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Kaufmännische Ausbildungsberufe: Welche Branche soll es sein?

Ausgebildete Kaufleute sind in unterschiedlichen Bereichen gefragt. Durch die Digitalisierung sind viele kaufmännische Ausbildungsberufe anspruchsvoller geworden, sie bieten aber auch die Chance auf vielversprechende Karrieren.

Eine Person arbeitet an einem PC.

„Ich liebe lesen. Bücher machen einfach glücklich!“, meint Rebecca Kirchberg (23), Auszubildende im zweiten Lehrjahr beim Verlag arsEdition in München. Hier werden Kinder- und Geschenkbücher sowie Kalender verlegt. Die angehende Medienkauffrau Digital und Print lernt im Betrieb alles, was es braucht, um die Verlagsprodukte herzustellen und an die Leserinnen und Leser zu bringen.

  • Porträt von Rebecca Kirchberg

    Mir gefällt an der Ausbildung, dass sie so abwechslungsreich ist. Von Buchhaltung über die Druckerei bis zu kreativen Arbeiten – beispielsweise im Lektorat – ist alles dabei.

    Rebecca Kirchberg, angehende Medienkauffrau Digital und Print
  • Porträt von Gunther Spillner

    Vielen ist das breite Spektrum der Ausbildungsmöglichkeiten im kaufmännischen Bereich nicht bekannt. Von Literaturinteressierten in Verlagen und Buchhandlungen über weltweites Arbeiten in der Gastronomie bis zur IT-Branche ist alles vertreten.

    Gunther Spillner, Experte des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB)

Menschen mit Büchern begeistern

„Ich durfte schon sehr schnell eigenständig Aufgaben übernehmen“, erzählt die Auszubildende. So hat sie Kundenangebote verfasst, Social-Media-Posts oder TikTok-Videos erstellt und selbstständig Werbepakete zusammengestellt. Im Bereich Lizenzen hat sie Bücher, deren Lizenzen nach Rumänien verkauft werden sollen, vorgestellt, verhandelt und die Verträge geschrieben. „Mir gefällt an der Ausbildung, dass sie so abwechslungsreich ist“, sagt Rebecca Kirchberg. „Von Buchhaltung über die Druckerei bis zu kreativen Arbeiten – beispielsweise im Lektorat – ist alles dabei. Dort habe ich Mutmach-Karten für Kinder ab drei Jahren entwickelt.“

Ihr liebster Arbeitsplatz ist allerdings der Vertrieb, wo sie die Bücher direkt den Kundinnen und Kunden näherbringt. „Ich mag den Kontakt mit den Menschen besonders gerne. Durch die Ausbildung lernt man sich selbst besser kennen, weil man alles ausprobieren darf.“ So weiß die studierte Buchwissenschaftlerin jetzt auch, dass sie in die Praxis der Buchbranche gehört. Deshalb hofft sie, dass sie nach Beendigung ihrer verkürzten zweijährigen Ausbildung im Vertrieb übernommen wird.

Kaufmännische Ausbildung: Karriere und Gehalt

Rebecca Kirchberg ist eine von vielen Abiturientinnen und Abiturienten, die sich für eine Ausbildung entscheiden. Immer mehr junge Menschen mit Hochschulzugangsberechtigung wählen nach der Schule einen Ausbildungsberuf. Derzeit stellen sie knapp 30 Prozent aller Neuabschlüsse bei Ausbildungsverträgen. Besonders gefragt ist dabei der öffentliche Dienst (gut 55 Prozent), gefolgt von Industrie und Handel mit über einem Drittel.

„Die Zukunftsaussichten für Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Ausbildung sind derzeit gut“, weiß Gunther Spillner, Leiter der Abteilung Kaufmännische Berufe, Berufe der Medienwirtschaft und Logistik im Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB). „Auch die Ausbildungsvergütung ist attraktiv. So bekommen Auszubildende im Durchschnitt über 1.000 Euro Gehalt im Monat. Durch den Ausbau der Fortbildungsmöglichkeiten und die Einführung neuer Abschlüsse, etwa den Bachelor Professional, sind außerdem gute Spezialisierungs- und Karrieremöglichkeiten geboten.“

