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Medizin studieren: Des Monsters zweiter Teil

Ein Porträt-Foto von Maril

Autor:
Maril

Rubrik:
studium

12.09.2022

Mündliche Prüfungen liegen mir nicht besonders, das war schon immer so. Ich denke in dieser konkreten Art von Stresssituation ganz anders und gefühlt auch deutlich langsamer als normalerweise. Nun muss ich mein gesamtes vorklinisches Wissen in solch einer Situation unter Beweis stellen – großartig! Es wird in kleinen Gruppen geprüft, sodass man nicht alleine in den drei Prüfungen sitzt (Anatomie, Biochemie und Physiologie). Dadurch wird aber auch die Zeit viel länger, die man dort ausharren muss. In jedem der drei Fächer wird man 15 bis 20 Minuten geprüft und so können die Prüfungen bei vier bis fünf Prüflingen insgesamt auch gut vier Stunden dauern – und das stelle ich mir äußerst anstrengend vor. Man wird ausgefragt, muss histologische Präparate erkennen und beschreiben, an Modellen erklären, vielleicht auch ein paar Formeln aufmalen und Diagramme zeichnen. Deswegen heißt es auch mündlich-praktische Prüfung, obwohl man glücklicherweise nicht spontan präparieren/sezieren oder an Frischpräparaten anatomische Strukturen erkennen muss. Das würde es nämlich noch schwieriger machen.

Prüfungstermin und Prüfer/in erfährt man spätestens fünf Tage vor dem Termin. Glücklicherweise gibt es an den meisten Unis halboffizielle Listen zumindest mit den Prüfungsterminen, damit man nicht wie auf heißen Kohlen Tag für Tag vor seinem Briefkasten ausharren muss. Dennoch ist das ganze äußerst knapp getaktet, da man sich am besten mithilfe von Altprotokollen zu früheren Prüfungen der jeweiligen Prüferinnen und Prüfer vorbereitet. Es wäre naiv zu glauben, dass man zur mündlichen Prüfung den gesamten Stoff genau beherrscht. Der durchschnittliche Medizin-Studierende tut das jedenfalls nicht. Es gehören auch immer etwas Glück und ein paar passende Altprotokolle dazu. Die Termine für die mündlichen Prüfungen liegen über den September verteilt. Man kann also eine Woche nach den schriftlichen Prüfungen bereits drankommen oder erst einen Monat später. Ich habe mich über meinen relativ späten Termin gefreut, da ich so noch etwas Zeit habe, das freie Sprechen und Erklären zu üben. Andererseits merke ich auch, dass meine Konzentrationsfähigkeit und Motivation durch die vorangegangene Lernphase für den schriftlichen Teil etwas gelitten haben. Viele Details habe ich schon wieder vergessen und das macht mir Angst. Außerdem habe ich, falls ich bestehen sollte, nur wenig Zeit für Erholung, bevor das nächste Semester beginnt. Allerdings habe ich mich auch schon ein wenig mit dem Gedanken angefreundet durchzufallen. Die Vorstellung, ein halbes Jahr „Pause“ zu haben, falls ich den mündlichen Teil jetzt nicht bestehen sollte, um dann im Frühjahr diesen Part zu wiederholen, missfällt mir gar nicht mehr so sehr. Vermutlich ist das nur ein Abwehrmechanismus gegen den unterbewussten Stress, doch es funktioniert. Da man, falls man nur einen Teil nicht besteht (egal ob den schriftlichen oder den mündlichen), auch nur diesen wiederholen muss, mindert das ein wenig den Druck. Zumindest bei mir ist das so. Mein Ziel ist natürlich trotzdem, beim ersten Versuch zu bestehen. Auch wenn durch das kleine Erfolgserlebnis der bestandenen schriftlichen Prüfung mein Selbstvertrauen ein bisschen gestärkt wurde, macht mir die mündliche dennoch sehr viel Angst. Aber gut, an die Arbeit! Mehr als durchfallen kann ich schließlich nicht.