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Während der Ausbildung ins Ausland – das ermöglicht das Berufsbildungsgesetz allen Auszubildenden ganz offiziell. Bis zu einem Viertel der Ausbildung können Auszubildende so außerhalb Deutschlands verbringen und dabei wertvolle Erfahrungen sammeln. Wie kann ein Auslandsaufenthalt während der Ausbildung gelingen? In dieser abi» Podcast-Folge sprechen wir mit Jonas Gruß von der IHK Nürnberg und dem Auszubildenden Julian Girschik.
Ich würde die Chance auf jeden Fall nutzen, wenn man darauf Lust hat. Oftmals weiß man gar nichts davon. Viele aus meiner Klasse wussten auch gar nicht, dass man da sechs Wochen ins Ausland gehen kann. Während der Ausbildung einfach mal nachfragen!
Julian Girschik verbringt während seiner Ausbildung zum Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung sechs Wochen in Schweden.
Um die Angst vorne wegzunehmen: Es gibt grundsätzlich keinen Beruf, der sich dafür nicht eignet. Es geht ja auch ganz viel ums Arbeiten im Ausland, um die Selbstständigkeit, die Kompetenzen, auch die sozialen Kompetenzen – und nicht unbedingt nur um das Fachliche.
Jonas Gruß von der IHK Nürnberg für Mittelfranken betreut und berät Auszubildende bei der Organisation ihres Auslandsaufenthalts.
Jingle: abi», dein Podcast für die Berufsorientierung.
abi»: Hallo und herzlich willkommen beim Podcast! Mein Name ist Corinna und ich habe heute gleich zwei interessante Menschen im Gespräch: Julian Girschik macht eine Ausbildung zum Kaufmann für Spedition und Logistikdienstleistung bei Kühne + Nagel und befindet sich aktuell im Ausland. Wo wird er uns gleich verraten.
Mein zweiter Gast ist Jonas Gruß, er arbeitet für die Industrie und Handelskammer Nürnberg für Mittelfranken im Geschäftsbereich Berufsbildung und er ist unter anderem für die Auslandsaufenthalte der Auszubildenden zuständig. Denn genau darum geht es heute: während der Ausbildung eine Zeit im Ausland zu verbringen. Wie das gelingt, erklären meine Gäste gleich im Gespräch. Herzlich willkommen, Herr Gruß, herzlich willkommen, Julian Girschik zum heutigen Podcast.
Julian Girschik: Ja, hallo.
Jonas Gruß: Hallo.
abi»: Ja, lieber Julian, du bist aktuell im Ausland. In welchem Land sammelst du gerade während deiner Ausbildung Auslandserfahrung, und wie lange bist du unterwegs?
Julian Girschik: Genau, ich bin gerade in Schweden, in Malmö, um genau zu sein, also in Südschweden, und ich bin hier für sechs Wochen.
abi»: Sehr schön, danke, Julian. Die nächste Frage richtet sich an Herrn Gruß: Welche Angebote und Austauschprogramme gibt es, und wie unterstützt die IHK Auszubildende dabei?
Jonas Gruß: Also grundsätzlich ist es so, dass jedem Azubi, egal auch in welchem Beruf, rechtlich zugesichert ist und rechtlich zusteht, dass sie bis zu einem Viertel der Ausbildungszeit im Ausland verbringen dürfen. Und jetzt gibt es natürlich große Ausbildungsbetriebe, die schon Standorte auch im Ausland haben, für die das viel leichter ist, Azubis ins Ausland zu versenden. Jetzt gibt es aber auch viele kleinere, die vielleicht keine Standorte im Ausland haben. Genau hier setzt die IHK an, arbeitet zum Beispiel mit Erasmus+, mit vielen Pool-Projektträgern. Da sind einfach Förderprogramme, die eben die Azubis unterstützen, die sich auch um die Finanzierung kümmern, auch um Versicherungen kümmern. Wir als IHK helfen da eben mit, vom Wunsch, ins Ausland zu gehen, vom Azubi, bis dann wirklich auch in die Nachbereitung.
abi»: Alles klar. Inwiefern erfolgt denn eine finanzielle Unterstützung? Sie haben jetzt schon von Erasmus+ gesprochen.
