Bei der Bewerbung um einen dualen Studienplatz gilt es, ein paar Besonderheiten zu beachten. Der Bewerbungsprozess ist eher vergleichbar mit dem für einen Ausbildungsplatz: Am Anfang steht meist die Suche nach einem Arbeitgeber, bei dem du die Praxisphasen oder eine Ausbildung absolvierst.
Du bewirbst dich in der Regel zuerst beim Unternehmen und erfährst dort, mit welcher Hochschule oder welchen Hochschulen es kooperiert und was weiter zu tun ist. In Ausnahmefällen gehst du zuerst auf die Hochschule zu. Informiere dich am besten vorab, in welcher Reihenfolge du dich wo bewirbst.
Wie gehe ich die Recherche an?
Eine Person tippt auf der Tastatur
Foto: Martin Rehm
Welche Unternehmen ausbilden, steht in gängigen Stellenbörsen, etwa unter dem Stichwort „duales Studium“ bei der Jobsuche der Bundesagentur für Arbeit. Wenn du nach Studiengängen recherchieren möchtest, findest du diese in der Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit. Eine weitere bundesweite Suchmöglichkeit bietet AusbildungPlus des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB). Es gibt auch Angebote einiger Bundesländer, dazu gehören beispielsweise die Homepage der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW), die Website hochschule-dual.de für Bayern oder Duales Studium in Hessen. Auf den Websites der Hochschulen wiederum gibt es für jeden dualen Studiengang Listen mit den Partnerunternehmen, die bereits mit der Hochschule kooperieren. Zudem informieren die dualen Partner über ihre Studienplätze bei Karrieremessen.
Studieninteressierte können aber auch auf Unternehmen oder soziale Einrichtungen zugehen, die noch nicht mit einer Hochschule zusammenarbeiten. Die DHBW-Studiengangsleitungen etwa unterstützen solche Initiativbewerbungen gerne. Aber Achtung bei Eigeninitiativbewerbungen: Ist dein potenzieller Arbeitgeber beziehungsweise die Hochschule mit dem Prozedere des dualen Studiums noch nicht vertraut, musst du dich selbst um das Organisatorische kümmern. Du musst dich etwa vorab darüber informieren, ob du die Auswahlkriterien der Hochschule erfüllst. Unter Umständen können duale Studiengänge ebenfalls örtlich zulassungsbeschränkt sein. Hier gilt: frühzeitig informieren, um die eigenen Chancen realistisch einzuschätzen zu können.
Beim dualen Studium gibt es unterschiedliche Modelle. Am meisten verbreitet sind das ausbildungsintegrierende (inklusive Berufsausbildung) und das praxisintegrierende Modell. Mehr dazu liest du im Beitrag Das Beste aus zwei Welten.
Wann sollte ich mich bewerben?
Du solltest dich mindestens eineinhalb Jahre vor Studienbeginn bewerben. Der Bewerbungsschluss liegt bei den meisten Unternehmen zwischen Ende September und Ende Oktober. Idealerweise steigst du in den Osterferien des vorletzten Schuljahres in den Bewerbungsprozess ein und beginnst mit der Recherche.
Wie läuft die Bewerbung beim Unternehmen ab?
Für duale Studiengänge bewirbst du dich in vielen Fällen per E-Mail oder über Bewerbungsportale der Unternehmen. Dabei brauchst du die gleichen Unterlagen wie bei einer Bewerbung um einen Ausbildungsplatz: Anschreiben, Lebenslauf, Zeugnisse und Bescheinigungen sowie gegebenenfalls ein Foto oder Arbeitsproben.
Vor einem möglichen Vorstellungsgespräch können weitere Auswahlschritte erfolgen. Das sind beispielsweise Eignungstests, die online absolviert werden müssen. Außerdem können vorab Telefon- oder Videointerviews geführt werden. Häufig werden die Kandidatinnen und Kandidaten zu einem Assessment-Center eingeladen.
Mit deinem Vertrag bewirbst du dich in einem zweiten Schritt fristgerecht für den zugehörigen Studiengang an der Hochschule, mit der dein Arbeitgeber kooperiert. In manchen Fällen übernimmt die Bewerbung sogar der Arbeitgeber für dich. Welche Unterlagen die Hochschule von dir benötigt und wie sich das weitere Verfahren gestaltet, ist meist der Unternehmenswebsite zu entnehmen. Im Falle der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) ist dir mit dem unterschriebenen Vertrag in der Regel der Platz im Bachelorstudiengang sicher.
