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Umwelttechnologin für Kreislauf- und Abfallwirtschaft: Mehr als nur Müll

Auf Büroarbeit hatte Sonja Zorn (28) keine Lust. Stattdessen ist sie Umwelttechnologin für Kreislauf- und Abfallwirtschaft geworden, arbeitet jetzt im Freien, bewegt große Maschinen und kennt sich mit Testverfahren im Labor aus.

Sonja Zorn bei der Arbeit

Sonja Zorn hat es mit Papierbergen zu tun. In ihrer Arbeit geht es aber nicht um Papierkram, sondern um den Rohstoff selbst: Papier ist einer der Abfallstoffe, die die gelernte Umwelttechnologin für Kreislauf- und Abfallwirtschaft für die Weiterverwertung bei der AWA Entsorgung GmbH im nordrhein-westfälischen Eschweiler vor- und aufbereitet.

Porträt von Sonja Zorn Porträt von Sonja Zorn

Sonja Zorn

Der Arbeitsplatz der 28-Jährigen ist in erster Linie ein Umschlagplatz, an dem Abfallstoffe von kommunalen und gewerblichen Kunden sowie Privatpersonen angeliefert werden. Einige Stoffe, wie Bauschutt, verbleiben auf dem Gelände, andere werden direkt an die Müllverbrennungsanlage oder andere Firmen geliefert. Elektroschrott etwa wird sortiert und zu Aufbereitungsanlagen gebracht. Holz landet in Heizkraftwerken: „Diese beheizen damit teilweise ihre Öfen“, erklärt Sonja Zorn.

Koordinatorin von Stoffströmen

Die angelieferten Stoffe sind meist schon gut vorsortiert und werden von der jungen Frau und ihren Kollegen und Kolleginnen aus- oder umsortiert – zum Beispiel mit dem Bagger. „Wenn ich montags zur Arbeit komme, teilen wir die Radlader und den Bagger auf und jeder bekommt einen Wochenplan mit aufs Fahrzeug“, schildert Sonja Zorn. Nachdem Motorölstand, Beleuchtung, Betriebsstunden und Tankfüllung überprüft und dokumentiert sind, kann der Arbeitstag beginnen – zum Beispiel in der Papierhalle. Dort prüft Sonja Zorn zuerst, ob die Wege frei von Holz, Nägeln oder Splittern und somit für Lkw und Geräte befahrbar sind. Anschließend schiebt Sonja Zorn mit dem Radlader das Papier, das von den Müllwagen angeliefert wird, zusammen. „Das sieht aus wie eine große Papierwurst“, sagt sie lachend.

Manche Stoffe, wie Bauschutt, lädt Sonja Zorn am Wertstoffhof mit der Baggerschaufel auf und fährt sie auf die Deponie. Am Wertstoffhof liefern auch private Kunden ihre Abfälle ab. „Wenn jemand seinen Keller ausgeräumt hat und bei uns etwas abgeben will, helfen wir bei Fragen, damit die Abfallstoffe richtig vorsortiert werden.“ Die sortierten Abfallströme werden von Lkws abgeholt. Auch hier ist Sonja Zorn fürs Verladen zuständig.

Nicht nur an einem Ort

An der Waage, an der die junge Frau momentan eingesetzt ist, werden die Stoffströme kontrolliert und gewogen. Sie dokumentiert dabei, wer die Abfallstoffe anliefert, das Gewicht und um welche Stoffe es sich handelt.

Umwelttechnologinnen und -technologen für Kreislauf- und Abfallwirtschaft arbeiten auch im Labor der sogenannten Sickerwasser-Reinigungsanlage. „Diese Kläranlagen gibt es auf jeder Deponie. In der Anlage werden aus dem geschlossenen Deponiekörper, in dem überall Drainageleitungen verlegt sind, die Flüssigkeiten abgepumpt, gereinigt und gefiltert“, erklärt sie, „im Labor schauen wir, ob die Werte im gereinigten Sickerwasser – zum Beispiel Nitrite und Nitrate – passen.“ Im Gärprozess entstehen zudem Deponiegase, mit denen ein Blockheizkraftwerk befeuert und so Energie gewonnen wird. Hier gilt es strenge Grenzwerte einzuhalten. All das hat Sonja Zorn in der Ausbildung gelernt.

Abwechslung auch in der Ausbildung

Ob Wissen über Abfälle und Schadstoffe oder die Arbeit mit Maschinen, im Labor oder draußen auf der Deponie – der praktische Fokus und die Vielseitigkeit waren Faktoren bei ihrer Entscheidung für den Beruf. „Dass man alle Abteilungen durchläuft, wusste ich von Anfang an und fand es toll“, erinnert sie sich. Ihr Arbeitgeber bietet ihr zudem flexible Arbeitszeiten. Diese sind für sie als junge Mutter sehr wichtig. Einen geregelten Bürojob dagegen fände sie langweilig, sagt sie. „Es ist selten Routine, langweilig wird die Arbeit nicht“, meint Sonja Zorn. „Was mich überrascht hat, ist, dass schon die Ausbildung so umfassend war“, meint sie, „wir haben auch jede Menge Rechtliches wie Richtlinien und Vorgaben gelernt.“

Ein weiterer Grund, weshalb sich Sonja Zorn für diesen Beruf entschied, ist die Arbeit im Freien – im Sommer wie im Winter. „Du bist draußen, kannst alleine aber auch mit Kunden arbeiten – und das Radladerfahren macht richtig Spaß.“ Perspektiven gibt es auch als Umwelttechnologin für Kreislauf- und Abfallwirtschaft, wie sie erzählt: „Zwei meiner Kollegen haben sich für eine dreijährige Weiterbildung entschieden.“ Möglich ist zum Beispiel Meister/in für Kreislauf- und Abfallwirtschaft und Städtereinigung zu werden oder Techniker/in der Fachrichtung Umweltschutztechnik. Wer sich auf kaufmännische Vorgänge im Bereich spezialisieren möchte, kann eine Weiterbildung zum/zur Umweltschutz-Fachwirt/in absolvieren. Sie selbst möchte sich in Zukunft technisch weiterbilden und ist mir ihrer Berufswahl vollauf zufrieden.

Video: Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft

Der Artikel enthält ein Video mit weiteren Informationen.

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Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Fachkraft - Kreislauf- und Abfallwirtschaft)
www.arbeitsagentur.de/berufenet

Bundesverband für Sekundärstoffe und Entsorgung e.V. (bvse)

www.bvse.de

Abfallwirtschaft und Kulturbau (BWK)

www.bwk-bund.de

Ausbilungsplatzsuche

In der Ausbildungsplatzsuche der Bundesagentur für Arbeit lässt sich nach betrieblichen Ausbildungsstellen in ganz Deutschland suchen.
www.arbeitsagentur.de/ausbildungsplatzsuche

Die Ausbildung im Beruf „Fachkraft für Kreislauf- und Abfallwirtschaft“ wird modernisiert, um sie an die digitalen und technischen Entwicklungen in der Berufspraxis anzupassen. Im Zuge der Neuordnung ändert sich die Berufsbezeichnung in „Umwelttechnologe/-technologin für Kreislauf- und Abfallwirtschaft“. Die neue Ausbildungsordnung tritt am 01.08.2024 in Kraft.