Jonas Gruß: Bei Erasmus+ ist es eben so, dass ein Großteil davon gedeckt wird. Normalerweise sind das die Kosten für die Unterkunft und die Anreise, die Abreise, die Reisekosten eben. Was nicht mit gedeckt ist: Dass der Azubi eben seine Verpflegung selbst zahlt und natürlich auch Freizeitaktivitäten - die zahlt der Azubi selbst. Fast alles andere wird von Erasmus+ übernommen. Das ist immer ein Stück weit auch abhängig, wo im Ausland der Azubi ist. Da gibt es dann quasi eine Kilometerpauschale auch.
abi»: Julian, was war denn bisher – du bist jetzt schon ein bisschen in Schweden unterwegs – was war bisher dein persönliches Highlight, und warum, würdest du sagen, lohnt sich dieser Aufenthalt?
Julian Girschik: Also Highlight aus dem Beruflichen war für mich, die Kollegen, die sind alle super nett hier, jeder war sehr willkommend, hat mich immer gefragt: Was habe ich am Abend zuvor gemacht? Was habe ich am Wochenende gemacht? Oder, was habe ich zum Mittagessen dabei? Will ich mit Mittagessen gehen? Ich wurde auch schon zweimal von den Kollegen eingeladen. Also, die sind wirklich alle hier super, super nett. Ich meine, in Deutschland auch, aber hier ist es mir besonders aufgefallen. Und alles ist sehr modern hier. Also einerseits das Office, aber generell Malmö und Schweden, die ganze Area hier ist sehr, sehr neu und modern. Also hier wurde es 2015 rum gebaut, und 2020 wurde unser Gebäude hier gebaut. Also ist alles super modern, mit allem Möglichen ausgestattet. Hier ist direkt eine Shopping Mall neben dran, wo man mittags essen gehen kann. Und abends, also ich hab mein Fahrrad mitgenommen, sind es zehn bis 15 Minuten bis zum Meer. Und bis jetzt hatte ich super Wetter und konnte auch sehr viele Sonnenuntergänge anschauen, weil man blickt Richtung Kopenhagen über die Öresundbrücke, und da geht die Sonne jeden Tag eigentlich wunderschön unter.
abi»: Sehr schön! Ach, das klingt toll! Wie viel Zeit bleibt dir denn noch in Schweden?
Julian Girschik: Ich bin jetzt seit zwei Wochen da und habe jetzt noch vier Wochen vor mir, oder knapp vier Wochen vor mir. Genau.
abi»: Okay, also noch mehr als die Hälfte.
Julian Girschik: Ja.
abi»: Dann, Herr Gruß, was würden Sie sagen aus Ihrer Sicht: Welche Vorteile bringen Auslandsaufenthalte für Auszubildende?
Jonas Gruß: Da ist es ganz klar eben so, dass natürlich der kulturelle Teil eine große Rolle spielt, und der interkulturelle Teil. Aber auch darüber hinaus bringt es etwas, sprachlich, kann es natürlich was bringen, je nachdem, wo im Ausland, man sich aufhält und welche Sprache da gesprochen wird. Weshalb auch Betriebe teilweise, ja, Azubis gerne ins Ausland entsenden, sind natürlich die wirtschaftlichen Aspekte, dass man sagt, okay, man schaut sich mal den Markt an, man schaut sich Arbeitsweisen an im Ausland, lässt den Azubi dann berichten. Und der bekommt darüber hinaus natürlich ein großes Stück Selbstbewusstsein, reist alleine oder eben mit fremden Erasmus+Teilnehmern oder Förderprogramm-Teilnehmern, reist in diesen Gruppen.
abi»: Okay, aber nicht so auf sich allein gestellt, dass er jetzt verloren wäre, sondern auch immer wieder Unterstützung an allen Ecken und Enden bekommt.
Jonas Gruß: Das natürlich. Also, auch im Ausland ist es so, dass der Azubi feste Ansprechpartner hat. Natürlich gibt es den Betrieb, an den man sich immer wenden kann. Die Förderprogramme haben feste Ansprechpartner, die aus dem Ausland auch erreichbar sind. Und nicht zuletzt auch uns natürlich als IHK. Wir sind zwar nicht mit vor Ort bei den Entsendungen, aber wir können natürlich auch immer noch was steuern und können da auch unterstützen.
abi»: Okay, das heißt, Sie haben jetzt direkt schon die Frage danach beantwortet, an wen sich Auszubildende während ihrer Zeit im Ausland wenden können und wie die Betreuung erfolgt. Das ist wunderbar. Haben Sie noch irgendwas hinzuzufügen?
