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Hin und weg von der Chemie – das war Johann Sora Blakytny (19), nachdem er in der 9. Klasse das erste Mal Chemie im Unterricht hatte. Daraufhin folgte die Teilnahme an der Internationalen Chemie-Olympiade (IChO). Mittlerweile studiert der junge Mann Biochemie. Für abi» berichtet er von seinen Erfahrungen.
„Mach‘ da mal mit“, das sagte mein damaliger Chemielehrer und drückte mir einen Zettel mit Aufgaben und Informationen über den Mittelstufenwettbewerb „Chemie – die stimmt!“ in die Hand. Wenn man es dort in die Bundesrunde schafft, kommt man automatisch in die zweite Runde der Internationalen Chemie-Olympiade (IChO). So bin ich überhaupt erst auf diesen Wettbewerb aufmerksam geworden.
Mittlerweile habe ich schon drei Mal an der IChO teilgenommen. 2019 habe ich es zum ersten Mal in die dritte Runde geschafft und ich muss sagen: Anfangs war ich wirklich etwas „lost“. Es war sehr viel neuer Stoff und dazu komplett anders als im Chemieunterricht. In der Schule lernt man zwar viele Fakten, aber bei der IChO liegt der Fokus eher auf dem chemischen Denken. Man kommt zum Beispiel auch mit vielen neuen Bereichen wie Komplexchemie (Anm. d. Red.: Ein Bereich der Anorganischen Chemie) oder Strukturaufklärung (Anm. d. Red.: Aufklärung der Zusammensetzung chemischer Verbindungen) in Kontakt, was nicht im Lehrplan steht. Das ist zum einem echt spannend – ich habe wirklich sehr viel davon mitgenommen –, aber zum anderen braucht man viel Zeit, bis man alles einmal verstanden hat und natürlich auch Zeit zum Üben.
Der größte Gewinn ist der kulturelle Austausch mit anderen Chemiebegeisterten aus aller Welt.
Johann Sora Blakytny, mehrmaliger Teilnehmer an der IChO
Die erste Runde ist eine Hausaufgabenrunde, an der jede und jeder Interessierte teilnehmen kann. Wenn man eine gewisse Punktzahl erreicht, kommt man in die zweite Runde, wo dann eine Klausur ansteht – die Themen werden im Voraus veröffentlicht. Auf der Website der IChO gibt es Vorbereitungsaufgaben, die man zum Üben lösen kann. In die dritte Runde, eine intensive Theorie-Woche, kommen die 60 besten Teilnehmerinnen und Teilnehmer – und davon wiederum die 15 Erstplatzierten in die vierte Runde, welche aus viel Laborarbeit besteht. Die vier Gewinnerinnen und Gewinner bilden das internationale Team Deutschlands, welches in ein Land fliegt und dort in der internationalen Runde antritt. Einer davon war ich – das war schon aufregend. Leider konnten wir für die Preisverleihung nicht nach Japan fliegen. Die Coronapandemie machte uns einen Strich durch die Rechnung.
Ich gewann schließlich eine Bronze-Medaille, meine Teamkollegen eine weitere Bronze- und zwei Silbermedaillen. Wir bekamen neben der Medaille auch ein paar Souvenirs und ein Zertifikat aus Japan geschickt. Im Endeffekt ist der größte Gewinn sowieso der kulturelle Austausch mit anderen Chemiebegeisterten aus aller Welt und die persönliche Bestätigung – denn man misst sich ja mit den Besten auf der ganzen Welt und nicht nur mit den Klassenkameradinnen und -kameraden. Das ist schon ein anderes Niveau, von dem ich zuerst nie geglaubt hätte, es jemals erreichen zu können – die IChO war da wie ein Sprungbrett für mich.
Schade war, dass im Jahr davor durch Corona alles remote stattgefunden hat. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet normalerweise in der dritten Runde ein wirklich schönes Programm aus Vorträgen, Übungsstunden und Freizeitprogramm in Göttingen. Zusammen mit ebenfalls Chemiebegeisterten löst man Aufgaben, entwickelt neue Denkansätze und hat Spaß beim Volleyball, Klavier spielen oder einer Stadtrallye – und auch die vierte Runde beinhaltet viele spannende Laborversuche und einfach eine tolle Zeit mit den Mitstreiterinnen, Mitstreitern, Freundinnen und Freunden in Kiel.
Resümierend waren die Teilnahmen an der IChO wirklich eine große Bereicherung für mich. Allen Schülerinnen und Schülern, die sich für Chemie interessieren, kann ich nur raten, einfach mal mitzumachen. Man nimmt wirklich sehr viel mit – egal, wie weit man kommt. Auch für das Studium: Es gibt viele Themen, die jetzt drankommen, von denen ich dank IChO bereits etwas gehört habe. Mir fällt es dann oft leichter, diese zu lernen und zu verstehen. Wichtig bei der Wettbewerbsteilnahme ist, dass man stets den Spaß an solchen kniffligen Aufgaben behält und sich nicht, sobald die Klausur vor einem liegt, denkt: „Oh Gott, das schaffe ich nie“. Denn selbst die Besten schaffen je nach Runde meistens nur maximal die Hälfte der Punkte.
Gerade studiere ich Biochemie und das Studium gefällt mir sehr gut. Da ich aber weiterhin Lust hatte, diesen „drive“, den man bei einem Wettbewerb verspürt, zu behalten, nehme ich zurzeit auch noch an dem internationalen Wettbewerb für synthetische Biologie „iGEM“ teil. Es ist ähnlich wie „Jugend forscht“, aber mit einem höheren Niveau und mit viel mehr Möglichkeiten. Man hat ein eigenes Team, ein eigenes Forschungsprojekt und man muss sich auch um die ganzen Sachen rund um das Projekt, sprich Sponsorengewinnung, Verkauf und Präsentation, selbst kümmern. Deshalb freue ich mich schon sehr auf die kommenden intensiven und abwechslungsreichen Wochen.
Stand: 23.02.2024
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