Motive für die Berufswahl:
Geld, Sicherheit, Gutes tun?
Was motiviert mich bei der Berufswahl? Möchte ich viel Geld verdienen, einen sicheren Job haben oder etwas Sinnstiftendes tun? Welcher Beruf oder welches Studium zu dir passt, hängt mit dem zusammen, was dich antreibt. Doch wie findet man das heraus?
Bei der Wahl seines Studiengangs war Tim Prison vor allem eines wichtig: Sicherheit. Das war der rote Faden, der in seinem Fall regelrecht geleuchtet hat: „Das ist mir wichtiger, als zum Beispiel möglichst viel Geld zu verdienen. Deshalb wollte ich in den öffentlichen Dienst, nach Möglichkeit mit der Option, verbeamtet zu werden“, erzählt der 19-Jährige.
Im Laufe seiner Recherchen hat sich eines zum anderen gefügt. Bereits in der Oberstufe hatte er Informatik: „Das liegt mir einfach – genau wie Mathe.“ Die Kombination aus öffentlichem Dienst und Informatik führte ihn schnell zum Studiengang Verwaltungsinformatik. Angeboten wird dieser an der Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung in Brühl. Dass es mit seiner Bewerbung geklappt hat, ist für Tim Prison ein Glücksfall – zum einen, weil die Verbeamtung direkt am Anfang des Studiums bei der Einstellungsbehörde vorgenommen, wird und zum anderen, weil Brühl nicht weit entfernt von Köln liegt: „Ich komme aus Köln und wollte auf jeden Fall in der Region bleiben“, erzählt er.
Verwaltungsinformatik gehört zu den dualen Studiengängen. „Informatik war vertrautes Terrain für mich, Verwaltung jedoch neu. Da geht es um juristische Sachverhalte, in die ich mich aber sicher sehr gut einarbeiten kann. Der Studiengang ist dual aufgebaut und während der Praxisphasen lerne ich meine spätere Einstellungsbehörde kennen“, erzählt der Studierende. Auch das ist für ihn ein Pluspunkt: zu wissen, wo er später arbeiten wird.
Damit steht Tim Prison längst nicht allein da: Über zwei Fünftel der deutschen Studierenden wünschen sich laut einer Studie des Unternehmens Ernst & Young aus dem Jahr 2018 eine Anstellung im öffentlichen Dienst. Berufsberater Jan Cordes von der Agentur für Arbeit Düsseldorf kennt den Wunsch nach Sicherheit: „Der öffentliche Dienst bietet eine enorme Bandbreite an Berufen, sowohl Ausbildungsberufe als auch Studiengänge. Hier einen Beruf zu finden, der den persönlichen Interessen und Fähigkeiten entspricht, sollte nicht schwer sein.“ Schließlich reicht das Angebot von Feuerwehreinsatzkräften, Polizeibeamten, Pflegepersonal und Verwaltungsfachangestellten über Informatiker bis hin zu Lehrern und Juristen.
Karriere machen, Geld verdienen, Einfluss nehmen, Idealismus und Sinnhaftigkeit sind einige weitere Motive, die Jan Cordes immer wieder in seiner Beratung begegnen. „Es kommt jedoch selten vor, dass die Gewichtung zu Hundertprozent auf einem liegt.“ Wichtig ist es ihm dann, die Motive zu hinterfragen und sie in den jeweiligen Kontext des Schülers oder der Schülerin einzuordnen. Ganz oft fällt zum Beispiel der Satz: Ich will was machen, was mir Spaß macht.
„Natürlich sollte man gern zur Arbeit gehen, aber Arbeit ist nicht Spaß im Sinne von Freizeitgestaltung. Es gibt in jedem Beruf immer auch Routineaufgaben. Dass man mit einer Tätigkeit eben auch seinen Lebensunterhalt bestreiten muss, sollte man nicht außer Acht lassen“, findet Jan Cordes. „Wobei sich Existenzsicherung und Selbstverwirklichung ja nicht im Weg stehen müssen.“
Auf die Frage, was denn Spaß macht, stehen bei vielen die Interessen im Vordergrund: Sport, Computer spielen, Reisen. „Interessen können wichtige Impulse geben, sind aber auch wankelmütig und leider oft oberflächlich. Übertrieben gesagt: Man kann natürlich gerne und viel Computer spielen. Das ist aber noch lange kein Hinweis darauf, dass man für ein Informatikstudium geeignet ist“, weiß der Berufsberater.
Anders verhält es sich, wenn jemand bereits programmiert und in der Oberstufe vielleicht schon Informatik als Schulfach erfolgreich belegt hat. Denn wesentlich hilfreicher ist die Frage nach den Fähigkeiten: Worin bist du gut? Fähigkeiten ändern sich nicht so stark wie Interessen, sind verlässlicher und können ausgebaut werden. Hier schließt sich für Jan Cordes der Kreis: „Wenn man Talent hat und in etwas sehr gut ist, stellt sich auch der Erfolg ein und damit der Spaß.“
Manchmal ist es für den Berufsberater aber gar nicht so einfach, Motive zu hinterfragen. „Zum Beispiel wenn das Prestige, das mit einem Beruf verbunden ist, im Vordergrund steht und dies noch durch das familiäre Umfeld verstärkt wird, jemand aber gar nicht die nötigen Fähigkeiten dafür mitbringt. Dann kann es für junge Menschen schwierig sein, sich davon zu lösen und einen eigenen Weg zu gehen.“ Die Beratung kann auf jeden Fall unterstützen, Motive mit Fähigkeiten und Interessen in Einklang zu bringen.
Check-U – das Erkundungstool
Das Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit ist eine kostenfreie, bundesweite Online-Anwendung zur beruflichen Orientierung. Teilnehmer können vier Module bearbeiten (Fähigkeiten, soziale Kompetenzen, Interessen und berufliche Vorlieben) und erhalten eine Übersicht über passende Studienfelder und Ausbildungsberufe.
check-u.de
studienwahl.de
Infoportal und Suchmaschine der Stiftung für Hochschulzulassung und der Bundesagentur für Arbeit rund um Studienorientierung und Studiengangsuche.
studienwahl.de
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