Biochemikerin:
Ein bisschen wie Science-Fiction
Nataly Föst ist Biochemikerin und arbeitet im Bereich Tissue Engineering in Leipzig: Die 23-Jährige züchtet Knorpelzellen.
Wenn Nataly Föst von ihrem Job erzählt, erinnert das ein bisschen an einen Film oder ein Buch über die Zukunft. „Für viele klingt das tatsächlich wie Science-Fiction“, berichtet die 23-Jährige. Denn bei dem biopharmazeutischen Unternehmen CO.DON AG züchtet sie Knorpelzellen, die Patientinnen und Patienten helfen können, wieder schmerzfrei zu leben.
Dass sie einmal in diesem Bereich arbeiten würde, ahnte Nataly Föst zunächst nicht, als sie nach ihrem Abitur 2016 in Leipzig ein Bachelorstudium in Biochemie begann. „Ich fand spannend, dass die Biochemie ein Grundpfeiler der Medizin ist, und wollte später in die Arzneimittelherstellung gehen.“ Das Studium war breit gefächert, sodass sie unter anderem ein Praktikum im Bereich Tissue Engineering absolvierte.
Nataly Föst
Foto: Matthias Meissner
Nach ihrem Abschluss 2019 informierte sie sich über Jobmöglichkeiten als Biochemikerin und stieß auf das Unternehmen CO.DON, das neben dem Hauptstandort im brandenburgischen Teltow auch in der Bio City Leipzig einen Sitz hat. Sie bewarb sich und ist dort seit Januar 2020 als Mitarbeiterin der Produktion im Zellkulturlabor tätig.
„Wenn bei einem Patienten ein Knorpel beschädigt ist, kann der behandelnde Arzt Knorpelgewebe entnehmen und zu uns schicken“, berichtet die 23-Jährige. Nataly Föst muss das Gewebe so behandeln, dass sich Knorpelzellen vermehren können. Dafür schleust sie es in einen Isolator ein, schneidet das Gewebe in einer Petrischale klein, isoliert Knorpelzellen und lässt sie in sogenannten Zellkulturflaschen wachsen.
Es dauert etwa 40 bis 55 Tage, dann sind die kleinen, vollständig körpereigenen Gewebekügelchen fertig. In dieser Zeit überwacht die Biochemikerin das Wachstum. „Der Arzt teilt uns vorab mit, wie groß der Schaden am Knorpel ist.“ Abhängig davon züchtet Nataly Föst Dutzende oder gar Hunderte Sphäroide, wie die Kügelchen in der Fachsprache genannt werden.
Die fertigen Sphäroide werden dann zur Klinik oder Praxis geschickt, wo sie dem Patienten oder der Patientin in den Knorpel eingesetzt werden. „So können die Lücken zuwachsen und bei erfolgreicher Behandlung der Knorpel wieder die Eigenschaften ausbilden, die er vor der Beschädigung hatte.“ Das ist auch das, was Nataly Föst an ihrem Job so gefällt: „Ich höre von den Erfolgen bei den Patienten, wie sie wieder schmerzfrei leben und sportlich aktiv sein können – das ist ein tolles Gefühl.“
Das Studium war eine gute Grundlage für ihren Beruf. „Ich habe zum einen bestimmte Handgriffe im Labor und an den Geräten gelernt und zum anderen verstanden, wie man mit Zellen umgehen muss und was sie zum Wachsen brauchen.“ Trotzdem ist jeder Tag im Labor anders, immer wieder gibt es neue Herausforderungen. „Für jeden Patienten werden eigene Knorpelkulturen gezüchtet und nicht immer wachsen die Zellen so, wie sie sollen“, sagt Nataly Föst.
Auch wenn es also feste Schritte in ihrem Job gibt, so gibt es kein Schema F, das für alle Gewebeproben gilt. „Man muss eigenständig denken und Lösungen finden.“ Außerdem brauche man eine gute Selbstorganisation, findet die 23-Jährige. Denn die Isolatoren sind geschlossene Geräte, in die sie nicht ständig rein- und rausgehen kann. „Man muss planen, was man für die nächsten Stunden braucht und sich im Team absprechen.“
Nataly Föst findet außerdem faszinierend, wie schnell sich die Branche des Tissue Engineering weiterentwickelt. „Da gibt es keinen Stillstand“, sagt sie. „Man muss bereit sein, konstant Neues zu lernen und sich an neue Technologien und Entwicklungen anzupassen.“ Genau das reizt sie an ihrem Job. „Das ist ein zukunftsorientierter Bereich, in dem ich gerne noch länger arbeiten möchte“, sagt die 23-Jährige.
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