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Studieren im Ausland: Kaspisches Meer

Ein Porträt-Foto von Rosie

Autor:
Rosie

Rubrik:
studium

22.03.2022

Kaspisches Meer

Obwohl ich den größten Teil meiner Reise in Teheran verbracht habe, sind wir zwischendurch noch ans Kaspische Meer gefahren. Ganz im Norden des Irans, hinter den schneebedeckten Gipfeln des Elburs-Gebirges, neben Turkmenistan und dem Aserbaidschan mit Blick auf russische Containerschiffe.

Schon die Fahrt durch die Berge ist aufregend. Durch dichten Hochnebel fahren wir an Schneewehen vorbei und in jeder Serpentine kauern Straßenhunde, die auf den Müll vorbeifahrender Autos warten. Im Bus läuft lautstark persische Musik, zwei kleine Mädchen singen voller Inbrunst mit und tanzen, ich bin natürlich auch sofort dabei! Als wir wieder herunterfahren und die Straßen breiter werden, ist der Verkehr wieder total chaotisch. Auf den vier Autobahnstreifen fahren acht Autos nebeneinander und daneben versuchen sich drei Motorräder auch noch durchzuschlängeln.

Viele Teheraner haben ein Ferienhaus im Norden, direkt am Kaspischen Meer. Naja, eigentlich ist es ja eher ein See, mit nur einem Drittel des Salzgehalts, den ein richtiges Meer haben sollte. Das Haus hat einen niedlichen Garten und liegt direkt am Strand. Ich bin total glücklich, da ich hier einfach mit meinem Freund an den Strand gehen kann, während man in Teheran lieber nicht mit Männern rausgehen soll, die nicht zur Familie gehören. Am besten sollte man als Frau überhaupt nicht alleine rausgehen. Doch hier können wir am Strand sogar zusammen joggen gehen. Zugegeben, man muss ein wenig um den ganzen Müll herum manövrieren - vor allem angeschwemmte Autoreifen scheinen hier ein Ding zu sein.

Abgesehen davon verbringen wir unsere Zeit ausschließlich mit Essen und Farsi lernen. Vor allem ein 8-jähriges Mädchen hat mir sehr geholfen. Anhand eines großen Tellers voller Obst, hat sie mir die Namen der Früchte, des Tellers, des Bestecks und mehr beigebracht.

Hier am kaspischen Meer habe ich auch meine Prüfungsresultate des ersten Semesters erhalten. Diese Prüfungen waren das Schwierigste, das ich je gemacht habe. Ich lerne erst seit einem Jahr Französisch und habe meine Prüfungen komplett auf Französisch schreiben müssen. Den ganzen Januar habe ich von 6:30 bis 23 Uhr (mit Pausen) gelernt. Noch nie in meinem Leben habe ich so viel und so hart gelernt. Diese Prüfungen zu bestehen hat mir unglaublich viel bedeutet. Ich wollte es so sehr, weil es mir beweisen würde, dass ich Herausforderungen meistern kann, dass es keine blöde Idee war, mit nicht wirklich ausreichenden Französischkenntnissen in der französischen Schweiz zu studieren und vor allem, dass ich weiter mit meinem Freund dort leben kann. Und ich habe bestanden. Mit einem Durchschnitt von ungefähr 1,9 im deutschen Notensystem.

Lasst euch niemals erzählen, dass ihr irgendetwas nicht schaffen könnt. Denn wenn ihr es wirklich, wirklich wollt, dann könnt ihr alles schaffen! Möglicherweise habe ich ein bisschen geweint, als mein Freund mir die Noten vorgelesen hat. Alle meine Zweifel waren reine Zeitverschwendung und es waren genau diese Zweifel, die mich beinahe davon abgehalten hätten, es überhaupt erst zu versuchen.

Dasselbe mit meiner Reise in den Iran. Meine Zweifel hätten mich beinahe davon abgehalten so wunderbare Menschen kennenzulernen und so wunderschöne Erfahrungen zu sammeln. Hört nicht auf eure Zweifel. Die wollen euch nur in eurer Komfortzone halten.