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Organisationstalent trifft Teamarbeit: Fristen kontrollieren, Arbeitsabläufe organisieren, Urkunden vorbereiten – Aufgaben, die der Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte Niklas Barthel (23) bereits in seiner Ausbildung übernommen hat.
Spätestens wenn man zum ersten Mal einen Mietvertrag unterschreibt, wird man mit rechtlichen Fragen konfrontiert. Mit Gesetzestexten zu arbeiten und zu wissen, was genau hinter vertraglichen Formulierungen steckt, motivierte Niklas Barthel, sich für die dreijährige Ausbildung zum Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten zu entschieden. „Streng genommen ist schon das Kaufen eines Brötchens beim Bäcker ein Vertrag im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuchs“, erklärt Niklas Barthel. Auch wenn es bei Rechtsstreitigkeiten oder Verträgen selten um „Brötchen“ geht, ist das Beispiel sehr passend: In seinem Beruf sind Details sowie sorgsames, genaues Arbeiten wichtig.
In der Berliner Kanzlei LIGANT, in der der 23-Jährige seine Ausbildung absolviert hat, arbeiten mehrere Rechtsanwälte mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten – von Arbeitsrecht über Miet- und Wohnungseigentumsrecht bis hin zu Gesellschaftsrecht. Auch ein Notar ist dabei. Anders als seine Kollegen vertritt er nicht die Interessen einer Mandantin oder eines Mandanten, sondern ist völlig unparteiisch und unabhängig. Er beurkundet Testamente und Rechtsgeschäfte, zum Beispiel den Kauf eines Hauses, beglaubigt Unterschriften und Vollmachten. Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte gehen dabei zur Hand.
Meine Aufgaben während der Ausbildung in der Kanzlei waren auf die Lernfelder in der Berufsschule abgestimmt.
Niklas Barthel, Rechtsanwalts- und Notarfachangestellter
In seine Ausbildung ist Niklas Barthel mit Aufgaben in der Kanzlei, nicht im Notariat gestartet: An drei Tagen in der Woche war der Azubi in der Kanzlei, an zwei Tagen in der Berufsschule. Dort geht es um Büroorganisation, fachliche Themen aus der Rechtswissenschaft sowie um Rechnungswesen. „Meine Aufgaben während der Ausbildung in der Kanzlei waren auf die Lernfelder in der Berufsschule abgestimmt“, erzählt er. Unter anderem gehörte die Erledigung von allgemeinen büroorganisatorischen Arbeiten dazu: „Telefonate entgegennehmen, beantworten oder an den entsprechenden Anwalt weiterleiten, Termine mit Mandanten und Mandantinnen vereinbaren, bei Gerichten nachfragen, Akten führen, den Posteingang und -ausgang bearbeiten, Rechnungen schreiben.“
All das sind zwar klassische Büroaufgaben, aber ohne sein rechtswissenschaftliches Hintergrundwissen nicht ohne Weiteres zu machen: „Wenn etwa potenzielle Mandanten anrufen und einen Fall schildern, nehme ich erst einmal die Fakten auf, die wir dann an den jeweiligen Rechtsanwalt weitergeben. Da ist es wichtig zu wissen, welche Fragen man stellen muss und welche Fristen relevant sind.“
Egal, ob es um Ansprüche, die Abwicklung von Verträgen oder Rechnungswesen geht – vieles dreht sich genau um diese Fristen. Zum Beispiel hat man nur ein bestimmtes Zeitfenster, um bei einem Urteil in Berufung zu gehen oder um einen Widerspruch für einen behördlichen Bescheid einzulegen. In seiner Ausbildung lernte Niklas Barthel deshalb, wie man ein Fristenbuch und -kalender führt, damit keine Termine versäumt werden: „Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte arbeiten zwar weisungsgebunden und die letzte Verantwortung trägt der Rechtsanwalt beziehungsweise der Notar, aber allein schon mit dem Fristenkalender ist sehr viel Verantwortung verbunden“, erklärt er. Das gilt auch für die Bearbeitung von sogenannten Zwangsvollstreckungen, zum Beispiel, wenn Geld gepfändet wird, oder die Einleitung und Abwicklung von Mahnverfahren. Mit der gleichen Sorgfalt und Konzentration muss Niklas Barthel Schriftsätze verfassen, die der Notar beziehungsweise die Rechtsanwälte diktiert haben: „Natürlich lesen die Juristen das Schreiben noch mal durch, aber dennoch müssen sie sich auf uns verlassen können“, merkt er an.
Nach dem Abitur war Niklas Barthel nicht gleich klar, dass er Rechtsanwalts- und Notarfachangestellter werden will. Stattdessen startete er zunächst ein duales Studium im gehobenen öffentlichen Dienst, stellte aber sehr schnell fest, dass seine Erwartungen nicht erfüllt wurden. Die rechtlichen Themen in Studium hingegen lagen ihm. In einer Zeitungsanzeige stieß er zunächst auf die Ausbildung zum/zur Rechtsanwaltsfachangestellten, recherchierte ein wenig und bewarb sich dann gezielt in Berlin bei mehreren Kanzleien. „Im Studium habe ich gemerkt, dass mir zu viel Theorie zu eintönig ist. In meiner Ausbildung sind Theorie und Praxis hingegen sehr gut aufeinander abgestimmt“, sagt der 23-Jährige, der sein Ausbildungsziel nach Antritt in der Kanzlei noch einmal anpasste: Nachdem einer der Rechtsanwälte zum Notar ernannt wurde, ergab sich die Chance, nahtlos in die Ausbildung zum Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten zu wechseln. Er ergriff sie. „Mir macht das Arbeiten im Notariat sehr großen Spaß, weshalb ich mich nach meinem erfolgreichen Abschluss und dem Angebot einer Übernahme letztes Jahr bewusst dazu entschied, nur noch im Notariat zu arbeiten.“
Sein Beruf bietet ihm übrigens mehrere Optionen, sich weiterzubilden und auf der Karriereleiter aufzusteigen: „Jetzt strebe ich eine Weiterbildung zum Notarfachwirt an“, schließt er.
So kann ein Arbeitstag aussehen >>
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Stand: 06.03.2023
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