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Studieren im öffentlichen Dienst: Von Archiv bis Zoll

Verstaubt und bürokratisch? Von wegen! Der öffentliche Dienst bietet Abiturientinnen und Abiturienten insbesondere durch ein Studium vielfältige Tätigkeitsfelder – und attraktive Arbeitsbedingungen.

Eine Frau berät einen Kunden am Telefon und macht sich Notizen zum Gespräch.

Für Geschichte konnte Jonas Körtner sich schon immer begeistern. Seit einem Schülerpraktikum in einem Staatsarchiv war für ihn klar, dass er Archivar werden möchte. Er bewarb sich nach dem Abitur für ein duales Studium beim Bundesarchiv.

In den Auswahltests musste er nicht nur seine historischen und politischen Kenntnisse unter Beweis stellen, sondern auch einen Vortrag über das Bundesarchiv im digitalen Zeitalter vorbereiten und seine Motivation in einem Gespräch darlegen. Dann kam die Zusage und Jonas Körtner wurde Archivinspektoranwärter.

Drei Jahre, fünf Umzüge, unzählige Eindrücke

Ein Poträt-Foto von Jonas Körtner. Ein Poträt-Foto von Jonas Körtner.

Jonas Körtner

Der Vorbereitungsdienst im Bundesarchiv gliedert sich in praktische und theoretische Phasen an verschiedenen Standorten in Deutschland. In der Abteilung Militärarchiv in Freiburg im Breisgau lernte Jonas Körtner, Akten aus der Reichs- und Kriegsmarine sowie Nachlässe von Bundeswehrgenerälen für zukünftige Nutzerinnen und Nutzer zugänglich zu machen. In der Berliner Dienststelle beschäftigte er sich mit den Unterlagen des Ministeriums für Justiz der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Und im praxisbegleitenden Unterricht erwarb er Grundkenntnisse in Aktenkunde, Bestandserhaltung und dem Lesen alter Schriften.

Einen Teil des Studiums absolvierte der 26-Jährige an der Hochschule für öffentliche Verwaltung im rheinland-pfälzischen Mayen. Hier wurden ihm die Grundlagen des Verwaltungsrechts und des öffentlichen Dienstrechts vermittelt. An der Archivschule in Marburg hatte er eineinhalb Jahre Zeit, um sich mit den Methoden seines Fachs vertraut zu machen, bevor er schließlich nach drei Jahren und fünf Umzügen wieder in Freiburg seine Abschlussarbeit schrieb. Seit drei Jahren ist er als Archivinspektor tätig.

Public Services: Dienstleistungen für den Bürger

Die Möglichkeit der Verbeamtung bieten öffentliche Arbeitgeber ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern überall da, wo es um hoheitliche Aufgaben geht – von Verwaltung und Sicherheit über Gesundheit und Bildung bis hin zum Umweltschutz (siehe die Berufsreportage Der Abfallexperte). Arbeitgeber kann die Bundesrepublik, ein Bundesland sowie eine Stadt, Kommune oder Gemeinde sein. Man kann in einem Ministerium, bei der Polizei, in einer Schule oder bei der Bundesagentur für Arbeit tätig werden.

Auch Angestellte im öffentlichen Dienst, die nicht verbeamtet sind, müssen in der Regel keine Angst vor einer Kündigung haben, meint Michael Hümmer, Berufsberater bei der Agentur für Arbeit Fürth. Den öffentlichen Dienst erklärt er so: „Der englische Begriff ‚Public Services‘ beschreibt, um welche Art von Aufgaben es im öffentlichen Dienst geht. Es sind Dienstleistungen, die der Staat und seine Organe für die Bürger erbringen – in den Bereichen Sicherheit, Gesundheit, Verwaltung, Bildung, Rechtspflege und der staatlichen Sozialversicherungssysteme – auf den Ebenen des Bundes, der Bundesländer und der Kommunen.“

Abiturientinnen und Abiturienten können zum Beispiel in den gehobenen nichttechnischen Dienst einsteigen, Masterabsolventinnen und -absolventen in den höheren Dienst (siehe die Übersicht „Qualifikationsebenen im öffentlichen Dienst“). Wer in der allgemeinen Verwaltung oder in der Sozialverwaltung arbeitet, wird dem nicht-technischen Verwaltungsdienst zugeordnet. Für den technischen Verwaltungsdienst benötigt man ein technisches Studium. „Grundsätzlich sollten alle, die sich für einen Einstieg im öffentlichen Dienst interessieren, Offenheit für rechtliche Themen mitbringen, denn jedes staatliche Handeln basiert auf den Grundlagen des Gesetzes“, betont Michael Hümmer.

Gerade wenn es um die Besetzung von Positionen für Spezialistinnen und Spezialisten geht, ist ein Quereinstieg grundsätzlich möglich: „In den öffentlichen Bauverwaltungen etwa werden Bauingenieure und Architekten gesucht, in den Gesundheitsämtern Ärzte, wissenschaftliche Mitarbeiter mit naturwissenschaftlichem Background und IT-Spezialisten“, weiß Michael Hümmer.

Werbetrommel für die sicheren Jobs

Timon Matzick hat sich für ein duales Studium der öffentlichen Verwaltung beim Land Mecklenburg-Vorpommern entschieden und engagiert sich in der Jugend des DBB Beamtenbund und Tarifunion. Er selbst hat sich zu Studienbeginn verpflichtet, seinem Arbeitgeber nach dem Abschluss weitere fünf Jahre lang treu zu bleiben. Hält er sich nicht an diese Abmachung, muss er das während des Studiums gezahlte Gehalt anteilig zurückerstatten.

Ähnliche Bedingungen gelten bei anderen dualen Studiengängen im öffentlichen Dienst (siehe das FAQ „Studieren im öffentlichen Dienst“), etwa an der Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA) (siehe die Studienreportage „Arbeitsmarktmanagement“). Dies ist nur die eine Seite der Medaille: „Die andere Seite ist, dass man während des Studiums bezahlt wird und schon früh weiß, dass man eine sichere Perspektive hat“, sagt Timon Matzick.

Die aktuell rund 39 Prozent der Beschäftigten des öffentlichen Diensts, die in einem Beamtenverhältnis stehen, profitieren darüber hinaus von weiteren Vorteilen – etwa den Kinderzuschüssen und den Pensionsansprüchen. Weil der Bedarf an Nachwuchskräften im öffentlichen Dienst groß ist, versucht der DBB mit seiner Kampagne „Die Unverzichtbaren“, auf die Vielfalt der Einsatzbereiche aufmerksam zu machen. Timon Matzick erklärt: „Auf der Webseite können Interessiere in einem Test herausfinden, welche Tätigkeit zu ihnen passt. Vom Feuerwehrmann und der Polizistin über die Archivarin und den Lehrer bis hin zur Beamtin in der Steuerverwaltung, der Juristin und dem Zollbeamten ist die Bandbreite riesig“.

Mehr Information

BERUFENET

Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild.
www.arbeitsagentur.de/berufenet

Studiensuche

Die Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit hilft dir bei der Auswahl von Studienort und Studienfach.
www.arbeitsagentur.de/studiensuche

studienwahl.de

Infoportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier findest du Informationen zu allen Studienmöglichkeiten in Deutschland. 
studienwahl.de

Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung

hsbund.de

Hochschule der Bundesagentur für Arbeit (HdBA)

hdba.de

Universität der Bundeswehr München

unibw.de

DBB Beamtenbund und Tarifunion

dbb.de