Geomatikerin:
Landkarten mochte sie schon in der Schule
Als Geomatikerin bereitet Sandra Weise (25) unter anderem Bebauungspläne digital auf. Dabei setzt sie Software am PC ein, arbeitet mit Geodaten, Datenbanken und weiteren digitalen Tools.
Manchmal erledigt Sandra Weise eher die Arbeit von Sherlock Holmes als die einer Geomatikerin. Nämlich dann, wenn sie alte Straßenbestandsverzeichnisse aus den 1960er Jahren zur digitalen Aufbereitung auf den Tisch bekommt: „Das ist gar nicht so einfach, weil viele Pläne verblichen sind und damals eingetragene Flurstücke heute so nicht mehr existieren“, erklärt die 25-Jährige. Ihre Aufgabe ist dann, die alten analogen Daten exakt zu digitalisieren und mit zusätzlichen Geodaten zu verknüpfen, etwa mit aktuellem Kartenmaterial aus dem Geoinformationssystem ihres Arbeitgebers, der RIWA GmbH in Memmingen.
Sandra Weise
Foto: privat
Oft arbeitet sie auch mit Luftbildern, die sie unter die digitalen Pläne legt, um die tatsächliche Bebauung mit der in einem Plan verzeichneten zu vergleichen. Weitere Sparten, etwa Kanäle und Wasserleitungen, kann sie mit anderen Plänen und Aufnahmen kombinieren und alles in verschiedenen Ebenen anzeigen lassen. Digitale Pläne dieser Art haben ganz simple Vorteile, wie Sandra Weise erläutert: „Bei den Kommunen liegen die alten Pläne in den Archiven, wo sie irgendwann zerfallen. Mit digitalen Plänen kann man bequemer arbeiten. Man muss nur in das Programm gehen und kann sich die aktuelle Karte anzeigen lassen.“
Eine praktische Anwendung für derart aufbereitete Geodaten sind etwa Friedhofsbestandspläne. Sandra Weise bearbeitet die alten Daten nicht nur mithilfe von Luftbildern, sondern erstellt zu jedem Grab auch eine kleine Grafik mit Daten zu der Person, die dort ihre letzte Ruhestätte gefunden hat. „Dann findet man ein Grab einfacher, weiß, wie lange die Ruhefrist noch dauert und wann das Grab wieder frei wird.“
Nicht verwechseln dürfe man den Beruf von Geomatikerinnen und Geomatikern mit dem von Vermessungstechnikerinnen und Vermessungstechnikern, klärt Sandra Weise auf – letztere sind es, die draußen Daten sammeln. „Ich arbeite hingegen im Büro, vor allem am Bildschirm und viel mit Daten“, sagt sie. Wichtig sei, dass man dreidimensional denken kann: „Denn die Karten werden häufig nur zweidimensional dargestellt.“ Neben kartographischem Denken sollten Interessierte für diesen Beruf eine gewisse mathematische Begabung und Spaß an Gestaltung mit einem Blick für Details mitbringen.
„Für mich war die Arbeit mit Landkarten schon in der Schule immer das Highlight der Woche“, erzählt sie. Nach dem Abitur schrieb sie sich zunächst für das Studium der Geografie und Informatik ein, doch das war ihr „zu theoretisch“. Auf der Webseite der Bundesagentur für Arbeit fand Sandra Weise schließlich einen Ausbildungsplatz bei ihrem jetzigen Arbeitgeber. Dieser ermöglichte ihr bald, eigene Projekte selbstständig zu bearbeiten, während sie an der Berufsschule paukte: Mathe, die Grundlagen der Vermessungstechnik, den Aufbau von Datenbanken und berufsbezogene Software, etwa AutoCAD (ein vektororientiertes Zeichenprogramm) oder ArcGIS (ein Geoinformationssystem).
Fertig ist sie mit dem Lernen deshalb noch lange nicht. Sie denkt schon jetzt über eine Weiterbildung oder ein berufsbegleitendes Geoinformatik-Studium nach.
BERUFENET
Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Geomatiker/in)
www.arbeitsagentur.de/berufenet
studienwahl.de
Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung. Im finder kannst du nach Studiengängen in ganz Deutschland suchen (Suchwort: Geomatik).
www.studienwahl.de
Deutsche Gesellschaft für Kartographie
Die DGfK fördert Kartographie und Geoinformation in Forschung und Praxis
www.dgfk.net
Video: Geomatiker/in
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