Rubrik:
studium
31.07.2020
Autor:
Maril
Rubrik:
studium
31.07.2020
Wandern hat in meiner Familie Tradition. Von klein auf gehe ich mit meinen Eltern und meiner Schwester wandern. Meine Mutter hat, selbst als sie mit mir schwanger war, noch Berge bestiegen. Jedes Jahr in den Sommerferien sind wir zwei Wochen zu meiner Tante in die Schweiz gefahren und haben die alpinen Wanderwege unsicher gemacht. Wir haben Murmeltiere und Gämse beobachtet, Kühe gestreichelt, sind "Bähnli" gefahren und haben spektakuläre Ausblicke genossen. Das Wandern ist aus meiner Kindheit nicht wegzudenken. Auch zu Hause oder im Urlaub in Skandinavien haben wir häufig große Wandertouren gemacht.
Ich glaube, dass sich nicht jeder so dafür begeistern kann wie meine Familie. Ich selbst habe mittlerweile eine innige Bindung zum Wandern aufgebaut. Es befreit mich irgendwie. Immer wenn ich auf einem schmalen, steilen, steinigen Pfad die Höhenmeter überwinde, bekomme ich meinen Kopf frei. Wenn ich wandere, bin ich alle Sorgen los. Beim Anblick der wunderschönen Natur, die Pracht des Ausblicks auf schneebedeckte Gipfel oder ein blühendes Tal im Sonnenschein – wie soll man da traurig sein und grübeln?
Die ultimative Frage, die mir dann nicht ganz so wanderfreudige Mitstreiter stellen, ist folgende: Warum kann man nicht einfach mit der Seilbahn hochfahren, den Ausblick genießen und wieder runterfahren? Manchmal frage ich mich, ob diese Leute selbst schon mal auf einen Berg gestiegen sind. Denn dann müssten sie doch wissen, dass sich eine Aussicht mit der Wanderung und dem Weg entwickelt. Natürlich ist so ein Aufstieg nicht leicht. Man schwitzt und schnappt nach Luft, sehnt sich nach einer Pause und zuckerhaltigen Getränken und verflucht jeden einzelnen Höhenmeter, der einen noch vom Gipfel trennt. Doch es lohnt sich: Dafür sieht man an der einen Ecke plötzlich ein Murmeltier aus der Erde lugen oder einen kleinen kristallklaren See, der hinter einem Felsen versteckt lag. An einer anderen Stelle führt der Weg über eine Almwiese, auf der Kühe weiden. Beim Wandern ist eben auch der Weg das Ziel. Ich kann das Gefühl nicht wirklich beschreiben, das man empfindet, wenn man den Gipfel nach einem anstrengenden Aufstieg erreicht. Plötzlich steht man vielleicht sogar über einer geschlossenen Wolkendecke, aus der nur ein paar andere Gipfel herausragen. Oder man erblickt das Tal, aus dem man vor wenigen Stunden noch ehrfürchtig zum Berg hochgeschaut hat. Darum liebe ich Wandern und kann es nur jedem empfehlen.
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