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Hüsniye Türkmen (23) ist Justizfachangestellte. Schon während ihrer Ausbildung hatte sie tagtäglich mit Akten, Protokollen und Schriftverkehr zu tun, die voller Geschichten mitten aus dem Leben stecken.
Wenn sie nicht mit ihrer Schulkasse im Fach Sozialwissenschaften das Amtsgericht in Bergisch Gladbach besucht hätte, hätte sie wohl vom Beruf der Justizfachangestellten gar nicht erfahren, mutmaßt Hüsniye Türkmen: „Wir saßen in mehreren Verhandlungen – öffentliche Strafsitzungen –, das fand ich sehr spannend.“ Am Ende wies die Richterin auf den Ausbildungsberuf am Gericht hin. Ein Jahr später nutzte sie das Schulpraktikum, um eine Woche dort hinter die Kulissen zu schauen: „Das hat mich bestärkt“, erinnert sich die junge Frau.
Wer Justizfachangestellte oder -fachangestellter wird, arbeitet meist bei Staatsanwaltschaften und Gerichten, also im öffentlichen Dienst. Die Vergütung dort und eine gewisse Jobsicherheit waren für Hüsniye Türkmen weitere Gründe, sich für die Ausbildung zu entscheiden. In Nordrhein-Westfalen dauert die Ausbildung in der Regel 2,5 Jahre, in anderen Bundesländern können es auch drei Jahre sein.
Jeder hat eine Familie und vieles, was vor Gericht verhandelt wird, ist einfach so nah dran am Leben.
Hüsniye Türkmen, Justizfachangestellte
Eine Station in Hüsniye Türkmens Ausbildung war das Amtsgericht in Bergisch-Gladbach: „Dort gibt es verschiedene Servicestellen und Abteilungen, die sich zum Beispiel mit Straf- und Familiensachen, Zwangsvollstreckung und mit Grundbucheinträgen befassen“, schildert die 23-Jährige. Beim Amtsgericht kümmern sich Richterinnen und Richter nicht nur um Zivilklagen oder Strafverfahren, hier werden auch Testamente hinterlegt, Grundbucheinträge vorgenommen oder Führerscheine eingezogen.
In ihrer Ausbildung zur Justizfachangestellten lernte Hüsniye Türkmen viel über Menschen. Die Akten, Protokolle und der Schriftverkehr, mit denen sie täglich arbeitet, sind voller Geschichten mitten aus dem Leben. Waren es anfangs vor allem die Strafprozesse, die sie faszinierten, sind es heute die Fälle, die vor den Familiengerichten landen. „Jeder hat eine Familie und vieles, was vor Gericht verhandelt wird, ist einfach so nah dran am Leben“, erzählt sie. „Bei Familienrecht denken wohl die meisten an das Thema Scheidung. Aber das ist eben nur eine Seite. Es geht auch um Gewalt in Beziehungen, um Kinder und Jugendliche, die in sehr schwierigen Verhältnissen aufwachsen, oder einfach nur um eine Bestätigung, etwa, dass eine Scheidungssache abgeschlossen ist, und der- oder diejenige wieder heiraten kann.“ Der damit verbundene Schriftverkehr wird von ihr sorgfältig bearbeitet: „Ganz wichtig ist dabei die Beachtung von Fristen. Hier muss man sehr genau sein, weil das natürlich stets mit Konsequenzen für die Betroffenen verbunden ist.“
Hüsniye Türkmen arbeitet bei ihren Aufgaben eng mit Rechtspfleger/innen und Richter/innen zusammen und hat in den Servicestellen Kontakt zu Bürgerinnen und Bürgern: „Man sollte gut mit Menschen umgehen können. Denn egal, ob es um die Annahme von Anträgen, Akteneinsicht, Einhaltung von Fristen oder die Beglaubigung von Schriftstücken geht, ich bin immer Ansprechpartnerin und erkläre rechtliche Abläufe und Verfahren“, erläutert sie.
Die Justizfachangestellte sitzt aber nicht nur am Schreibtisch. Manchmal ist sie bei Gerichtsverhandlungen dabei und führt Protokoll. Dann muss sie den Verlauf einer Sitzung mitschreiben: Zeugenaussagen, Äußerungen der Staatsanwaltschaft und die Plädoyers der Verteidigung. „Da muss man schnell tippen können und sehr gute Deutschkenntnisse mitbringen“, betont sie. Beides kam ihr schon bei einer ihrer ersten Stationen in der Ausbildung zugute: Bei der Kölner Staatsanwaltschaft hat Hüsniye Türkmen bei der Verfolgung, Anklage und Vollstreckung von Straftaten unterstützt.
Während ihrer Ausbildung hat sie zweimal die Woche die Berufsschule besucht: Bürgerliches Gesetzbuch (BGB), Strafgesetzbuch, Zivilprozessordnung – viele Paragrafen kannte sie bald auswendig: „Man sollte Spaß daran haben, Paragrafen anwenden zu können“, sagt sie. Und später? Hüsniye Türkmen hätte die Möglichkeit, sich zum Beispiel zur Gerichtsvollzieherin oder zur Justizfachwirtin weiterzubilden. Ob sie dies anstrebt, kann sie heute noch nicht sagen. Erstmal möchte sie in ihrem Ausbildungsberuf arbeiten.
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Stand: 06.03.2023
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