Rubrik:
studium
21.06.2022
Autor:
Pia
Rubrik:
studium
21.06.2022
Nachdem ich im letzten Blogbeitrag über die nicht vorhandene Barrierefreiheit in der Metro von Paris geschrieben habe, berichte ich in diesem Beitrag von den schöneren Momenten und anderen Ereignissen, die ich mit meiner Cousine auf dem Wochenendtrip erlebt habe. Da wir schnell die Metro für uns abgeschrieben hatten, stiegen wir auf den Bus um, von wo aus man ohnehin besser die Stadt ansehen konnte.
Paris war an diesem Wochenende sehr voll, weshalb wir uns auch gegen den typischen Touristenkram entschieden. Unsere Strategie war es stattdessen, zu überlegen, was wir essen oder trinken wollten. Wenn wir uns ein Café oder ähnliches per Internet rausgesucht hatten, schmückten wir den Weg dorthin aus und liefen meist einen großen Teil zu Fuß (beziehungsweise rollten ihn mit dem Rollstuhl, da meine Cousine nur ein Bein hat). So haben wir einiges von der Stadt gesehen und waren sehr viel unterwegs. Wir hatten beide keine besonderen Anforderungen an die Aktivitäten, die wir „abhaken" müssten, sondern schauten einfach spontan, was ging und worauf wir Lust hatten.
Zwei Orte wollte ich dann doch gerne besuchen: den Canal Saint-Martin und eine Jazzbar, in der ich vor ein paar Jahren den schönsten Abend meines Lebens hatte. Der Vorschlag, zum Kanal zu gehen, kam sehr gelegen, da dieser nicht direkt im Zentrum liegt. Daher hielten sich dort kaum TouristInnen auf, auch wenn dort trotzdem viele Menschen waren. Viele StudentInnen hatten es sich in der Sonne mit ein paar Bier oder einer Flasche Wein bequem gemacht. Alle waren gelassen und genossen das gute Wetter – es herrschte eine sehr angenehme Stimmung.
Am selben Abend entschlossen wir uns dazu, auszugehen und gingen in Richtung Jazzbar. Dort angekommen, mussten wir jedoch feststellen, dass eine sehr lange Schlange vor der Tür auf den Einlass wartete. Da wir keine Lust auf Anstehen hatten, liefen/fuhren wir eine Runde um den Block und guckten, ob uns eine andere Bar ansprach. Aber auch alles andere war sehr voll und so gingen wir wieder zurück zur Jazzbar. Die Schlange war nun schon deutlich kürzer. Da der Eventraum ein alter Keller ist, zu dem man nur über Treppen gelangt, stand meine Cousine schon mal aus ihrem Rollstuhl auf und nahm die Krücken in die Hand. Als wir beim Türsteher standen, wurden wir extrem freundlich vom Besitzer begrüßt, er half uns den Rollstuhl zu verstauen und orderte höchstpersönlich die erste Runde Getränke für uns. Er schien selbst sehr viel Spaß bei seiner Arbeit zu haben und steckte uns damit an.
Wir gingen hinunter in den Keller. Je weiter wir nach unten kamen, desto lauter wurde die Musik. Unten angekommen, sahen wir die Liveband: drei Saxophonisten, ein Schlagzeuger, ein Gitarrist und (mein Lieblingsinstrument) ein Kontrabassist. Dazu wurde getanzt. Leider waren alle Sitzplätze besetzt, weshalb wir uns an eine Wand stellten, an der sich meine Cousine anlehnen konnte und beobachteten die Show von dort aus. Die ZuschauerInnen umfassten eine Mischung an TouristInnen und Einheimischen und ab etwa 18 war jede Altersklasse vertreten. Einige kamen allein, manche zu zweit oder als Gruppe. Ein paar Pärchen hielten sich konstant auf der Tanzfläche auf und vier ältere Leute forderten bei jedem neuen Lied andere zum Tanzen auf.
In der Konzertpause bot ein Mann meiner Cousine seinen Sitzplatz in der ersten Reihe an, was sie sehr dankbar annahm. Diejenigen, die durchgehend getanzt hatten, nahmen sich eine kurze Pause. Als die Band die Treppe wieder runterkam, wurde sie mit Applaus begrüßt und sie legte mit einem sehr starken Stück los. Sofort herrschte wieder die gleiche befreite Stimmung wie zuvor. Wir blieben sehr lange dort und waren gefesselt von der Atmosphäre. Als uns schon fast die Augen zufielen, verließen wir den Keller. Wieder erlebte ich in dieser Jazzbar einen unvergesslichen Abend.
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