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Dr. Aloys Krieg ist Professor für Mathematik an der RWTH Aachen. Während der Corona-Zeit haben er und andere Dozierende seines Fachbereichs alle Veranstaltungen online angeboten.
„Vor Corona hatten wir im Fachbereich Mathematik nur wenige Online-Formate“, berichtet Aloys Krieg. „Das hat sich mit dem Ende des Präsenzunterrichts während der Pandemie schlagartig geändert. Unsere oberste Prämisse lautete: Niemand sollte durch die Schließung der Universität Semester verlieren.“ Das Center für Lehr- und Lernservices an der RWTH Aachen unterstützte die Lehrenden beratend und technisch bei der Erstellung digitaler Angebote. „Für alle Dozierenden und Studierenden wurden Zoom-Lizenzen angeschafft, damit man sowohl in der Lehre als auch in Arbeitsgruppen weiterarbeiten konnte“, sagt Aloys Krieg. Dozierende nahmen Vorlesungen in einem Studio der Universität auf und stellten sie den Studierenden zur Verfügung. In Live-Vorlesungen beziehungsweise -Seminaren konnten die Teilnehmenden Fragen via Chat stellen oder über ein Thema diskutieren. „Dabei kam es häufiger zu Wortmeldungen als in Präsenzvorlesungen, weil sich die Studierenden eher getraut haben“, so die Erfahrung des Professors.
Wir wollen einige Online-Angebote behalten, weil wir gesehen haben, dass sie vielen nutzen: Alleinerziehenden, Menschen mit Behinderungen, Studierenden, die nebenbei arbeiten oder ein Auslandssemester absolvieren, oder ausländischen Studierenden, die nicht rechtzeitig ein Visum bekommen.
Dr. Aloys Krieg, Professor für Mathematik
Die Vorbereitung der Abschlussarbeiten stellte in seinen Augen kein Problem dar, da die Literatur ohnehin weitgehend digital verfügbar ist. „Bei Fragen haben die Studierenden Online-Termine mit den Dozierenden vereinbart.“ Auch die mündliche Prüfung fand online statt. Die Klausuren konnten alle zu Hause schreiben. Um sicherzugehen, dass niemand schummelt, mussten sich die Studierenden mit ein bis zwei Kameras selbst beim Schreiben filmen. Aufsichtskräfte beaufsichtigten jeweils zehn Prüflinge auf dem Bildschirm. „Während der Corona-Zeit haben mehr Studierende ihre Prüfungen in Mathematik absolviert als im Jahr zuvor“, sagt Aloys Krieg.
Mittlerweile sind die Dozierenden der RWTH zum Präsenzunterricht zurückgekehrt. „Aber wir wollen einige Online-Angebote behalten, weil wir gesehen haben, dass sie vielen nutzen: Alleinerziehenden, Menschen mit Behinderungen, Studierenden, die nebenbei arbeiten oder ein Auslandssemester absolvieren, oder ausländischen Studierenden, die nicht rechtzeitig ein Visum bekommen.“ Für sie wird es weiterhin alternativ zur Präsenz die Möglichkeit geben, Klausuren online zu schreiben. Bei den mündlichen Prüfungen wollen Aloys Krieg und seine Kolleginnen und Kollegen Hybrid-Modelle anbieten, bei denen zum Beispiel auch Dozierende anderer Universitäten an den Prüfungen teilnehmen können. „Erstsemester, die noch keine Wohnung in Aachen gefunden haben, können in digitalen Übungsgruppen mitmachen. Das ist auch nachhaltiger als eine weite Anreise“, betont der Mathematik-Professor.
Seit er und seine Kolleginnen und Kollegen sich an die Online-Formate gewöhnt haben, wissen sie die flexiblen Lehrmöglichkeiten zu schätzen. „Wir müssen allerdings noch Wege finden, um die Studierenden besser in die Vorlesungen und Seminare zu integrieren“, sagt er. Im Hörsaal sehen die Dozierenden an den Gesichtern im Publikum, ob das Gesagte verstanden wurde. Dieses direkte Feedback fehlt bei Online-Veranstaltungen.
„Die Studierenden können dank der Online-Angebote zügig ihr Studium durchlaufen“, nennt Aloys Krieg den wichtigsten Vorteil. Allerdings erfordern diese Formate mehr Disziplin. „Vor allem Erstsemester wissen oft noch nicht, wie sie sich im Studium am besten selbst organisieren können.“ Die Entwicklung von neuen Formaten in der Lehre ist also noch lange nicht abgeschlossen. Auf Studierende und Dozierende werden in Zukunft sicher noch viele Neuerungen zukommen.
Stand: 05.06.2023
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