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Freiwilligendienst im Ausland: Der Sinn eines Sozialzentrums – 1

Anna

Autor:
Anna

Rubrik:
orientieren

03.04.2019

Vor einigen Wochen habe ich bereits von meiner Arbeit im Sozialzentrum hier in Frankreich berichtet – und auch, dass der Anfang dort schwer für mich war.
Angesichts schlecht organisierter Arbeitsabläufe und geringer Teilnehmerzahlen bei unseren Aktivitäten stellte ich mir häufig die Frage, welchen Sinn es macht, in einer Kleinstadt eine solche Institution aufrechtzuerhalten. Doch jetzt, nach fast sechs Monaten, wird es für mich immer klarer: Viele Menschen sind hier auf dem Land mit schwierigen Situationen konfrontiert, über die ich als „Großstadtkind“ vorher nie so recht nachgedacht habe.
Zunächst gibt es nur wenig Arbeit und viele Menschen kommen daher ins Sozialzentrum, um ihren Lebenslauf zu aktualisieren, Anschreiben auszudrucken, Stellenanzeigen zu recherchieren oder sich beraten zu lassen. Wer Arbeit in der Umgebung findet oder Auszubildender ist, kann sich im Sozialzentrum unter bestimmten Bedingungen außerdem einen Motorroller mieten, denn der öffentliche Nahverkehr ist kaum ausgebaut.
Auch in unseren Computerkursen wird mir bewusst, dass manche Dorfbewohner sich ein wenig abgeschnitten fühlen müssen. Viele Teilnehmer kommen aus Neugier, weil es im Dorf nichts mehr Neues zu sehen gibt, oder um sich mit anderen Senioren auszutauschen. Manchmal stoßen wir während unserer Kurse auch auf individuelle Schwierigkeiten: So kann beispielsweise ein Herr nicht so gut lesen und schreiben. Eine achtzigjährige Dame, die sehr aufgeschlossen und voller Lebenslust ist, hat Probleme mit der Bedienung der Maus, da ihre Hand zu sehr zittert. In diesen Situationen lernen wir als Freiwillige, uns auf Menschen einzulassen und uns ihren Situationen anzupassen.
Wenn sie ihre ersten E-Mails verschicken und so mit ihren Kindern und Enkeln in Kontakt bleiben können, sind die meisten Teilnehmenden sehr zufrieden.
Sehr interessant sind zudem immer die Gespräche mit ihnen. Zum Beispiel erzählte mir die 80-jährige Dame von ihren Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg, den sie als Kind miterleben musste. So sind die Computerkurse ein sinnvoller Austausch, von dem auch ich und die beiden anderen Freiwilligen profitieren. Das ist ja auch ganz im Sinne des Konzepts des Sozialzentrums. Denn schließlich sollen unterschiedliche Menschen zusammengebracht und informelles Lernen ermöglicht werden.