Das sagen Expertinnen und Experten:
Ich rate jedem Bewerber, sich drei Dinge vor Augen zu halten: Warum will ich dieses Studium ergreifen? Warum bin ich dafür geeignet? Warum bewerbe ich mich gerade bei dieser Firma? Wer diese Fragen überzeugend beantworten kann, hat schon einmal gute Karten.
Norman Zobel, Berater bei der Agentur für Arbeit Würzburg
Die Bewerbung für ein duales Studium an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) erfolgt immer direkt bei einem der dualen Partner – das sind die Unternehmen oder sozialen Einrichtungen, die mit der DHBW zusammenarbeiten und die Studienplätze zur Verfügung stellen.
Für unsere dualen Studienplätze laden wir aussichtsreiche Bewerber zu einem Assessment-Center ein. Dort müssen sie zum Beruf passende Aufgaben absolvieren.
Caroline Vogt, Leiterin Ausbildung bei der Vaillant Group, Hersteller von Heiz-, Lüftungs- und Klimatechnik
Bei welchem Arbeitgeber bewerben?
Du hast mehrere potenzielle Arbeitgeber für einen dualen Studienplatz gefunden? Gut, nun solltest du dich entscheiden, wo du dich tatsächlich bewerben möchtest. Schau dir die ausgeschriebenen dualen Studienplätze noch einmal genau an und überprüfe, ob du alle gewünschten Voraussetzungen erfüllst.
Achtung: Es gibt Kann- und Mussanforderungen. Beim aufmerksamen Lesen kannst du sie leicht voneinander unterscheiden.
Ein rot abgehaktes Kästchen auf einer to do List.
Foto: Anahi Weber
Hinterfrage auch, ob der duale Studienplatz deine Wünsche und Anforderungen erfüllt. Findest du dich dort wieder? Bietet das Unternehmen an, was du dir beruflich und organisatorisch vorstellst? Was ist dir am wichtigsten? Mach dir spätestens jetzt Gedanken, welche Kriterien unbedingt erfüllt sein sollten und was für dich eher zweitranging ist.
Unsere Tipps, wie du die oben genannten Punkte in Bezug auf das Unternehmen herausfinden kannst, gibt es hier.
Diese Bewerbungsunterlagen brauchst du
Bewerbungsutensilien auf einem Tisch
Foto: Julien Fertl
Nimm dir im ersten Schritt deine drei Favoriten vor, sofern du so viele hast, und arbeite die Bewerbungsunterlagen aus. Schreibe für jeden Betrieb ein spezifisches Anschreiben. Auch der Lebenslauf sollte immer passgenau sein. Ruf beim Unternehmen an, wenn sich beim Schreiben Fragen ergeben. In jedem Fall brauchst du den Namen einer Ansprechperson, an die du deine Bewerbung schickst. Bist du zufrieden mit diesen Bewerbungsunterlagen, kannst du gegebenenfalls weitere angehen.
Nach dem Versand deiner Unterlagen kann einige Zeit verstreichen, bis es weitergeht. Werde nicht ungeduldig. Zu rasches Nachhaken bringt meistens nichts. Im Gegenteil, du könntest unangenehm auffallen. Hast du nach sechs Wochen immer noch nichts gehört, kannst du per Telefon oder E-Mail nachfragen: Bis wann ist eine Entscheidung geplant? Nutze die Zeit und bereite dich auf den Tag vor, an dem der Anruf mit einer Einladung zu einem Vorstellungsgespräch, Test oder Assessment-Center kommt.
Nach dem Vorstellungsgespräch oder einem Einstellungstest kann es wieder heißen: warten. Manche Unternehmen sagen Bewerberinnen und Bewerbern telefonisch zu, dass sie den dualen Studienplatz antreten können, andere geben dies schriftlich bekannt.
Hat es mit der Bewerbung nicht geklappt, solltest du dir das nicht zu sehr zu Herzen nehmen. Vielleicht gab es sehr viele Bewerberinnen und Bewerber oder andere Gründe, die du gar nicht beeinflussen konntest. Zweifle nicht an dir und deinen Fähigkeiten! Überlege lieber konstruktiv, was du beim nächsten Mal vielleicht (noch) besser machen kannst – und bleibe zuversichtlich.
Wir Studien- und Berufsberater können den gesamten Bewerbungsprozess unterstützen und begleiten, ein persönliches Gespräch mit uns ist daher mein erster Rat.
Norman Zobel, Berater bei der Agentur für Arbeit Würzburg
abi» Quiz: Wie bewerbe ich mich um ein duales Studium?
Du möchtest dich für ein duales Studium bewerben? Dann solltest du zeitig mit den Vorbereitungen anfangen, die Termine und noch einiges mehr im Blick behalten.