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Berlin, Marrakesch, Lissabon: Sein Job als Kurzstreckenpilot bei der Deutschen Lufthansa führt Alexander Hornig (34) an die unterschiedlichsten Orte. Bevor er nach dem Abi mit der zweijährigen Verkehrsflugzeugführer-Ausbildung starten und Pilot werden konnte, wartete ein anspruchsvolles Auswahlverfahren auf ihn.
Nachdem er am Vorabend seinen Koffer gepackt und seine Uniform gebügelt hat, beginnt der Arbeitstag von Alexander Hornig am Morgen im Betriebsgebäude des Frankfurter Flughafens. Als Kurzstreckenpilot bei der Deutschen Lufthansa fliegt der 34-Jährige Passagierinnen und Passagiere auf die Kanaren, nach Beirut, nach Island und zu vielen weiteren Zielen. Bis zu drei Ziele sind es pro Schicht, dazwischen geht es immer wieder zurück zum Frankfurter Flughafen, einem der Drehkreuze der Fluggesellschaft. „Seine“ Maschine, den Airbus 320, kennt Alexander Hornig in- und auswendig. „Bevor man als Pilot einen bestimmten Flugzeugtyp fliegt, studiert man dessen Betriebsanleitung und eignet sich alle wichtigen Informationen an, etwa über die Hydraulik und Elektrik, um im Notfall mit kritischen Situationen wie einem Triebwerksausfall oder einem Brand umgehen zu können.“
Vor jedem Flug prüft Alexander Hornig den technischen Status des Flugzeuges, brieft seine Besatzung, schaut sich die Wetterlage an, plant die Flugroute und entscheidet, wie viel Sprit getankt wird. Im Cockpit sind die Pilotinnen und Piloten immer zu zweit: Der „Pilot flying“ steuert den Flug, der „Pilot monitoring“ kontrolliert dessen Eingaben und übernimmt den Flugfunk. „Die größte Herausforderung im Arbeitsalltag ist die Sicherstellung unserer Pünktlichkeit. Bei bis zu fünf Flugabschnitten am Tag können etwa Wetterereignisse bereits eine Unwucht in den engen Flugplan bringen. Dabei hat Sicherheit natürlich immer die allerhöchste Priorität.“
Die Flugdienstzeit des Piloten hängt von der Dauer der Flüge, der Tageszeit und der Flugrichtung ab. Bis zu zwölf Stunden am Tag darf Alexander Hornig fliegen, danach müssen mindestens zehn Stunden Ruhezeit folgen. Im Schnitt hat er 20 Stunden Zeit, bevor er die nächste Schicht antritt. „Wenn wir nicht am gleichen Tag nach Frankfurt zurückfliegen, haben wir häufig einen Tag vor Ort frei und können uns die jeweilige Stadt anschauen.“ Da er häufig mehrere Tage am Stück unterwegs ist, ist seine Arbeit nicht immer ganz leicht mit seinem Privatleben zu vereinbaren. Zumal seine Frau auch Pilotin ist. „Das erfordert eine gute Planungsfähigkeit“, führt er aus.
Die größte Herausforderung im Arbeitsalltag ist die Sicherstellung unserer Pünktlichkeit. Bei bis zu fünf Flugabschnitten am Tag können etwa Wetterereignisse bereits eine Unwucht in den engen Flugplan bringen. Dabei hat Sicherheit natürlich immer die allerhöchste Priorität.
Alexander Hornig hat die Ausbildung zum Verkehrsflugzeugführer absolviert.
Der Traum vom Fliegen – viele träumen ihn schon als Kind. Bei Alexander Hornig war das nicht der Fall. „Im Gegenteil, meine beiden Omas und meine Mama haben immer große Flugangst gehabt und ich hatte nie ein Flugzeug von innen gesehen, bis ich 17 war“, berichtet der Pilot. Durch den Vater seiner damaligen Freundin kam er erstmals mit dem Beruf in Berührung. Dieser arbeitete als Ausbilder bei Lufthansa und nahm Alexander Hornig mit zum Landetraining. „Als ich mir das Cockpit einer Maschine ansehen durfte, wusste ich: Das ist es! Das will ich machen!“
Bevor er sich für die zweijährige Verkehrsflugzeugführer-Ausbildung bewerben konnte, musste er zunächst den Eignungstest beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) absolvieren. Dabei werden unter anderem die Konzentrationsfähigkeit und das technische und physikalische Verständnis der Bewerberinnen und Bewerber geprüft. Voraussetzung für die Ausbildung sind außerdem eine gute körperliche Verfassung, ein gutes Sehvermögen sowie die allgemeine Hochschulreife oder Fachhochschulreife. Ebenfalls wichtig für den Berufsalltag sind sehr gute Englischkenntnisse.