Kaufleute in vielen Branchen gefragt

Unter den zehn Ausbildungsberufen mit den meisten neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen 2023 sind laut BIBB drei kaufmännische Berufe. Wer sich für eine kaufmännische Ausbildung interessiert, kann in ganz unterschiedlichen Branchen Fuß fassen: So werden Kaufleute im Einzel- und Außenhandel, in der Industrie, in der Kommunikation, der Logistik, im Recht und bei den freien Berufen, in der Medienbranche, im Gastgewerbe und Tourismus und sogar im technischen Bereich gesucht. Bei Abiturientinnen und Abiturienten besonders beliebt sind die Ausbildungen als Industriekaufleute, als Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen und als Bankkaufleute, gefolgt von Steuerfach- und Verwaltungsfachangestellten. „Vielen ist das breite Spektrum der Ausbildungsmöglichkeiten im kaufmännischen Bereich nicht bekannt“, meint Gunther Spillner. „Von Literaturinteressierten in Verlagen und Buchhandlungen über weltweites Arbeiten in der Gastronomie bis zur IT-Branche ist alles vertreten.“

Allen gemeinsam ist, dass sie sich mit Finanzierungen und Buchhaltung, Datenverarbeitung und IT auskennen. „Kaufmännische Tätigkeit ist Schnittstellenarbeit“, erläutert der Experte des BIBB. „Kaufleute haben Termine im Blick, organisieren und pflegen Kooperationen. Dafür braucht es neben mathematischen Kenntnissen auch Kommunikations- und Teamfähigkeit. Die meisten Aufgaben werden heute als gemeinsame Projekte bearbeitet.“ Neben den übergreifenden kaufmännischen Tätigkeiten hat jede Branche zusätzlich ihre eigenen Schwerpunkte. So muss eine Buchhändlerin über anderes fachliches Wissen verfügen als ein Bankkaufmann.

Am Puls der Zeit

Darüber hinaus stellt die Digitalisierung neue Anforderungen an die kaufmännischen Berufe: „Die aktuelle Entwicklung verändert die Arbeitsprozesse enorm“, erklärt Gunther Spillner. „Viele Routineaufgaben können heute von Computeranwendungen übernommen werden. Die Kaufleute konzentrieren sich dagegen stärker auf individuelle Kundenbedarfe. So übernimmt ein Kaufmann für Versicherungen und Finanzanlagen etwa keine alltäglichen Schadensmeldungen mehr, sondern kümmert sich um individuelle Beratung und um die komplizierteren Fälle. Der Beruf ist somit anspruchsvoller geworden.“

Neben der Digitalisierung spielen auch Nachhaltigkeit und interkulturelle Kompetenzen eine immer stärkere Rolle: „Das betrifft nicht nur die Lieferkettenplanung und den internationalen Kundenkontakt in der Logistik. Auch die Beratungen in der Bank müssen für die Kundin oder den Kunden nachhaltig sein und der Tourismuskaufmann begrüßt internationale Gäste mit unterschiedlichen Interessen und Bedarfen im Hotel oder in der Touristeninformation.“

Durchstarten im kaufmännischen Bereich

Dass kaufmännische Berufe sehr gute Chancen auf eine erfolgreiche Karriere bieten, zeigen auch die Zahlen des Arbeitsmarktes. Claudia Suttner vom Team Arbeitsmarktberichterstattung der Bundesagentur für Arbeit fasst zusammen: „Wer einen kaufmännischen Ausbildungsberuf erlernt, erwirbt damit die ,Eintrittskarte‘ in ein großes Berufsfeld und hat damit bei entsprechender Flexibilität gute Beschäftigungsaussichten. Allein in der kaufmännischen Betriebswirtschaft auf Fachkräfteniveau waren im Juni 2023 rund 900.000 Menschen in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigt. In Büro- und Sekretariatsberufen waren es zum selben Zeitpunkt 1,73 Millionen Personen, in Einkaufs-, Vertriebs- und Handelsberufen weitere 450.000 Frauen und Männer.

Die Zahl der Arbeitslosen ist in diesen Berufsbereichen in den vergangenen Jahren – abgesehen von den Jahren der Corona-Krise – tendenziell gesunken. Den Arbeitslosen standen im Jahr 2023 insgesamt 32.000 gemeldete Stellen gegenüber. Auf dem Ausbildungsmarkt befinden sich die kaufmännischen Ausbildungsberufe wie Industriekaufmann/-frau, Kaufmann/-frau für Büromanagement oder auch Handelsfachwirt/-in unter den Top Ten der Berufswünsche, aber auch der Ausbildungsstellenangebote.“

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild. www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge. www.berufe.tv

Ausbildungsplatzsuche

Die Ausbildungsplatzsuche der Bundesagentur für Arbeit ermöglicht die Suche nach dualen Ausbildungsplätzen in ganz Deutschland. www.arbeitsagentur.de/ausbildungsplatzsuche

Berufsausbildung und mehr

Dieses Angebot der Bundesagentur für Arbeit erlaubt die bundesweite Recherche nach schulischen Ausbildungen. www.arbeitsagentur.de/berufsausbildung

Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)

www.bibb.de

Industrie- und Handelskammern (IHK)

www.ihk.de