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Wieder im Süden

Ein Porträt-Foto von Rosie

Autor:
Rosie

Rubrik:
studium

05.09.2023

Jetzt geht es elf Stunden wieder zurück. In den Süden. Für neun lange Stunden regnet es, es ist kalt und der Himmel ist bedeckt. Doch nachdem wir die Schweizer Grenze überquert haben, scheint die Sonne. Es wird wärmer. Wir sind total fertig, doch alles hat sich gelohnt, als wir mit dem Zug durch den letzten Tunnel vor Lausanne fahren. Als wir herauskommen, erstreckt sich der Genfersee vor uns. Endlose grüne Weinberge, die Alpen und die Rhônemündung. Segelboote auf dem türkisblauen Wasser. Alles in goldenes Nachmittagslicht getaucht. Ein UNESCO-Weltkulturerbe. Als wir aus dem Zug aussteigen, scheint die Sonne und es ist warm. In Deutschland war es so kalt und verregnet, dass wir in Pullis und dicken Jogginghosen gereist sind. Darin fangen wir jetzt an zu schwitzen. Nachdem wir unsere Koffer verstaut haben, gehen wir zum See und spazieren für eine halbe Ewigkeit und schauen uns die Berge an. Es ist wunderschön.

Am nächsten Tag sehen wir uns gemeinsam Lausanne an. Steigen hoch zur Kathedrale und sitzen auf Panoramabänken in der Sonne. Wir schlendern durch die Altstadt, trinken Bubbletea und flanieren an der Seepromenade. Wir essen Eis, als die Sonne untergeht und den Horizont rosa färbt.  Am Tag danach geht es nach Vevey und Montreux. Die Sonne scheint und die französischen Berge sehen aus wie Hawaiianische Inseln. Im sonnendurchfluteten Seewasser kann man sogar Babyfische sehen. Wir laufen von Vevey bis zur Tour-de-Peilz. Eigentlich wollten wir noch weiter bis nach Montreux laufen, doch wir sind total erschöpft. Nach einer Eispause und einer Runde im See nehmen wir den Bus. In Montreux laufen wir ebenfalls die Seepromenade entlang. Meine Freundin ist fasziniert von den vielen Palmen und Kunstwerken am Wegesrand. Irgendwann, als mein Handyakku genauso erschöpft ist wie wir, machen wir Siesta in einem McDonalds, während mein Handy lädt. Danach sind wir beide wieder so fit, dass wir noch weiter bis zum Chateau de Chillon laufen. Ein mittelalterliches Schlösschen, das einen wunderschönen Blick auf das Bergmassiv der „dents du midi“ (Zähne des Südens) erlaubt. Nach der langen Wanderung und der vielen Sonne sind wir müde und fahren nach Hause. Falls ihr mal hier sein solltet, empfehle ich auf jeden Fall eine Fahrt mit der S-Bahn vom Château de Chillon nach Lausanne. Das Panorama ist wirklich einmalig.

Der Tag darauf fängt wunderschön an. Wir fahren ins Juragebirge zu einem Wasserfall, umgeben von einer bizarr vom Wasser geformten Kalksteinschlucht. Die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, dass überall von den Bäumen und Steinwänden Moose und Flechten hängen. Das Wasser ist türkis und so kalt, als käme es direkt aus einer unterirdischen Quelle. Nachdem wir es geschafft haben, kurz ins Wasser einzutauchen, wandern wir wieder zurück zum Auto. Der Rest des Tages sollte eigentlich ein Strandtag werden, doch nach einer Stunde erfolglosen Bräunens in der nichtvorhandenen Sonne und als es schliesslich anfängt zu regnen, fahren wir lieber in eine Studierendenbar auf dem Campus. Es ist eine Rooftopbar, die auf dem wohl coolsten Studierendenwohnheim der Schweiz liegt. Das Gebäude heißt Vortex und ist aufgebaut wie ein Schneckenhaus. Es gibt keine Treppen. Gottseidank gibt es einen Aufzug, denn die acht Stockwerke langsam in Kreisen hochzusteigen, das wollten wir jetzt auch nicht unbedingt. Die Getränke sind lecker und von unserem Platz aus haben wir einen Blick auf die Berge. Als es dunkel wird, fangen die orangenen Lichter von Evian auf der anderen Seeseite an zu glitzern.

Am letzten Tag machen wir eine Seekreuzfahrt von Lausanne nach Genf. Dreieinhalb Stunden auf dem Boot. Das Wetter ist nett zu uns. Keine einzige Wolke am Himmel und 33 Grad. Wir sitzen auf Liegestühlen im Bug des Bootes. Es ist windig und wir sitzen irgendwann alle eingemummelt in Decken, um uns vor Sonne und Wind zu schützen. Trotzdem sind wir alle am Ende des Tages braungebrannt von der Intensität der Sonne hier. In Genf gehen wir erstmal schwimmen und laufen dann die wunderschöne Seepromenade ab. Die Häuser erinnern an Paris und die Dampfschiffe im Hafen an die „Belle Époque“.  Die Sonne brennt und im Jet d’eau hat sich ein langer Regenbogen gebildet. Wir essen auf der Dachterasse von Manor und bestaunen die Berge. Nach unglaublichen Macarons im Ladurée müssen wir dann auch schon wieder zurückfahren. Das Boot, das uns zurückbringen soll, ist ein Dinner Cruise des Beau Rivage Palace. Ein Luxushotel in Lausanne. Das Essen sieht unfassbar gut aus. Als wir einsteigen, werden gerade die Desserts angerichtet. Crème Caramel, Mousse au chocolat, Zitronentarte, Kuchen und Obstsalat … vom Obstsalat kriegen wir tatsächlich später noch was ab und ich kann mit Sicherheit sagen, dass es der beste war, den ich je gegessen habe.

Der Sonnenuntergang auf dem See ist traumhaft. Der Himmel wird rosa, der Wind lässt unsere Haare fliegen und wir sind so voll von Sonne, Himmel und Glück, als wir nachts vom Boot steigen und in die sternenklare Nacht hineinlaufen.