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ab(i)checken: Was tun, wenn ich nicht weiß, was ich machen will?

Wie junge Menschen vorgehen können, wenn sie nicht wissen, wohin es beruflich gehen soll, und an wen sich Schülerinnen und Schüler wenden können, erklärt Berufsberater Michael Hümmer in dieser Folge ab(i)checken.

  • Berufsberater Michael Hümmer

    Ich würde mir die Frage stellen, ob es irgendwas in meinem Leben gibt, was ich per se einfach gut finde. Das kann sein: nachhaltige Themen, Umwelt­schutz. Das kann aber auch was ganz Simples sein wie Schokolade.

    Michael Hümmer ist Berufsberater für Studierende.

Textversion des Podcasts zum Lesen (Audio-Transkript)

Jingle: abi» - dein Podcast für die Berufsorientierung

abi»: Hallo und herzlich willkommen zu deinem abi» Podcast. Mein Name ist Corinna und ich habe mich heute mit dem Berufsberater Michael Hümmer unterhalten. Er hat mir erklärt, wie junge Menschen vorgehen können, wenn sie nicht wissen, wohin es beruflich gehen soll, und an wen sich Schülerinnen und Schüler wenden können. Herr Hümmer, schön, dass Sie da sind. Ich steige gleich ein mit meiner ersten Frage: Zu welchem Zeitpunkt beginnen junge Menschen erfahrungsgemäß am besten damit, sich Gedanken über ihre berufliche Zukunft zu machen?

Michael Hümmer: Sobald ich anfange zu leben. Also das Leben ist immer eine ganz reiche Ansammlung aus Erfahrungen. Es macht natürlich Sinn, wenn ich völlig planlos bin, so zwei Jahre spätestens bevor zum Beispiel die Schullaufbahn abgeschlossen ist in eine vertiefte Orientierung zu gehen und vertieft mir doch mal Gedanken zu machen.

abi»: Wie oft erleben Sie es denn, dass junge Menschen noch nicht wissen, welchen beruflichen Weg sie einschlagen möchten? Und was empfehlen Sie ihnen dann?

Michael Hümmer: Also ich erlebe das natürlich ganz, ganz, ganz oft. Schule, Studium oder Ausbildung führt immer in eine Tätigkeit irgendwann. Das geht meistens schneller, als Mann/Frau denkt. Und deswegen sollte ich mir frühzeitig Gedanken machen: „Was will ich tun?“ Und zwar möglichst konkret. Da versuche ich dann immer ganz grob, Tätigkeitsfelder mal zu clustern und ich würde mir dann erst mal die Frage stellen, wie möchte ich denn, dass so im Großen und Ganzen mein Tag ausschaut? Ist es ein Tag mit viel Kommunikation und Austausch oder ist es eher ein Tag, wo ich mich mit einem Thema sehr stark für mich allein beschäftige? Das wäre mal so der erste Schritt. Der zweite Schritt: Wo will ich dann so was tun? Wo ganz konkret? Job ist nie die Entscheidung für eine Aufgabenbeschreibung, eine DIN-A4-Seite Text, sondern Job ist immer eine Entscheidung für den konkreten Marktpartner, für konkrete Menschen. Ich würde mir da mal die Frage stellen, ob es irgendwas gibt in meinem Leben im weitesten Sinn, was ich per se einfach gut finde. Das kann sein: nachhaltige Themen, Umweltschutz. Das kann aber auch was ganz Simples sein wie Schokolade. Ja, und dann würde ich sagen, beschäftigen wir uns doch mal mit beruflichem Wegen und Möglichkeiten. Was gibt's da dann für Tätigkeitsfelder im Kontext Süßwaren, wo ich viel mit Menschen zu tun habe? Und dann können wir uns eigentlich einem Weg, einem Ziel ganz gut annähern und dann wäre der nächste Schritt natürlich zu überlegen, wie komme ich dahin und wie kann ich das realisieren?

abi»: Ja, um erst mal an diesen Punkt zu kommen. Gibt es denn bestimmte Tests und Tools, die einem dabei auch helfen können, das herauszufinden, in welche Richtung es da gehen soll?

Michael Hümmer: Also drei Impulsfragen: Was kann ich? Was will ich tun? Und da wirklich die Betonung auf der Tätigkeit. Und die Frage: Wo? Die erste Impulsfrage: Was kann ich? Da ist es natürlich wahnsinnig wichtig, mal so eine Momentaufnahme von mir zu bekommen. Das sind Tests wie der Check-U-Test, den die Bundesagentur für Arbeit neu und sehr valide entwickelt hat, sehr hilfreich, um einen Überblick über meine Stärken, Fähigkeiten und dann auch mögliche Berufs- und Tätigkeitsfelder, die dazu passen, zu bekommen. Dann ein weiterer Signalhinweis bei dem Punkt „Was kann ich?“, aber auch nur unter ferner liefen, sind natürlich durchaus auch Noten, Schulnoten in bestimmten Fächern. Und dritter wichtiger Punkt für die Eruierung rauszubekommen „Was kann ich?“ ist natürlich auch eine Fremdeinschätzung. Die Agentur für Arbeit hat auch einen Berufspsychologischen Service, das sind keine Therapeuten, sondern Psychologen, die Kompetenzanalysen sehr gut machen können, studienfeldbezogene Tests auch mit Ratsuchenden durchführen können und dann auch auswerten, wo es darum geht, Kompetenzen im Hinblick auf Studieninhalte die Anforderungen eines Studiums mit meinen individuellen Fähigkeiten abzugleichen, um ein Signal zu bekommen: Wenn ich mich für den Studiengang entscheide, dann kann es sein, dass ich in mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern einfach einen sehr intensiven Lerninput im Studium einbringen muss, um das Studium dann erfolgreich zu bestehen. Aber es muss mir auch immer klar sein: Das ist die Momentaufnahme vom heutigen Tag. Wenn ich bereit bin für ein bestimmtes Ziel zum Beispiel auch einen hohen Lernaufwand in Kauf zu nehmen, dann werde ich das bestimmt auch erreichen, weil es mir wichtig ist. Wenn ich mich für ein Studium entscheide und ich gehe in eine teure Großstadt, dann bedeutet es natürlich durchaus auch andere Themen, die mit berührt sind, wie das Thema Finanzierung. Also deswegen würde ich das „Wo? Bin ich bereit wegzugehen von zu Hause, flexibel und wie finanziere ich mich dann?“. Das ist so ein Punkt, den müsste ich auf jeden Fall dann auch immer mit in meine Entscheidung mit einpreisen.

