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Chemie: „Alles ist Chemie“

Seit seinem 13. Lebensjahr schwärmt Elias Hasel für die Chemie. Der 23-Jährige studiert an der Technischen Universität München (TUM), beginnt demnächst seinen Master und hat bereits ein Start-up gegründet. abi» erklärt er, wie sein Studium aufgebaut ist – und warum Chemie ein bisschen wie Lego ist.

Ein Chemielaborant füllt mit einer Pipette Flüssigkeit in ein Glasröhrchen.

Es ist Herbst. Die Blätter an den Bäumen färben sich orange. Elias Hasel schaut sie an – und weiß sofort, welche Stoffwechselvorgänge in den Bäumen passieren, welches Molekül im Blatt noch vorhanden ist und welches nicht. „Alles ist Chemie“, schwärmt der 23-Jährige, der gerade seine Bachelorarbeit an der TUM eingereicht hat. „Wenn ich eine Hauswand sehe, sehe ich den Beton. Ich weiß, wie er hergestellt wurde und wie man Gestein in jede Form bringen kann.“

  • Elias H bei einem Vortrag.

    Ich möchte anwendungsnah arbeiten und mit meinem Wissen und meinen Ideen Menschen helfen.

    Elias Hasel, Student der Chemie

Ausdauer und Durchhaltewille gefragt

„Molekulare Katalyse und Materialchemie“ heißt das Modul, in dem sich Chemiestudierende der TUM beispielsweise mit funktionellen Aspekten und industriellen Anwendungen anorganischer Materialien beschäftigen – also auch solchen, die in Beton stecken. Die Lehrinhalte des Bachelorstudiengangs umfassen an der TUM die Allgemeine, die Anorganische, die Organische, die Physikalische, die Theoretische sowie die Technische Chemie. Zudem werden Kenntnisse in Physik und Mathematik vermittelt. Wer sich für ein Chemiestudium interessiere, solle Ausdauer und starken Durchhaltewillen mitbringen, betont Elias Hasel: „Es ist sehr lern- und zeitintensiv.“ Man müsse viel Fachliteratur, teilweise in Englisch, lesen und verbringe viele Stunden im Labor.

Für Elias Hasel selbst war das Studium anfangs noch keine Herausforderung. Viele Versuche, die auf dem Lehrplan standen, hatte er bereits durchgeführt, die meisten Bücher schon gelesen. Zum 13. Geburtstag hatte ihm sein Opa einen Chemiebaukasten geschenkt – der Auslöser für eine bis heute bestehende Faszination. „Nach und nach habe ich mein Repertoire ausgebaut, die Gartenlaube wurde zu meinem Labor.“ Dort experimentierte er und stellte fest: „Chemie ist ein bisschen wie Lego. Man reißt die Atome auseinander und kann sie, wie man will, wieder zusammenstecken.“

Video: Chemie

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Aus Plastik wird Treibstoff

Im Gartenlaubenlabor widmete er sich auch der Pyrolyse – und der Frage, wie sich Plastik in Öl verwandeln lässt. Mit 18 Jahren belegte Elias Hasel dann schließlich mit seinem Projekt „Plastikmüll zu Treibstoff“ den zweiten Platz bei „Jugend forscht“ in der Kategorie Chemie. „Ich wollte eine Möglichkeit finden, mit der man dezentral Plastik entsorgen kann“, erläutert er. Das sei vor allem für Länder ohne Entsorgungsinfrastruktur essenziell.

Seine Fortschritte stellt er auf seinem Youtube-Kanal „Hazel Chem“ vor. „Menschen aus Schwellen- und Entwicklungsländern schreiben mir und bedanken sich, da sie die Konstruktion nachbauen können.“ Für ihn ein weiterer Antrieb, das Projekt parallel zum Studium weiterzuverfolgen: Gemeinsam mit einem Doktoranden, einem Ingenieur und einem IT-Experten entwickelt Elias Hasel einen kompakten und einfach zu bedienenden Pyrolyse-Reaktor, mit dem sich aus Plastik Diesel und Benzin herstellen lassen. Sie gründeten „WasteEx“, das Ende 2022 mit dem „TUM IDEAward für nachhaltige Start-up-Ideen“ ausgezeichnet wurde. Gerade bauen sie einen Prototyp des Reaktors. Der hat mit Pro Ocean, einem Ozeanschutzprojekt auf den Philippinen, schon einen Abnehmer gefunden.

Menschen mit Innovationen helfen

Für Elias Hasel steht nun der Chemie-Master an, ebenfalls an der TUM. Die Uni habe eine hervorragende Ausstattung. Als Beispiel nennt er ein spezielles Magnetresonanz-Spektrometer, das die Studierenden etwa bei Praktika der analytischen Chemie verwenden können, um die Reinheit einer Probe zu untersuchen.

Nach seinem Master will sich Elias Hasel ausschließlich WasteEx widmen: „Ich möchte anwendungsnah arbeiten und mit meinem Wissen und meinen Ideen Menschen helfen.“

Chemie studieren

Für das grundständige Studienfach Chemie sowie für Schnittstellen- und Schwerpunkt-Studiengänge wie Bio-, Lebensmittel- sowie Wirtschaftschemie und Chemieingenieurwesen listet die Studiensuche rund 340 Studiengänge auf. Sie werden überwiegend an Unis angeboten, etwa an der FU Berlin, der TU Clausthal, der Uni Halle-Wittenberg sowie der Uni Paderborn. Chemie gibt es auch als Kombinations-Bachelorstudiengänge. Diese umfassen in der Regel zwei Studienfächer – so kann man zum Beispiel Chemie und Physik als Zweifachbachelor studieren oder Chemie als Hauptfach mit Biologie als Nebenfach. Zudem kann man das Fach im Rahmen von dualen sowie Lehramtsstudiengängen studieren.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Onlinelexikon der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Chemie)
www.arbeitsagentur.de/berufenet

BERUFE.TV

Filmportal der Bundesagentur für Arbeit
www.berufetv.de

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.
web.arbeitsagentur.de/studiensuche

studienwahl.de

Infoportal der Bundesagentur für Arbeit und der Stiftung für Hochschulzulassung
www.studienwahl.de

Verband der Chemischen Industrie (VCI)

Der VCI vertritt die wirtschaftspolitischen Interessen der Chemie- und Pharmaunternehmen in Deutschland.
www.vci.de

Gesellschaft Deutscher Chemiker (GDCh)

Die GDCh hat circa 30.000 Mitglieder aus Wissenschaft, Wirtschaft und freien Berufen. Zu ihren Aufgaben gehört unter anderem die Förderung wissenschaftlicher Arbeit, Forschung und Lehre.
www.gdch.de

Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC)

Der Spitzenverband der Chemie-Arbeitgeber in Deutschland vertritt die tarif- und sozialpolitischen Interessen von zehn selbstständigen regionalen Mitgliedsverbänden mit 1.700 Mitgliedsunternehmen und 585.000 Beschäftigten.
www.bavc.de

Verband Chemiehandel (VCH)

Der VCH nimmt die ideellen und wirtschaftlichen Belange des deutschen Chemikalien-Groß- und Außenhandels wahr.
www.vch-online.de

Initiative Chemie³

Mit der Initiative wollen die Allianzpartner Nachhaltigkeit als Leitbild in der chemischen Industrie verankern. Dazu wurden zwölf „Leitlinien zur Nachhaltigkeit für die chemische Industrie in Deutschland“ erarbeitet.
www.chemiehoch3.de