Ausbildung mit Behinderungen:
Industriekauffrau werden
Celine Pistora hat sich bei der Mercedes-Benz AG in Sindelfingen zur Industriekauffrau ausbilden lassen. Die 22-Jährige lebt mit der Erkrankung Arthrogryposis multiplex congenita (AMC), einer angeborenen Gelenksteife.
Die Erkrankung bedeutet für sie einige Einschränkungen. „Meine Beinmuskulatur ist schwach ausgebildet, daher laufe ich mit Orthesen, also äußerlich angebrachten orthopädischen Hilfsmitteln“, erklärt sie. Dazu kommt eine Gelenksteife, auch in den Armen. Ihr Leben und den Einstieg ins Berufsleben nimmt sie aber kraftvoll in die Hand.
„Für mich kam nur eine Bürotätigkeit infrage, einen technischen Beruf könnte ich nicht bewältigen“, sagt sie. „Für die Ausbildung zur Industriekauffrau habe ich mich entschieden, weil sie umfassend ist und mir Einblick in viele Bereiche gibt.“ Die Stelle bei Mercedes-Benz hat sie über eine Ausbildungsmesse gefunden. „Am Stand mit der Schwerbehindertenvertretung des Unternehmens konnte ich mich gut über die Rahmenbedingungen informieren“, erinnert sie sich.
Celine Pistoria
Foto: Privat
Ihr Bewerbungsprozess ist ganz normal verlaufen. Der Schwerbehindertenvertreter hat ihn begleitet und geklärt, wo Unterstützung nötig ist. Dabei stand er im ständigen Austausch mit Celine Pistora, ihrer Ausbilderin und ihren Eltern. „Für mich geht es vor allem um den barrierefreien Zugang zum Arbeitsplatz“, sagt die 22-Jährige. Das fängt mit dem Parkplatz an, der für sie in der Nähe des Eingangs reserviert ist. Treppen und Türen wurden für sie angepasst. „Am Computer kann ich trotz der Gelenksteife in den Armen ohne Hilfsmittel arbeiten“, erklärt sie.
Hürden räumte sie tatkräftig selbst aus dem Weg. „Meine Berufsschule war in dem Kaufmännischen Schulzentrum, in dem ich 2019 Abitur gemacht habe. Gemeinsam mit meinem Abteilungsleiter haben wir organisiert, dass mein Klassenraum im Erdgeschoss liegt.“ Zudem wurde für sie hier ebenfalls ein gesonderter Parkplatz nahe dem Eingang eingerichtet. Für ihre Klassenarbeiten bekam sie mehr Zeit. Das galt auch für die Abschlussprüfung. Ihre Ausbildungsdauer hatte sie auf zweieinhalb Jahre verkürzt.
„Im Unternehmen werde ich gut betreut und im Team immer unterstützt.“ Für sie beruht das auf Gegenseitigkeit. „Es ist wichtig, stets respektvoll mit den anderen umzugehen und nicht zu viel zu erwarten“, sagt sie. So hat sie damals auch die Kennenlernwoche für die neuen Auszubildenden im Schwarzwald erlebt. „Vor Ort hat sich herausgestellt, dass ich nicht bei allen Aktivitäten mitmachen konnte. Wandern kommt für mich nicht infrage. Wir haben dann spontan umgeplant und ein anderer Azubi ist bei mir geblieben.“
In ihrer Freizeit treibt Celine Pistora Leistungssport. Für ihre Einsätze beim Tischtennis bekommt sie vom Unternehmen ebenfalls Unterstützung, etwa freie Tage und Sonderurlaub. „Das habe ich bereits beim Vorstellungsgespräch angefragt“, erinnert sie sich und freut sich schon auf das nächste Match.
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