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Schritt 5: Bewerben und vorbereiten

Die Entscheidung für den Wunschberuf ist das eine. Doch was muss ich dabei alles beachten? Welche Voraussetzungen sollte ich erfüllen? Und wo bekomme ich Hilfe?

Eine Freu und ein Mann sitzen an einem Schreibtisch und besprechen Dokumente, die vor ihnen liegen.

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Für viele ist es eine große Erleichterung, wenn sie sich endlich für eine Ausbildung oder einen Studiengang entschieden haben. Damit ist es allerdings noch nicht getan. Denn als nächstes gilt es, die Details zu klären. Wo genau möchte ich studieren oder meine Ausbildung absolvieren? Wie bewerbe ich mich? Und was brauche ich überhaupt dafür?

„Ich empfehle immer, sich nicht nur allein Gedanken zu machen“, sagt Berufsberater Dr. Paul Stallmeister von der Agentur für Arbeit Ahlen-Münster. „Es ist natürlich sehr sinnvoll, sich im Internet und in Broschüren selbst etwas anzulesen und Notizen zu machen. Die Flut an Informationen und Eindrücken ist jedoch oft so groß, dass es schwierig sein kann, den Überblick zu behalten.“

Kostenfreie Beratung der Agenturen für Arbeit

Berufsberater Dr. Paul Stallmeister Berufsberater Dr. Paul Stallmeister

Er rät daher, sich zwischendrin immer wieder mit Fachleuten zu besprechen. „Berufsberaterinnen und Berufsberater der Agenturen für Arbeit haben viel Erfahrung und einen guten Überblick über die Berufe und den Arbeitsmarkt. Sie können helfen, die Informationen einzuordnen“, sagt Paul Stallmeister. Die Beratung ist kostenfrei und kann für Ausbildungs- und Studienfragen in Anspruch genommen werden (web.arbeitsagentur.de/portal/kontakt/de). Mit den Fachleuten kannst du auch klären, wie die Chancen auf dem Arbeitsmarkt mit einem bestimmten Beruf wären oder wie sinnvoll ein englischsprachiges Studium sein könnte.

Weitere Ansprechpersonen an Hochschulen sind Studienberaterinnen und -berater. Sie wissen beispielsweise, wie sich einzelne Studiengänge inhaltlich voneinander unterscheiden und welche Voraussetzungen du für eine Bewerbung erfüllen musst. Suchst du hingegen Informationen zur Finanzierung des Studiums oder eine Wohnung, kannst du dich an die Studierendenwerke wenden.

Bei Ausbildungsberufen helfen Expertinnen und Experten der Handwerkskammern (HWK) oder der Industrie- und Handelskammern (IHK). Handwerkskammern sind für Berufe im Handwerk zuständig, darunter Bäcker/in, Maßschneider/in oder Tischler/in. Bei IHKs wiederum stehen Berufe im Bereich Industrie und Handel im Mittelpunkt. Das können etwa Industriekaufmann/-frau, Hotelfachmann/-frau oder Kaufmann/-frau im Einzelhandel sein. „Die Kammern kennen auch die Betriebe gut, die junge Menschen ausbilden“, weiß der Berufsberater.

Generell findest du ausgeschriebene Stellen für duale Ausbildungen in der Ausbildungsplatzsuche der Bundesagentur für Arbeit. Nach schulischen Ausbildungen in ganz Deutschland kannst du über Berufsausbildung und mehr recherchieren.

Gute Deutschkenntnisse erforderlich

Wichtig sind in jedem Fall gute Deutschkenntnisse. „Für den handwerklichen Teil einer Ausbildung könnte das Niveau B1 ausreichen“, sagt der Berufsberater. „Allerdings kann es schwieriger sein, in der Schule mitzukommen. Deswegen empfehle ich eher B2.“ Bei Hochschulen sind die sprachlichen Herausforderungen noch größer, weswegen meist ein C1-Zertifikat verlangt wird, zum Beispiel ein TestDaF-Zertifikat (Test Deutsch als Fremdsprache) oder ein DSH-Zertifikat (Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang).

„Bei einem Studium ist es die Regel, dass ein formaler Sprachnachweis nötig ist. Bei Ausbildungen ist die Lage weniger einheitlich: Es kann ein Zertifikat verlangt werden, etwa auf dem Niveau B2. Möglicherweise entscheiden aber auch die Arbeitgeber, ob sie die Sprachkenntnisse für ausreichend halten“, sagt Paul Stallmeister. „Deswegen ist es so wichtig, sich früh über die Voraussetzungen zu informieren und das entsprechende Zertifikat zu erlangen.“ Denn auch das sollte man bedenken: „Nicht nur der Orientierungsprozess braucht Zeit. Auch für das Erlernen der Sprache muss man ausreichend Zeit einplanen.“

Infos für Geflüchtete aus der Ukraine

Für Menschen, die erst seit einiger Zeit in Deutschland leben, gibt es darüber hinaus weitere Anlaufstellen. Die Jugendmigrationsdienste (JMD) des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend helfen bei der Integration und unterstützen dich bei der Suche nach einem passenden Beruf. Die Fachkräfte von Welcome Solidarity des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hingegen helfen, wenn du Fragen rund um Ausbildungen hast – das Angebot gibt es in mehreren Sprachen.

2022 sind auch mehrere Portale speziell für Geflüchtete aus der Ukraine entstanden. So hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung Informationen zusammengestellt, genauso wie die Kultusministerkonferenz.

„Ein persönlicher Kontakt ist häufig viel wert“, weiß der Berufsberater aus Erfahrung, „nicht nur während der Orientierung, sondern auch bei der Stellensuche“. Wer sich um eine Ausbildungsstelle bewerben möchte, könne vorab anrufen oder die Unterlagen persönlich vorbeibringen. „Dann kann sich ein Betrieb gleich einen ersten Eindruck verschaffen und merkt zum Beispiel, wie gut man bereits Deutsch spricht.“

Positiver Ausblick

Ein beruflicher Neustart kann eine Herausforderung sein. Doch die Chancen sind derzeit gut. „In Deutschland herrscht eine große Nachfrage nach Fachkräften“, sagt Paul Stallmeister. Das bedeutet, dass viele Unternehmen Auszubildende und qualifizierte Arbeitskräfte suchen. „Manchmal sind sie dann auch bereit, Zugeständnisse etwa bei den Sprachkenntnissen zu machen und mehr Zeit in die Betreuung der neuen Mitarbeiter zu investieren.“ Das gilt übrigens für alle Interessierten: In Deutschland sind Frauen und Männer gleichgestellt, auch im Beruf. Wenn du dich also hierzulande beruflich orientierst, dann richte dich ganz nach deinen Stärken und Interessen. Die Chancen stehen gut, dass einige Unternehmen genau dich suchen.

Angesichts der vielen zu beachtenden Aspekte und Informationen betont der Berufsberater: „Es ist wichtig, das persönliche Gespräch mit Fachleuten zu suchen, durchaus auch bei verschiedenen Einrichtungen.“