Arbeitgeber Ministerium:
Nur die Besten haben Chancen
Wer in einem Bundes- oder Landesministerium arbeiten will, kann an der Hochschule des Bundes studieren – so wie Leonie May (20). Aber auch mit Abschlüssen von anderen Universitäten oder mit Abitur und einer anschließenden Ausbildung kann man einsteigen.
„Jeder Deutsche hat nach seiner Eignung, Befähigung und fachlichen Leistung gleichen Zugang zu jedem öffentlichen Amte“, steht im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland (Artikel 33, Absatz 2). Übersetzt heißt das: Wer in einem Ministerium oder einer Bundesbehörde arbeiten will, muss zu den Besten gehören.
Leonie May war „wahnsinnig aufgeregt“, als sie zum Auswahlverfahren für ihr Studium ging. Das Prozedere des Auswahlverfahrens für den Studiengang der Verwaltungsinformatik durch das Informationstechnikzentrum Bund (ITZBund) selbst empfand sie dann als angenehm. Unter anderem musste sie zu einem ausgewählten Thema in der Gruppe diskutieren. Zuletzt hatte sich die 20-Jährige noch einigen Fragen eines Ausschusses zu stellen.
Leonie May
Foto: Marco Marczynski
Mittlerweile befindet sie sich im ersten Semester ihres Studiums im Fach Verwaltungsinformatik, als Beamtin auf Widerruf im Dienst des ITZBund. Hierfür wurde sie vereidigt und legte auch einen Eid auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung ab – Usus für Dienstverhältnisse. Das ITZBund ist der IT-Dienstleister der Bundesverwaltung und erbringt damit die IT der Verwaltung in hoheitlicher Verantwortung.
Leonie May hat sich für Verwaltungsinformatik entschieden, das sie zuerst in Brühl, dann in Münster studiert. Sie sieht darin die meisten Schnittmengen mit dem Lernstoff, der ihr schon in der Schule gefallen hat. Aktuell befasst sie sich mit Rechtsfächern (wie Verwaltungsrecht, Europarecht und Zivilrecht), Mathematik, öffentlicher Finanzwirtschaft sowie mit theoretischer und technischer Informatik. Zweimal, jeweils sechs Monate lang, wird sie Praxiserfahrung in Dienststellen des ITZBund sammeln, die es überall in Deutschland gibt: „Dabei werde ich in vielen verschiedenen Fachbereichen eingesetzt,“ weiß sie.
Nach dem Ende ihres Bachelorstudiums will Leonie May noch einen Master machen und vielleicht sogar promovieren. Gute Chancen bescheinigt ihr auch Joachim Turré vom Referat für allgemeine Personalangelegenheiten im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ): „Ein Studium an der Hochschule des Bundes ist ein hervorragender Ausweis, um in den gehobenen Dienst einzusteigen.“ Im gehobenen Dienst, der vorwiegend Verwaltungsaufgaben in den Ministerien und Behörden wahrnimmt, sei das sogar der „Königsweg“. Im höheren Dienst gebe es vor allem Chancen für Bewerberinnen und Bewerber mit Hochschulabschlüssen in Rechts-, Wirtschafts- und Geisteswissenschaften.
Auch ohne Studium, nämlich mit einer Ausbildung, können Abiturientinnen und Abiturienten ihre Laufbahn im mittleren Dienst in einem Ministerium beginnen. Etwa als Verwaltungsfachangestellte in der Fachrichtung Bundesverwaltung. „Und es gibt immer Aufstiegsmöglichkeiten, zumal es sich um lange Laufbahnen handelt – unsere Beschäftigten sind teils ihr ganzes Berufsleben lang im Haus.“ Als Beispiel für eine beträchtliche Karriere führt Joachim Turré einen Referatsleiter an, der einst in der Poststelle angefangen hat.
In den Ministerien und Behörden, generell im öffentlichen Dienst arbeiten sowohl Beamtinnen und Beamte als auch Tarifbeschäftigte. Letztere können sich auch verbeamten lassen, müssen dies jedoch aktiv ersuchen – sich also auf eine Ausschreibung bewerben. Joachim Turré: „Ob verbeamtet oder tarifbeschäftigt – Karriere machen kann man auf beiden Wegen.“
Bei Ministerien als oberste Landes- oder Bundesbehörden gilt neben der erwähnten Bestenauslese auch das Laufbahnprinzip, laut dem Beamtinnen und Beamte entsprechend ihrer Vorbildung in verschiedenen Laufbahnen ein- und aufsteigen. Für den Einstieg in den gehobenen Dienst braucht man in der Regel mindestens einen Bachelorabschluss, für den höheren Dienst ein Diplom oder einen Masterabschluss. „Das BMZ ist im Vergleich zu anderen Behörden stark vom höheren Dienst geprägt“, berichtet Joachim Turré, der weiterhin auf das so genannte Generalistenprinzip verweist, nach dem die Bediensteten beliebig versetzt werden: „Bei uns wechseln die Beschäftigten alle drei bis vier Jahre die Verwendung und haben so die Möglichkeit, sehr unterschiedliche Bereiche und Themen kennenzulernen.“
Demnach sollten Bewerberinnen und Bewerber, die in einem Ministerium arbeiten und dem Generalistenprinzip gerecht werden wollen, möglichst „breit aufgestellt“ sein, wie Joachim Turré es nennt. Bei Behörden wie dem ITZBund gilt das Generalistenprinzip nicht, da hier aufgrund der Aufgaben in erster Linie IT-Spezialistinnen und -Spezialisten gesucht werden. Für den Einstieg beim ITZBund oder ins BMZ benötigen Bewerberinnen und Bewerber grundsätzlich kognitive Kompetenz, um Sachverhalte schnell erfassen und Lösungen entwickeln zu können. Soziale Kompetenz, um im Team arbeiten und verhandeln zu können. Und – vor allem im internationalen Arbeitsumfeld des BMZ, aber auch in anderen Ministerien wichtig – interkulturelle Kompetenz.
BERUFENET
Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchworte beispielsweise: Verwaltungsinformatiker/in, Allg. Innere Verwaltung)
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www.studienwahl.de
Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung
Bildungseinrichtung des öffentlichen Dienstes
www.hsbund.de
Video: Wirtschaft und Verwaltung
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