Rubrik:
orientieren
10.05.2023
Autor:
Thea
Rubrik:
orientieren
10.05.2023
Letzte Woche habe ich über mein FSJ eine Weiterbildung besuchen dürfen, in welcher ich mich eine Woche lang mit 25 anderen Gruppenleitenden zu Themen der DPSG („Deutsche Pfadfinder*innenschaft Sankt Georg“; Pfadfinder*innenverband, bei dem ich mein FSJ mache) weiterbildete. Der Modulkurs, so wie sich diese Fortbildung nennt, ist sehr praktisch aufgebaut, sodass wir nicht nur über Gruppenphasen oder Methoden und Übungen sprachen, sondern diese zu großen Teilen selbst ausprobierten und anschließend reflektierten. Dabei kamen wir das ein oder andere Mal auch an unsere Grenzen, da in unserem Kurs viele charakterstarke Personen teilgenommen haben und so nicht nur lange und häufig, sondern auch intensiv diskutiert wurde. Dieses ausführliche Auseinandersetzten mit eigenen und gruppeninternen Themen schweißte uns schnell zusammen und durch aufmerksames Zuhören fand man schnell heraus, welche Personen ähnlich ticken, wie man selbst.
Nach einem wieder sehr langen Tag voller spannender Arbeitseinheiten suchte ich mir nach der Abendrunde einen leeren Raum, um dem Chaos in meinem Kopf Ordnung zu verleihen. Das war dringend notwendig, da die bis dato gesammelten Eindrücke scheinbar unkontrolliert in meinem Kopf herumschwirrten. Als ich mit dem gedanklichen Aufräumen fertig war und den Raum verließ, begegnete ich im Treppenhaus einem Teilnehmer, mit dem ich mich schon an den vorherigen Tagen sehr gut verstanden hatte. Er hatte ähnliche Ansichten und teilte meine Grundeinstellung und Werte zu großen Teilen. Die letzten Minuten schien er mit dem Gleichen verbracht zu haben, wie ich. Jedenfalls stand er da mit einem ähnlich roten Kopf wie ich und hielt in der einen Hand ebenfalls einen Stift sowie einen kleinen Notizblock. Wir redeten kurz über den hinter uns liegenden Tag, als er mir schließlich offenbarte, dass ihn die letzten Tage ganz schön herausfordern und er gerade ohnehin eine turbulente Zeit durchlebe. Schließlich fragte er mich, ob ich ihn umarmen könnte. Ich beantwortete seine Frage mit einem „Ja“. Und so standen wir dann da. Im Treppenhaus einer Jugendherberge, mitten in der Nacht. An sich kein großes Ding, so eine Umarmung. Und doch hatte sie in diesem Moment einen ziemlich großen Wert.
Wahrscheinlich lag es nicht nur daran, dass wir uns erst vor drei Tagen kennengelernt hatten, sondern daran, dass es nicht einfach nur eine Umarmung zur Begrüßung oder zur Verabschiedung war. Es war eine warme Umarmung. Eine Umarmung, die in diesem Moment besser tröstete, als jedes kluge Wort. Sie war authentisch, herzlich und dadurch richtig warm. Und solche Umarmungen gab es in den folgenden Tagen noch so manches Mal. Ich erinnere mich gerne an diese Momente zurück. An Umarmungen, welche ich gegeben habe, aber genau so an solche, die ich bekommen habe. Einmal durchatmen und die Sorgen und all die Last für einen Moment zu zweit zu tragen. Tat das gut! Wenn reden Silber und schweigen Gold ist, dann sind diese warmen Umarmungen Brillanten.
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