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Ein Jahr zur Orientierung und zur freien Entfaltung – sowohl künstlerisch als auch persönlich. Diese Möglichkeit nutzte Antonia Hiller (19) durch ein Werkstattjahr bei der Werkbund Werkstatt Nürnberg (WWN).
Im Künstlerhaus der Stadt Nürnberg bietet die Werkbund Werkstatt Nürnberg (WWN) einen Raum für Kreativität und gestalterisches Arbeiten. Selbstständige Künstlerinnen und Künstler teilen dort ihre Erfahrungen und unterrichten Interessierte in der Handhabung von Werkzeugen und im Umgang mit verschiedenen Materialien. Das Angebot eines Werkstattjahres eignet sich besonders als Orientierungsjahr zwischen Schule und Berufsbildung zur Erkundung der eigenen Fähigkeiten.
Uns wurde zum Beispiel erklärt, wie man richtig sägt und schnitzt, Metall gießt oder Glas schneidet, schleift und in Kupferfolie einfasst. Danach konnten wir sehr frei arbeiten.
Antonia Hiller (19) absolvierte ein Werkstattjahr bei der Werkbund Werkstatt Nürnberg
Für Antonia Hiller kam diese Überbrückungsmöglichkeit sehr gelegen. Direkt nach ihrem Abi hatte sie sich an einer Kunsthochschule beworben, wurde jedoch nicht angenommen. Von einer Bekannten erfuhr sie kurz darauf von der WWN und machte sich nach erfolgreicher Anmeldung auf den Weg von ihrer Heimatstadt Berlin nach Franken, um ihre Chancen für einen erneuten Anlauf zu verbessern.
In den Werkstätten des Künstlerhauses erwarteten sie jede Menge abwechslungsreiche Aufgaben mit verschiedenen Werkstoffen. „In den praktischen Fächern Holz, Glas, Metall und Textil hatten wir drei Blöcke, jeweils zwei Wochen lang. In der ersten Woche wurde uns erklärt, wie die Arbeit mit dem Material funktioniert, zum Beispiel wie man richtig sägt und schnitzt, Metall gießt oder Glas schneidet, schleift und in Kupferfolie einfasst.“ Nach dieser Einführung ins handwerkliche Arbeiten wurden Entwürfe gemacht und besprochen, was am Ende des Zwei-Wochen-Blocks als Ergebnis da sein soll. „Danach konnten wir sehr frei arbeiten und hatten nach diesen zwei Wochen immer ein fertiges Werkstück.“
Zwischen den Arbeitsblöcken in den Werkstätten hatten die Teilnehmenden theoretische Einheiten und jeweils eine Woche Gestaltungsunterricht oder Modellbau. Die Kombination aus theoretischen und vor allem praktischen Fertigkeiten, die bei der WWN vermittelt werden, verschaffen einen fundierten Einblick in die vielfältige Welt der Gestaltung, der Kunst und Ästhetik.
Das Werkstattjahr beginnt jährlich im September und dauert insgesamt neun Monate. Der Unterricht findet Dienstag bis Freitag von 9 bis 16 Uhr statt. Gearbeitet wird in Gruppen von jeweils 12 bis 14 Teilnehmenden. Für das Jahr fallen Teilnahmegebühren an und am Ende erhalten die Absolventinnen und Absolventen ein Zertifikat.
Trotz fester Anwesenheitszeiten und einem Stundenplan läuft es im Werkstattjahr dennoch anders ab als in der Schule. „Man wird nicht überwacht und das Ergebnis muss nicht perfekt sein“, berichtet die 19-jährige Berlinerin. „Natürlich ist immer eine Leitung da, die sich auskennt. Aber niemand sagt einem ständig, was man genau zu tun hat. Es ist nicht so stressig.“ Denn wer motiviert ist und Lust hat, kann in der WWN viel mehr machen als nur die Aufgabenstellungen. Nebenher wird Freiraum für eigene Kunstprojekte geboten.
Antonia Hiller empfiehlt das Werkstattjahr allen jungen Menschen, die in Richtung Kunst, Design oder Architektur gehen möchten, „um herauszufinden, was man praktisch gut kann und theoretisch mag. Mir hat es geholfen, mich selbst neu auszurichten.“ Denn mittlerweile hat sie ihr künstlerisches Überbrückungsjahr abgeschlossen. Beruflich zieht es sie nun zwar in eine andere Richtung, sie beginnt im kommenden Wintersemester ein Lehramtsstudium für Englisch und Geschichte in Berlin. Aber praktisch-handwerkliches Know-how, viele Werkstücke und jede Menge tolle Erinnerungen werden ihr wohl noch lange bleiben.
Stand: 17.08.2023
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