abi»: Okay, Vielen Dank, dass Sie das direkt eingeordnet haben. Jetzt gibt es ja junge Menschen, die bereits etwas weiter sind und schon ein Praktikum gemacht haben. Was raten Sie denen, die beispielsweise durch eine Praktikumserfahrung herausgefunden haben, was sie nicht machen möchten, aber noch keine Alternative kennen?

Michael Hümmer: Also das wäre mir mal ganz wichtig wirklich abzuklären. War diese Praxiserfahrung per se eine Erfahrung, wo ich sagen kann, das passt überhaupt nicht zu mir? Oder war es einfach eine negative Erfahrung bei einem ganz konkreten Unternehmen? Also das ist echt ein wichtiger Punkt und sehr oft stellt sich dann raus, na ja, eigentlich lag es eher an dem Marktpartner, dass ich der Meinung bin, das würde mich nicht so interessieren. Wenn ich zu der Entscheidung gekommen bin, die Tätigkeit an sich ist es überhaupt nicht, dann habe ich zumindest diese Erfahrung und kann die dann schon mal ausklammern, dass ich da nicht hinwill. Dann kann ich aber weitermachen. Jetzt ist ein Praktikum natürlich immer ein sehr hoher Zeitaufwand. Deswegen bin ich eher der Fan von gut vorbereiteten, strukturierten Schnuppertagen. Und Firmen sind da auch offen, mal so einen Probetag zuzulassen. Ich muss mich dann allerdings als Teilnehmerin oder Teilnehmer an so einem Probetag auch wirklich gut vorbereiten. Ich muss mir Fragen vorbereiten, die ich stellen will bei den Menschen, bei denen ich hospitiere, zuschaue. Ich muss diese Fragen dann auch bewerten, auswerten, und ich denke, dann bekomme ich auch einen guten, komprimierten Eindruck.

abi»: Gut, danke schön. Inwiefern kann denn eine Auszeit nach dem Abitur sinnvoll für die berufliche Orientierung sein?

Michael Hümmer: Jede Erfahrung ist positiv. Punkt. Ja, die habe ich in meinem Leben, in meinem Portfolio und bringt mir immer irgendwas. Es gibt natürlich dann durchaus den Ansatz zu sagen, ich gehe jetzt mal ins Ausland, weil danach weiß ich besser, was ich will. Nee, das ist kein Automatismus. Ich muss immer was dafür tun, damit die Erfahrung mir was bringt. Muss ich sie auch in irgendeiner Form sinnvoll für mich nutzen. Wenn ich ein Jahr ins Ausland gehe und zwölf Monate irgendwo am Pool lieg, dann kann ich mir vielleicht Gedanken machen, durchaus, aber das sind theoretische Gedanken. Ohne jeglichen Praxisbezug werde ich wahrscheinlich nicht wesentlich weiterkommen. Wenn ich im Ausland wahnsinnig viele Menschen kennenlerne, mich mit denen unterhalte, austausche, unterschiedliche Wege kennenlerne, vielleicht auch mal ein bisschen Job- oder Berufsfelder angreife in einer konkreten Tätigkeit, dann bringt mir so was auf jeden Fall was.

abi»: Alles klar. Vielen Dank, Herr Hümmer für Ihre Zeit.

Michael Hümmer: Immer gerne.

abi»: Weitere Beiträge zum Thema Berufsorientierung findest du auf abi.de in der Rubrik Orientieren. Hier findest du beispielsweise Tipps und Infos, wie du deinen Stärken und Interessen auf die Spur kommst und erste Ideen von deiner beruflichen Zukunft entwickelst. Weitere Podcasts findest du auf abi.de > Interaktiv > Podcasts. Das war dein abi» Podcast. Redaktion und Produktion Corinna Grümpel für den Meramo Verlag im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.

Weitere Informationen

BERUFE.TV

Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.

www.berufe.tv 

Studienwahl.de

Im Infoportal der Bundesagentur für Arbeit in Kooperation mit der Stiftung für Hoch­schul­zulassung gibt es Informationen und Orientierungshilfen für Studieninteressierte.
https://studienwahl.de/orientieren

BERUFENET

Die Webseite der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild.

www.arbeitsagentur.de/berufenet

Check-U – das Erkundungstool der Bundesagentur für Arbeit

Mit dem Erkundungstool Check-U findest du heraus, welche Ausbildungsberufe und Studienfelder besonders gut zu deinen Stärken und Interessen passen.

www.arbeitsagentur.de/bildung/welche-ausbildung-welches-studium-passt

Studiensuche der Bundesagentur für Arbeit

In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.

web.arbeitsagentur.de/studiensuche