Musical: Alles für die Bühne

Nach dem Abitur bewarb sich Anna Hirzberger um einen Platz für ein Musical-Studium in Wien – vergeblich. Auch im zweiten Anlauf klappte es nicht. Sie erhielt einen Platz auf der Warteliste und versuchte es parallel an weiteren Hochschulen. Für die Zeit der Bewerbungsphase ist die junge Frau nach Wien gezogen und hat zur Überbrückung Theater-, Film- und Medienwissenschaften studiert. „Parallel habe ich alle möglichen Jobs gemacht – vom Fahrradkurier bis zum Publikumsdienst im Theater –, um mir Privatunterricht in Gesang, Tanz und Schauspiel zu finanzieren", erzählt sie.

2021 wurde sie schließlich an der Folkwang Universität der Künste in Essen angenommen. Eine riesige Chance – und eine erste Lektion darüber, was es braucht, um in der Branche Erfolg zu haben. „Man darf nicht aufgeben und muss Rückschläge gut verkraften können. Manche versuchen es zwanzigmal, bis sie endlich angenommen werden“, betont sie.

Tatsächlich bewerben sich alleine in Essen jedes Jahr rund 200 Menschen für den Studiengang Musical – nur sechs davon erhalten einen Platz. „Um erfolgreich zu werden, muss man verbissen sein“, sagt Anna Hirzberger. Und man muss bereit sein, sich voll und ganz auf das Studium zu konzentrieren. Viel Zeit bleibt den Studierenden neben der Ausbildung nämlich nicht. Das Pensum ist hoch, sie und ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen verlassen die Hochschule selten vor dem Abend: „Oft sind wir sogar am Wochenende dort.“

Vom klassischen Musical über Chanson, Revue, Kabarett und Operette bis hin zur zeitgenössischen Musikliteratur – die Studierenden setzen sich mit der gesamten Bandbreite des Musiktheaters auseinander. Auf dem Stundenplan stehen zudem Tanz-, Gesangs- und Schauspielunterricht. Mal in der Gruppe, mal im Einzel-Coaching. Dazwischen Sport, um sich fit zu halten. Die Hochschule kooperiert zudem mit Opernhäusern und ermöglicht es ihren Studierenden Bühnenluft zu schnuppern, wenn sie etwa als Mitglieder des Ensembles auftreten dürfen.

Dass man Feiertage wie Weihnachten nicht mit der Familie verbringen könne, sei in einem Bühnenberuf nicht selten. Oder dass man für einige Wochen oder Monate in eine andere Stadt zieht, weil man dort ein Engagement erhalten hat. „Flexibilität und Spontaneität ist darum sehr wichtig“, sagt Anna Hirzberger. Opfer dieser Art bringe sie aber gerne, ergänzt sie schmunzelnd, denn für sie ist die Kombination aus Schauspiel, Gesang und Tanz die Erfüllung eines Traums.

In einem Jahr wird Anna Hirzberger ihr Studium abschließen, dann wartet hoffentlich das erste feste Engagement auf sie. Ein paar Traumrollen hätte sie schon, zum Beispiel die Christine aus „Phantom der Oper“, aber sie weiß auch: „Man muss realistisch sein: Gerade am Anfang muss man dankbar sein über jede Rolle – egal wie klein sie ist.“