Jonas Gruß: Es ist auch so, dass meistens auch im Voraus schon WhatsApp-Gruppen erstellt werden, mit anderen Azubis, die sich im gleichen Zeitraum in der gleichen Region oder zumindest relativ nah befinden. Diese Gruppen funktionieren auch oft auf Englisch. Und dann ist es eben so, dass sich auch da viel geholfen werden kann, dass man einfach Erfahrungen austauscht, sagt: Okay, wo ist hier der nächste Supermarkt ums Eck? Auch das kann natürlich helfen und kleinere Alltagssituationen schon lösen. Da sind solche Gruppen natürlich dann auch Gold wert.
abi»: Wunderbar, okay. Ja, Julian: Wie sind deine Erfahrungen so bisher mit dem Thema Herausforderungen? Hattest du schon, vielleicht im Vorfeld oder jetzt gerade, wo du in Schweden bist, besondere Herausforderungen? Und wenn ja, wie bist du sie angegangen? Wie hast du es gemeistert?
Julian Girschik: Eine Herausforderung war die Unterkunftssuche. Da habe ich etwas rum geschaut, wo es was gibt, und bin dann – letztendlich habe ich mir was auf AirBnB gebucht, wo ich bei jemand anderem in der Wohnung drin bin, da aber mein eigenes Zimmer hab und mich mit dem allerdings auch super verstehe. Allerdings da rumzusuchen, das hat ein bisschen Zeit in Anspruch genommen. Aber letztendlich habe ich was Gutes gefunden, wo ich auch sehr zufrieden jetzt bin.
abi»: Alles klar. Herr Gruß: Wie kann man bereits bei der Suche nach einem Ausbildungsplatz darauf achten, ob ein Auslandsaufenthalt möglich ist? Und gleich noch die nächste Frage dazu: Gibt es Ausbildungsberufe, die sich besonders gut für einen Auslandsaufenthalt eignen, und solche, mit denen man gar nicht ins Ausland kann?
Jonas Gruß: Um die Angst vorne wegzunehmen: Da gibt's grundsätzlich keinen Beruf, der sich dafür nicht eignet. Es geht ja auch ganz viel eben ums Arbeiten im Ausland, um die Selbstständigkeit, um die Kompetenzen, auch um die sozialen Kompetenzen und nicht unbedingt um das Fachliche. Das bedeutet, dass das Berufe-Ausschließen, dass das eigentlich flachfällt. Was es tatsächlich aber gibt, sind Berufe, die sich dafür besser eignen und auch von den Standorten her besser eignen. Also wenn ich sage: Okay, ich entsende ITler, die sind – die kriege ich überall hin entsendet, natürlich. Es gibt aber auch einige Berufe, bei denen es Sinn macht, es gibt einen sehr gut geeigneten Ort dafür: Zum Beispiel sind Veranstaltungskaufleute, die sind häufig in Spanien unterwegs, weil man da einfach sagt: Okay, da gibt's eine sehr gute Infrastruktur für diese Berufe, die kennen sich damit aus. Das gibt es auf jeden Fall schon.
abi»: Julian, wusstest du denn schon vor deiner Ausbildung, dass du eine Zeit lang im Ausland verbringen möchtest, und hat es vielleicht deine Entscheidung beeinflusst?
Julian Girschik: Also, es hat tatsächlich meine Entscheidung beeinflusst. Also, mir wurde mehr oder weniger gesagt, dass es die Möglichkeit, während der Ausbildung gibt, für einige Zeit ins Ausland zu gehen. Und da ich mal ein Abitur gemacht hatte und während Corona es auch relativ schwierig war, Work and Travel oder so zu machen, was ich mir auch vorgestellt habe, habe ich mir dann gedacht: Warum nicht in der Ausbildung? Während dem Bewerbungsprozess habe ich dann eigentlich auch schon gesagt, also, wenn ich die Ausbildung hier mache, will ich da unbedingt die Möglichkeit dazu haben, dass ich dann irgendwo ins Ausland hingehe und da dann eben die Erfahrung sammle und mein Englisch verbessere.
abi»: Okay, also, das war ganz aktiv Teil dieses Entscheidungsprozesses. Jetzt habe ich eine Frage an Herrn Gruß noch, die ist jetzt etwas trockener, vielleicht, aber auch sehr wichtig: Welche rechtlichen und organisatorischen Rahmenbedingungen müssen im Vorfeld unbedingt geklärt werden, und was können Auszubildende erwarten?
