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Von den (fehlenden) Praxiserfahrungen im Studium – Teil 2

Ein Porträt-Foto von Maril

Autor:
Maril

Rubrik:
studium

21.02.2023

Für mein 5. Semester des Medizinstudiums waren in meinem Stundenplan folgende Fächer vermerkt: Allgemeine Pathologie, Histopathologie, „Epidemiologie, Medizinische Biometrie und Medizinische Informatik“, „Geschichte, Theorie, Ethik der Medizin“, Klinische Chemie bzw. Labormedizin, ein paar Veranstaltungen zu Strahlentherapie, Radiologie und Nuklearmedizin sowie die sogenannten Untersuchungskurse (kurz: U-Kurse) mit zugehörigen Vorlesungen. Die U-Kurse waren der Praxisteil in diesem Semester. In diesen wurden wir in Fünfer- oder Sechsergruppen auf verschiedene Stationen geschickt und sollten die Basics der klinischen Untersuchung erlernen, indem wir diese Fähigkeiten aneinander oder an Patient*innen üben – natürlich nur, wenn diese vorher zugestimmt hatten.

Um ein paar Beispiele zu nennen: Im U-Kurs „Innere Medizin“ sollten wir unter anderem lernen, die Lunge und das Herz mit dem Stethoskop abzuhören. In der Neurologie prüften wir Reflexe, testeten die Funktion der Hirnnerven, Motorik und Sensibilität. Je nach Gruppe konnte man so unterschiedliche Erfahrungen sammeln. Die Kommiliton*innen, die den U-Kurs „Innere Medizin“ auf der Station Pneumologie absolvierten, konnten vielleicht auch mal eine nicht gesunde Lunge abhören, z.B. Patient*innen mit COPD oder einer Pneumonie, während die Gruppen auf der Station Hepatolgie womöglich Patient*innen mit Leberzirrhose und der zugehörigen Symptomatik sehen konnten. Die eine Gruppe war auf der allgemeinen Pädiatrie und versuchte Kleinkinder dafür zu begeistern, dass sie sie mal mit dem Stethoskop abhören, während eine andere Gruppe auf der Neonatologischen Station bei einem Kaiserschnitt und der Erstversorgung des Babys zuschauen durfte.

Egal, welche konkreten Erfahrungen man in diesen U-Kursen gemacht hat, so ging es am Ende doch darum, den Medizinstudent*innen zum einen ein gewisses Handwerkszeug an Untersuchungstechniken mitzugeben und sie zum anderen an den Patient*innenkontakt zu gewöhnen. Wenn man nicht gerade vor dem Studium eine Ausbildung im medizinischen Sektor gemacht hat, so kann es schon eine ziemliche Überwindung kosten Patient*innen überhaupt zu untersuchen und anzufassen. Die Studierenden sollen die Scheu davor verlieren. Man kann nun einmal nichts ertasten, wenn man bei einem Patienten*einer Patientin nur sanft in die Bauchdecke stupst. Und dann kann man der Person auch nicht helfen. Meine Kommiliton*innen aus dem 5. Semester und ich stehen noch ganz am Anfang unserer klinischen Ausbildung. Uns fehlt noch ein Großteil der Theorie und quasi jegliche Fähigkeiten zu praktischen Methoden, die man auch nur mit viel Übung erlernen kann. Doch wie komme ich zu dieser Übung? Der U-Kurs war dabei nur ein kleiner Appetizer für die kommenden klinischen Semester. Die Untersuchungsmethoden werden kurz vorgestellt und (wenn überhaupt) ein- bis zweimal ausprobiert. Das war’s. Wie oft habe ich im Studium bis jetzt schon den Satz gehört: „Aber das werdet ihr dann noch mal vertieft im … Semester/während der Famulaturen/während des praktischen Jahrs/in eurer Facharztausbildung lernen.“ Ständig werden wir vertröstet und trotzdem scheint man alles irgendwie schon mal gemacht haben zu sollen. Im 6. Semester werden die Hauptveranstaltungen Pharmakologie und Mikrobiologie sein, an Praxiserfahrungen fehlt es da komplett. Während der Famulaturen in den Semesterferien soll man dann aber auch schon regelmäßig Blut abnehmen, allein Anamnesen erstellen, vielleicht sogar schon mal eine Naht im OP machen. Da lautet dann häufig das Motto „learning by doing“.

Mal sehen, was da noch alles auf mich zukommen wird in den nächsten Semestern. Ich versuche einfach, so viele klinische Erfahrungen wie möglich zu machen und mich von der Idee zu verabschieden, dass alles von Anfang an klappen muss.