Serviceplattform der Stiftung für Hochschulzulassung (SfH). Sie koordiniert mit Hilfe des Dialogorientierten Serviceverfahrens (DoSV) die Bewerbungen für grundständige Studiengänge und ist zuständig für die Durchführung des Zentralen Vergabeverfahrens von bundesweit zulassungsbeschränkten Studienplätzen in den Fächern Humanmedizin, Tiermedizin, Zahnmedizin und Pharmazie.
www.hochschulstart.de

Video Tiermedizin

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