Jonas Gruß: Also, ganz wichtig und mit das Wichtigste eigentlich schon ist, dass die IHK rechtzeitig über den Auslandsaufenthalt informiert wird, damit wir einfach Bescheid wissen. Da geht es dann auch um Prüfungszeiten, damit wir einfach wissen: Okay, der Azubi hat eine gewisse Zeit lang im Ausland verbracht. Das gilt übrigens auch dann, wenn Ausbildungsbetriebe den Azubi intern versetzen an einen anderen Standort im Ausland. Das ist eben das gleiche Thema. Da geht es einfach darum, dass wir Bescheid wissen müssen. Ganz wichtig auch ist, dass der Azubi von der Berufsschule rechtzeitig befreit wird. Das passiert in Deutschland. Im Ausland muss er nicht in die Berufsschule gehen. Wichtig ist aber auch, dass er weiß, dass er den in Deutschland verpassten Stoff – der muss eigenständig nachgeholt werden. Das gleiche gilt für das Berichtsheft. Das muss im Ausland auch gepflegt werden. Was können Azubis erwarten? Im Endeffekt erwarten können sie, dass ihr Gehalt, die Ausbildungsvergütung, die wird genauso weitergezahlt wie in Deutschland auch. Am Vertrag ändert sich für den Azubi überhaupt nichts. Auch sehr wichtig ist das Thema Versicherungen im Ausland: Auch da gibt es natürlich Länder und Regionen, bei denen das Ganze leichter geregelt ist und vielleicht schon die Standard-Auslandskrankenversicherung das Land mit abdeckt. Es gibt jetzt aber auch exotische Länder, bei denen dann sicherlich eine extra Auslandskrankenversicherung abgeschlossen werden muss. Aber auch da unterstützt der Pool-Projektträger beim Einreichen der Unterlagen und auch, ob der Versicherungsschutz ausreicht, ob alles abgedeckt ist. Auch erst dann wird der Azubi guten Gewissens ins Ausland geschickt.
abi»: Okay, gut, wir sind schon bei der letzten Frage und die möchte ich jetzt direkt an den Julian stellen: Hast du für Auszubildende oder Ausbildungsinteressierte einen Tipp, wenn die Personen eine Zeit im Ausland verbringen möchten?
Julian Girschik: Ja, ich habe einen Tipp für euch: Also, wenn ihr die Möglichkeit habt, fragt einfach bei eurem Ausbildungsbetrieb nach, ob es möglich ist, ob ihr vielleicht auch einen Standort im Ausland habt. Oder ich habe mich dann auch eben an die IHK gewandt und gefragt, wie läuft es ab, wie ist das Prozedere, und die haben mich dann da auch hingehend unterstützt. Also, ich würde die Chance auf jeden Fall nutzen, wenn man darauf Lust hat. Oftmals weiß man gar nichts davon. Also viele aus meiner Klasse wussten auch gar nicht, dass man da sechs Wochen ins Ausland gehen kann. Während der Ausbildung einfach mal nachfragen: Wie läuft es ab? Gibt es da die Möglichkeit? Und sich da einfach trauen, mal sechs Wochen woanders hinzugehen oder für eine kürzere oder längere Zeit. Man muss mindestens zwei Wochen irgendwo sein. Ich denke, vier Wochen mindestens ist wahrscheinlich relativ sinnvoll, um einiges zu sehen, und man verbessert dabei seine Sprache und kommt mit Leuten aus der ganzen Welt in Kontakt. Das ist sehr interessant.
abi»: Okay, das ist richtig schön zu hören und das nehme ich jetzt auch einfach mal als dein Schlusswort. Dann bedanke ich mich an der Stelle mal erst mal bei dir, lieber Julian!
Julian Girschik: Ja, danke auch.
abi»: Und bei Ihnen, lieber Herr Gruß!
Jonas Gruß: Vielen Dank, gerne.
abi»: Weitere Beiträge rund um Auslandsaufenthalt in der Ausbildung findest du auf abi.de > Ausbildung > Ausland und ganz besonders im gleichnamigen Top-Thema „Während der Ausbildung ins Ausland“. Weitere Podcasts findest du auf abi.de > Interaktiv > Podcasts. Das war dein abi» Podcast. Redaktion und Produktion Corinna Grümpel für den Meramo Verlag im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.
Onlinelexikon für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit Informationen zu Tätigkeiten und Zugangsvoraussetzungen einzelner Berufe.
Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.
www.berufe.tv
Mit dem Erkundungstool Check-U findest du heraus, welche Ausbildungsberufe und Studienfelder besonders gut zu deinen Stärken und Interessen passen.
In der Jobsuche der Bundesagentur für Arbeit kannst du auch ganz gezielt nach Ausbildungsplätzen recherchieren.
Stand: 07.09.2023
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