Maschinenbau dual:
Vom Industriemechaniker zum Ingenieur
Ahmad Sabsabi (30) absolviert ein duales Studium in Maschinenbau an der Hochschule Kaiserslautern. Seine Praxisphasen verbringt er bei dem Reifenhersteller Michelin.
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Ahmad Sabsabi hatte in seinem Heimatland große Pläne. „Ich wollte als Ingenieur arbeiten und hatte angefangen, in Damaskus Maschinenbau zu studieren. Doch weil ich den Wehrdienst in Syrien verweigern wollte, musste ich alles hinter mir lassen. Also bin ich nach Deutschland geflohen.“
Hier angekommen, lernte er in einem Integrationskurs Deutsch und erreichte das für eine Einbürgerung notwendige Sprachniveau B1. Der Kurs war aus einem weiteren Grund wegweisend für ihn: „Wir sollten uns auch einen Praktikumsplatz suchen. So bin ich zu meiner Berufsausbildung als Industriemechaniker gekommen und letztlich zu meinem dualen Studium“, berichtet er.
Ahmad Sabsabi
Foto: privat
Seine Kursleiterin an der Volkshochschule unterstützte Ahmad Sabsabi bei seiner Bewerbung bei der Michelin Reifenwerke AG & Co. KGaA in Bad Kreuznach. Nach einem Bewerbungsgespräch vor Ort konnte er ein dreiwöchiges Praktikum in der Ausbildungswerkstatt des Unternehmens absolvieren. Das war vor etwa vier Jahren.
Als der Ausbilder ihn am Ende dieser Zeit fragte, was er anschließend machen wollte, stand für ihn fest: Er will eine Berufsausbildung machen. Nachdem er einen Eignungstest bestanden hatte, konnte Ahmad Sabsabi seinen Ausbildungsvertrag unterschreiben.
Während der Ausbildung verbesserte er seine Sprachkenntnisse. „Von Anfang an habe ich in der Firma Deutsch gesprochen und vor allem die Fachbegriffe gelernt. Das war auch das Schwerste“, sagt er. Nach drei Jahren Ausbildungszeit schloss Ahmad Sabsabi die Ausbildung zum Industriemechaniker wegen guter Leistungen ab – eigentlich dauert sie noch ein halbes Jahr länger. Sein nächstes Ziel: Maschinenbau studieren. Auch dabei unterstützte ihn der Betrieb und bot ihm an, als Praxispartner bei einem dualen Studium an der Hochschule Kaiserslautern mitzuwirken. „Wegen meiner schon erbrachten Leistungsnachweise war es dann auch ganz einfach, einen Studienplatz zu bekommen.“
Mit seiner Ausbildungsbescheinigung der Industrie- und Handelskammer (IHK) konnte sich Ahmad Sabsabi direkt an der Hochschule bewerben, sein syrisches Abitur brauchte er nicht extra anerkennen zu lassen. Auch einen weiteren Nachweis seiner Sprachkenntnisse benötigte er nicht. Aufgrund seiner bisherigen Leistungen konnte er direkt in das dritte Studiensemester einsteigen und sich gleich für die Vertiefung Produktionstechnik entscheiden – eine Wahl, die normalerweise erst im fünften Semester ansteht.
Die Theorie an der Hochschule wechselt sich mit Praxis im Unternehmen ab. „Immer, wenn ich Vorlesungen habe, bin ich von Michelin freigestellt“, erklärt Ahmad Sabsabi. „In der vorlesungsfreien Zeit wiederum habe ich meine Praxisphasen.“ Auch inhaltlich ergänzt sich beides gut: „Bisher ging es im Studium um Grundkenntnisse in den Natur- und Ingenieurwissenschaften. In den Vertiefungsmodulen haben wir zum Beispiel Werkzeugmaschinen, Konstruktion, Fertigungstechnik oder Zerspanungstechnik. Bei verschiedenen Projekten beschäftigen wir uns mit CAD-Anwendungen.“
Das Thema Konstruktion vertieft Ahmad Sabsabi im Technischen Büro bei Michelin. „Ich arbeite mich in die verschiedenen Engineering-Softwareprodukte ein, die bei Michelin verwendet werden. Außerdem lerne ich bei gemeinsamen Projekten, welche Aufgaben die Kollegen haben.“ Gerade ist er in einer Abteilung, die für Optimierungen und Modifizierungen von Anlagen für die Fertigung von Kautschukmischungen zuständig ist.
Der 30-Jährige kann sich gut vorstellen, auch nach Studienabschluss bei seinem Arbeitgeber zu bleiben. „Ich kenne mich hier schon gut aus, habe viele Abteilungen und viele Kollegen kennengelernt“, sagt er.
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