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Studieren im Ausland: Update aus den Niederlanden

Ein Porträt-Foto von Christin

Autor:
Christin

Rubrik:
studium

10.05.2022

Hemingway hat gesagt: „Man soll aufhören, wenn man so richtig im Fluss ist.“ Dies teste ich jetzt mal aus, um Herrin meiner ständigen Prokrastination zu werden.

Diese Woche steht schon wieder der nächste wichtige „Knowledge Test“ meines laufenden Auslandssemesters an und wie jede Woche noch jede Menge Abgaben dazu. Derweil suche ich auch noch einen Nebenjob und habe morgen ein Gespräch bei „International Students Work“.

Nachdem ich im Dezember letzten Jahres zeitweise drei Jobs hatte, konnte ich es mir in den letzten vier Monaten gönnen, mal nicht neben dem Studium zu arbeiten. Einerseits durch das Gesparte und andererseits durch die Erasmus Förderung. So bereiste ich neben Brüssel, Gent und Brügge, auch Riga und Barcelona, um dort mit meiner Freundin Norah aus Manresa den Feiertag der Rosen und Bücher, Sant Jordi, zu feiern. Es war so wunderschön, wie ich es mir im Februar, als wir das Ganze geplant haben, bereits ausgemalt hatte. Und das, obwohl genau am entscheidenden Tag das ungewöhnlichste Wetter überhaupt vorherrschte. Ob es nun der eigensinnige April war oder doch der Klimawandel? Das lasse ich jetzt mal so offen, aber es war schon ungewöhnlich frisch für diese Jahreszeit in Katalonien.

Zuerst schien noch die Sonne, wir erreichten gerade den Arc De Triomf und sahen dann endlich die zahlreichen Verkaufsstände. Ein wunderschöner Büchermarkt erstreckte sich in allen Gassen der Stadt und von der echten bis zur gehäkelten Rose waren alle erdenklichen Blumen-Varianten dabei. Doch dann schlug plötzlich das Wetter um und es tat mir von Herzen leid zu sehen, wie die Menschen versuchten mit Planen ihre Bücher vor dem Regen, Wind und Hagel zu sichern. „Das ist noch nie vorgekommen, seitdem ich denken konnte“, vergewisserte mir Norah.

Jedoch fehlen an dieser Stelle wohl ein paar Hintergrundinformationen und ihr stellt euch vielleicht die Frage, wie das zeitlich alles möglich war im laufenden Semester. Ich muss sagen, dass ich leider nicht sehr viel Uni habe. Das war jetzt für die Reisen gut und deshalb habe ich es auch so genutzt, jedoch hadere ich immer wieder damit.

Am Anfang war es eine große Enttäuschung, dass ich wirklich kaum in die, wie ich finde, sehr schöne und moderne Hochschule in Nijmegen komme. Sie ist ein Teil der „Hogeschool van Arnhem en Nijmegen“ also der Hochschule von Arnheim und Nimwegen. Mein WG-Zimmer wurde mir auch in Nijmegen zugeteilt uns so spielt sich mein Alltag hier ab. Leider geht’s für mich nur in die Gebäude der HAN in Nijmegen, wenn ich mich dazu entscheide, dort frei zu lernen.

Die einzige Vorlesung findet sehr unregelmäßig montags in Arnhem statt und dies ist eine gute halbe Stunde mit dem Auto entfernt. Da die Züge hier sehr teuer sind und wir als Auslandsstudenten keine Ermäßigung bekommen, bildete ich eine Fahrgemeinschaft, mit zwei Kommilitoninnen, die denselben Weg teilten. So war es auch für uns alle günstiger, selbst bei den hohen Spritpreisen im Moment. Doch hier hat sich in der kurzen Zeit auch schon wieder einiges geändert und ich habe jetzt nur noch eine Mitfahrerin, da die andere den Kurs geschmissen hat.

Die Unzufriedenheit mit dem Kurs teilen wir tatsächlich alle, jedoch gefallen mir die Bedingungen drum herum zu gut, um denselben Weg einzuschlagen. Sprich, das Studentenleben, die Auslandserfahrung generell und auch die Stadt Nijmegen ist wirklich charmant. Nun sind wir nur noch zwei „richtige Auslandsstudentinnen“ in einem generell sehr kleinen Kurs. Mit uns sind es jetzt nur noch vier Niederländer:innen und ein Junge aus Zypern, der aber sein generelles Studium der Physiotherapie in den Niederlanden absolviert, genauso wie ein Mädchen aus Litauen.

Dieser Kurs, der auch „Sports Nutrition Minor“ genannt wird, ist so anders als wir ihn uns vorgestellt hatten, weil es weder regelmäßige Vorlesungen noch selbst gewählte Lerngruppen gibt. Alle Themen werden in der einen Vorlesung montags hintereinander durchgemischt präsentiert und es gibt keine einzelnen Module bzw. Fächer. Die Kommunikation erfolgt nicht ausschließlich nur auf Englisch, obwohl es ein internationaler Kurs ist. Durch ständige Abgaben, Tests und Präsentationen im laufenden Semester ist dies eine Dauerbelastung.

Darüber hinaus haben sich leider vor allem die Gruppenarbeiten als mühselig erwiesen, da die Gruppenmitglieder bis zu einer Stunde Fahrt auseinanderwohnen. So fanden die Treffen anfangs nur online und mittlerweile fast gar nicht mehr statt. Stattdessen erfolgt die Kommunikation auf WhatsApp, was uns für die „Arbeit“, wie es sich für mich leider anfühlt, immer erreichbar macht.

Das ist alles etwas frustrierend, weil mir mein Studium bisher immer sehr viel Spaß gemacht hat. Vor allem die Inhalte interessierten mich bisher immer und von Rechtsthemen bis zur Ernährungsmedizin konnte ich mich für alles begeistern. Dabei waren gerade die Gruppenarbeiten ein Highlight.

So könnt ihr euch wahrscheinlich schon denken, dass ich in letzter Zeit etwas gestresst und unzufrieden war. Deshalb habe ich mich eher auf die anderen Aspekte des Erasmus-Jahrs konzentriert: Reisen und so viel wie möglich Englisch zu sprechen. Nun wird sich in den letzten zwei Monaten meines Aufenthaltes wieder einiges ändern, wenn ich erstmal einen Job habe. Dann möchte ich mich auch mehr auf das Niederländisch konzentrieren, denn dies kommt mir persönlich viel zu kurz, da in meinem Programm leider auch kein solcher Sprachkurs enthalten ist und ich die bereits in Münster erlernten Grundkenntnisse gerne weiter vertiefen würde.