Wer den Eignungstest besteht, kann sich bei der European Flight Academy, der Flugschule der Lufthansa Group, bewerben. Dort wird im Assessment-Center die Eignung für die speziellen Anforderungen der Cockpits der Lufthansa Group geprüft. Der Fokus liegt dabei auf Persönlichkeit, Stressresistenz und Psychomotorik der Kandidatinnen und Kandidaten. Wurde auch dieser Schritt erfolgreich absolviert, folgt eine medizinische Untersuchung der Flugtauglichkeit.
Mit der Verkehrsflugzeugführer-Ausbildung an der European Flight Academy erwerben die Schülerinnen und Schüler eine sogenannte „frozen-ATPL Lizenz“, die sie dazu befähigt, europaweit bei den meisten Airlines zu arbeiten. Aufgrund des großen Bedarfs an Nachwuchspilotinnen und -piloten garantiert die Lufthansa Group innerhalb von zwei Jahren nach erfolgreichem Abschluss ein Angebot für einen Cockpitjob im Unternehmen, andernfalls werden 50 Prozent der Schulungskosten zurückerstattet.
In Deutschland belaufen sich die Schulungskosten auf 110.000 Euro. Die European Flight Academy ist laut eigener Aussage bemüht, diese finanzielle Einstiegshürde möglichst machbar zu gestalten, unter anderem durch Finanzierungsangebote und Kooperationen mit Finanzpartnern, die teilweise auch ohne weitere finanzielle Sicherheiten ermöglichen, einen Großteil der Schulungssumme zu finanzieren und erst nach einem gewissen Gehaltslevel in die Rückzahlung zu gehen.
Was ein Pilot verdient, variiert je nach Airline, Karrierestatus, Streckeneinsatz und vielen weiteren Faktoren. Die durchschnittlichen Einstiegsgehälter innerhalb der Lufthansa Group ohne Schichtzulagen betragen rund 70.000 Euro jährlich für einen First Officer Short Haul (Kurzstreckenflug) bis hin zu 160.000 Euro jährlich für einen Captain Long Haul (Langstreckenflug).
Nachdem er erfolgreich das Auswahlverfahren durchlaufen hatte, begann Alexander Hornig im September 2010 seine Ausbildung. Doch Pilot werden ist keine leichte Aufgabe. Bis er als angehender Verkehrsflugzeugführer, wie der Beruf offiziell heißt, das erste Mal tatsächlich abheben durfte, musste er sich in Geduld üben. Zunächst stand für ihn der theoretische Unterricht an der Verkehrsfliegerschule in Bremen in Fächern wie Meteorologie, Technik und Luftrecht auf dem Programm. Am Ende wartete die theoretische Prüfung beim Luftfahrtbundesamt. „Das sind drei sehr spannende Tage. Ein Jahr Vorbereitungszeit mündet in diese Prüfung und man hat nur zwei Versuche. Die Lernkurve ist steil und der Druck ist hoch.“ Dann ging es endlich zum Flugtraining nach Phoenix in Arizona. Nachdem er zunächst im Flugsimulator und in einer Cockpitnachbildung trainiert hatte, absolvierte Alexander Hornig dort seinen ersten Flug mit Fluglehrerin. Bevor die angehenden Pilotinnen und Piloten große Maschinen fliegen dürfen, üben sie mit Propellermaschinen und kleinen Flugzeugen. Anschließend steigen sie auf einen Jet um.
Neben seinem Job als Pilot ist Alexander Hornig, der berufsbegleitend Wirtschaftsingenieurwesen studiert hat, bei Lufthansa als Referent der Flugbetriebsleitung und als Ausbilder tätig. „Die Ausbildung neuer Kolleginnen und Kollegen ist ein sehr schöner Aspekt meiner Arbeit. Ich finde es toll, Menschen auf ihrem Weg ins Cockpit zu begleiten und zu unterstützen.“ Doch nichts kommt ans Fliegen heran: „Alle Assistenzsysteme auszuschalten und das Flugzeug von Hand zu fliegen, ist für mich das Größte.“ Als nächstes will der Pilot eine Umschulung ins Visier nehmen, die ihn dazu befähigt, Langstrecken zu fliegen.
Stand: 03.11.2023
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