Rubrik:
studium
13.03.2024
Autor:
Noah
Rubrik:
studium
13.03.2024
Da war er – der letzte Tag der Abgabefrist. Naja, um ganz genau zu sein, es waren vier Tage vor der offiziellen Abgabefrist, aber ich hatte natürlich wieder Monate zuvor einen Trip gebucht, sodass sich meine Bearbeitungszeit dank meiner nicht vorausschauenden Planung noch einmal verkürzte. Aber wie die Generationen vor mir so schön sagen: Unter Druck entstehen Diamanten. Natürlich kamen in der Nacht zuvor noch einmal die Gedanken, die wahrscheinlich jeden Bacheloranden plagen: Habe ich wirklich alle Quellen richtig angegeben? (Das hatte ich.) Habe ich nicht aus Versehen meine gesamte Arbeit plagiiert? (Das hatte ich nicht.) Habe ich wirklich nirgendwo einen Rechtschreib- oder Interpunktionsfehler? (Naja, gut, das passiert den Besten.) So ging es mit wenig Schlaf am nächsten Morgen in den Copy-Shop, und ich druckte dreimal dieses akademische Feuerwerk (mein Spitzname für diese Arbeit) mit einem wunderschönen dunkelroten Einband. Nach nicht einmal 90 Minuten hielt ich die Exemplare in der Hand und ging zur Uni, um sie dann persönlich in die Hauspost zu bringen. Nach fast einem Jahr Planen, Forschen, Erheben und Schreiben war dieses Kapitel auch abgehakt.
Viel Zeit, dies wirken zu lassen, blieb mir allerdings nicht – wie oben schon erwähnt, ging es schon am nächsten Tag direkt weiter für mich, und zwar nach London. Andere Menschen würden jetzt das Flugzeug nehmen und spätestens zwei Stunden später an einem der sechs Londoner Flughäfen aussteigen – ich hingegen sah wieder die Gelegenheit für ein großartiges Zug-Abenteuer. So ging es für mich in der Früh los von Konstanz aus nach Zürich, um dort den Zug nach Paris zu erwischen. Von Paris aus ging es im Eurostar durch den sagenhaften Eurotunnel. Der Eurotunnel verbindet Großbritannien mit Frankreich, und da ich schon immer mal unter einem Meer mit 250 km/h durchfahren wollte, musste ich diese Reise einfach mit dem Zug machen. Auch wenn der Tunnel einfach nur 20 Minuten pure Dunkelheit war, klebte ich am Fenster, als würden wir gerade eine zauberhafte Märchenwelt durchfahren. Auf der anderen Seite angekommen, dauerte es auch nicht mehr lange, und ich überquerte die Themse und kam am Bahnhof St. Pancras an. Vor mir lagen drei Tage, die voll mit Highlights waren: Ich habe mir unter anderem „Hamilton“ angeschaut, ein R&B-Musical, das ich schon seit Ewigkeiten sehen wollte und das dem Hype wirklich gerecht wurde. Zudem habe ich mir die Hologrammshow von ABBA angeschaut. Die vier Mitglieder der Band haben sich wochenlang in Motion-Capture-Anzüge gesteckt, und dann wurde das aufwendig in Computeranimationen verarbeitet. Nun kann man in einer extra dafür gebauten Halle in London die vier Schweden wie zu ihrer Blütezeit in den Siebzigerjahren bewundern. Klingt merkwürdig, und das ist es im ersten Moment auch, aber die Show ist wirklich toll gemacht, und es sieht auch wirklich so aus, als würden da Menschen auf der Bühne stehen.
Aber jeder Trip geht mal vorbei, und so ging es für mich denselben Weg zurück, den ich gekommen bin, wieder mit dem Eurotunnel, schnellem Croissant in Paris und punktgenauer Ankunft in Zürich. Ich hatte schon wieder ganz vergessen, dass ich noch vier Tage zuvor das bisher wichtigste Stück meiner akademischen Karriere abgegeben hatte.
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