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Freiwilliger Wehrdienst (FWD): Das Leben als Soldatin

Geld verdienen und eine Auszeit einlegen – das wollte Celine Rösch (22) nach ihrem Abitur. Doch dann kam alles ganz anders: Aus der kleineren Auszeit wurde letztendlich ein 13-monatiger Freiwilliger Wehrdienst (FWD) bei der Bundeswehr.

Soldatin vor Lastwagen in Kaserne.

Studieren wollte die damals 19-jährige Celine Rösch auf jeden Fall. Aber nicht sofort. Eine kleine Auszeit sollte dafür sorgen, den richtigen Karriereweg zu finden. Dann kam ihr die Idee, einen FWD einzulegen. „Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt. Durch meinen Bruder, der auch einen freiwilligen Wehrdienst gemacht hat, weiß ich von seinen Erfahrungen“, erzählt die heute 22-Jährige. Die Entscheidung fiel letztendlich als Celine Rösch bemerkte, dass man bei der Bundeswehr studieren kann. „Davor wollte ich aber durch einen FWD testen, wie das Leben bei der Bundeswehr ist und ob ich mich für die Laufbahn als Offizierin eigne.“

Es folgten ein Beratungsgespräch beim Karrierecenter der Bundeswehr und danach die schriftliche Bewerbung. Dann hieß es erstmal abwarten – bis zur Einladung für die Musterung. Diese kann bei der Bundeswehr bis zu drei Tage dauern. Danach erfahren die Bewerber*innen, ob sie angenommen werden. „Bei der Musterung kann man seine Präferenzen angeben, zum Beispiel für einen bestimmten Job, den man während des FWDs machen möchte“, erklärt die 22-Jährige.

Der militärische Alltag

Porträtfoto von Celine Rösch. Porträtfoto von Celine Rösch.

Celine Rösch

In welchen Bereich Celine Rösch gerne möchte, wusste sie sofort: „Schon während meiner Schulzeit habe ich zwei Monate im Mercedes-Benz Logistik-Center gearbeitet. Die Bundeswehr ist quasi ebenfalls ein riesiges Logistikunternehmen.“ Deshalb ihre Präferenz für den Standort in Füssen, denn dieser erbringt logistische Dienstleistungen für alle Truppenteile der Gebirgsjägerbrigade 23 im In- und Ausland.

Als die Zusage kam und der Wunsch für die Stelle in Füssen berücksichtig wurde, ging es für Celine Rösch los. Der Start in den FWD gestaltete sich aber etwas anders als normal. „Durch Corona wurde der Start der Grundausbildung um beinahe zwei Monate verschoben und die normal dreimonatige Grundausbildung dauerte letztendlich nur etwa sechs Wochen.“ In diesen Wochen bekommen die angehenden Soldat*innen die militärischen Grundkenntnisse vermittelt. Auf dem Programm stehen beispielsweise Waffengebrauch, Schießübungen, körperliche Trainingseinheiten sowie eine Sanitätsausbildung. Außerdem machen die Wehrdienstleistenden insgesamt drei Biwaks, also eine Art Lager im Freien. „Wir lernten alles verkürzt und nicht so ausführlich wie normalerweise.“ Nach einigen Wochen bestand wieder die Möglichkeit die Kaserne zu verlassen – was anfangs aufgrund der Corona-Pandemie nicht möglich war.

Lernen, Soldat*in zu sein

Die Grundausbildung absolvierte Celine Rösch in Bischofswiesen. Danach folgte die Versetzung nach Füssen. „Wegen meines Interesses an der Logistik bin ich in der Teileinheit ‚Dispo Gruppe‘ gelandet. Diese steuert als unterstützende Einheit die Bestellanforderungen, die durch die zu versorgenden Truppenteile gestellt werden.“  

Sportliche Fähigkeiten, Lernbereitschaft und das Interesse an einem militärischen Alltag – das sollten Freiwillige auf jeden Fall mitbringen. „Ich war auf vieles vorbereitet, weil ich schon einen gewissen Einblick durch meinen Bruder hatte. Was mich aber dennoch überrascht hat, war der Zusammenhalt und das gemeinsame Überwinden unterschiedlicher Hürden.“ Obwohl sie als Frau unter den vielen männlichen Kameraden in der Minderheit war, fühlte sie sich voll akzeptiert.

Grenzen überwinden

Während der Ausbildung leben die Freiwilligen Wehrdienstleister in einer Gemeinschaftsunterkunft – Frauen und Männer getrennt. „Mein Gehalt konnte ich gut sparen, da ich nicht viele Ausgaben hatte“, erzählt Celine Rösch. Am besten gefallen haben ihr die Vielseitigkeit und die Abwechslung der Aufgaben. „Vor allem die Gewichtung zwischen den Ausbildungen draußen und dem normalen Tagesdienst haben mir große Freude bereitet. Auch, dass man in der Grundausbildung an seine Grenzen stößt und dabei bemerkt, wie viel man eigentlich durchstehen kann, was man von sich selbst nicht erwartet hätte.“

Besonders in Erinnerung blieb ihr das Abschlussbiwak am Ende der Grundausbildung: „Wir hatten schon 36 Stunden keinen Schlaf mehr und sind um Mitternacht zu einem 25 Kilometer langen Orientierungsmarsch aufgebrochen. Danach mussten wir noch einen Hindernisparcours absolvieren – dieses Erlebnis hat mich wirklich an meine Grenzen gebracht“, erzählt die Soldatin.

Wegweiser für die Zukunft

Die junge Frau empfiehlt jedem, der mit dem Gedanken spielt einen FWD bei der Bundeswehr zu absolvieren, es einfach zu tun. „Am Ende gewinnt man nur wichtige Erfahrungen dazu – was auch für den späteren Lebensweg eine große Bereicherung ist.“

Ihr Ziel, herauszufinden, ob die Offizierslaufbahn etwas für sie ist, hat sie erreicht. Nach ihrem freiwilligen Wehrdienst begann sie ein Studium in Wirtschaftsrecht  - aber an der Hochschule in Pforzheim. Was danach kommt? Das steht in den Sternen: „Ich lasse mir aber die Option offen, in Zukunft nochmal zur Bundeswehr zurück zu gehen.“

Freiwilliger Wehrdienst (FWD)

In einem Zeitraum von 7 bis 23 Monaten können Interessierte einen Freiwilligen Wehrdienst absolvieren. Der FWD steht Absolvent*innen aller Schulabschlüsse offen. Voraussetzung ist lediglich die Erfüllung der Vollzeitschulpflicht und die deutsche Staatsbürgerschaft. Je nach Schulabschluss kann man nach dem FWD in eine höhere Laufbahn wechseln.
bundeswehrkarriere.de