Ausbildungsberufe rund um den Hausbau:
Handwerk trifft Technik
Wer gerne anpackt oder sich mit moderner Haustechnik beschäftigt, findet spannende Ausbildungsmöglichkeiten rund um den Hausbau. Die technische Entwicklung in einigen Berufen macht sie auch für Schülerinnen und Schüler mit Hochschulreife interessant.
Der technische Fortschritt hat vieles auf dem Bau verändert. „Haben vor zehn bis fünfzehn Jahren noch rund 30 Mitarbeitende auf einer Baustelle für ein klassisches Einfamilienhaus gearbeitet, sind es heute vielleicht noch fünf“, sagt Dr. Ilona Klein, Pressesprecherin des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB).
Dennoch werden die meisten Häuser weiterhin Stein auf Stein gebaut und rund 80 Prozent der Tätigkeiten, so schätzt die Expertin, werden nicht automatisiert, sondern mit Körperkraft ausgeführt. Dass weniger Fachkräfte mehr leisten können, liege unter anderem an veränderten Prozessen. „Heute werden großformatige Steine mit Setzhilfen hochgehievt, Maurerinnen und Maurer schieben sie dann an die richtige Stelle“, nennt Ilona Klein ein Beispiel. Es gibt Betriebe, die ganze Wände in einer Werkshalle vorfertigen und sie mit dem Tieflader zur Baustelle fahren.
Dieser Trend werde zunehmen, ist sich die Fachfrau sicher, denn die Vorfertigung spart Personal und Arbeitszeit. Maurerinnen und Maurer sowie andere Fachkräfte müssen zudem seltener bei Wind und Wetter draußen arbeiten. Mittlerweile gibt es sogar ganze Häuser aus dem 3-D-Drucker, die seien aber noch die Ausnahme. Auch wenn einige Arbeiten nun in Werkshallen stattfinden, glaubt Ilona Klein: „Am Ende werden immer Handwerkerinnen und Handwerker vor Ort sein und die letzten Arbeitsschritte ausführen und dirigieren“.
Ilona Klein
Foto: Claudius Pflug
Mauerer/in sowie Beton- und Stahlbetonbauer/in zählen zu den klassischen Berufen im Hochbau. Bei Absolventinnen und Absolventen mit Hochschulreife sind vor allem Berufe beliebt, die mit Holz zu tun haben: Zimmer/in oder Tischler/in. Gerade bei den Arbeiten mit Holz gab es eine große Veränderung: Fenster, Türen, Treppen und sogar ganze Häuser entstehen heute am Computer. Sie werden mit CAD-Programmen in 3-D modelliert und dann von Maschinen zugeschnitten. Auf der Baustelle selbst sind wiederum handwerkliche Tätigkeiten gefragt: Den Dachstuhl etwa müssen Zimmerinnen und Zimmerer aufrichten und zusammenbauen.
Im Innenausbau kommen Parkettleger/innen wie auch Fliesen-, Platten- und Mosaikleger/innen zum Zug sowie Stuckateurinnen und Stuckateure, die Rohbauten innen und außen verputzen. Mit immer komplexeren Systemen für eine nachhaltige Energieversorgung sowie mit Klima- oder Alarmanlagen befassen sich Elektroniker/innen unterschiedlicher Fachrichtungen. Einer der wenigen Hausbau-Berufe am Schreibtisch ist die Bauzeichnerin beziehungsweise der Bauzeichner.
„Trotz steigender Lehrlingszahlen in der Baubranche brauchen wir noch mehr Fachkräfte“, sagt Ilona Klein. Gerade für Interessierte mit Hochschulreife gibt es unterschiedliche Karrieremöglichkeiten: Nach einer Ausbildung kann man den Meistertitel erwerben oder eine Weiterbildung zum Polier oder zur Polierin machen und damit das klassische Baustellenmanagement übernehmen. Das Berufsschullehramt ist ebenfalls eine Option.
„Die Baubranche zahlt die höchsten Ausbildungsvergütungen und auch danach wird gut bezahlt“, weiß die Pressesprecherin des ZDB. Und auch die Zeiten, in denen in den Wintermonaten auf dem Bau nicht gearbeitet werde, seien größtenteils vorbei. Gibt es dennoch Phasen, in denen keine Arbeit möglich ist, sind die Beschäftigten mit dem sogenannten Saison-Kurzarbeitergeld abgesichert.
Bernhard Strasser
Foto: Stadler
In vielen Punkten kann Berufsberater Bernhard Straßer von der Agentur für Arbeit Traunstein zustimmen – vorausgesetzt das Handwerk liegt einem: „Der Beruf muss immer dem Talent entsprechen.“ In der Beratung erlebt er jedoch immer wieder, dass Abiturientinnen oder Abiturienten, für die ein handwerklicher Beruf perfekt wäre, sich diesen Gedanken verbieten. „Sie haben oft eine Art Denkblockade und meinen, wenn sie Abitur haben, können sie keine Ausbildung machen.“ Nach einem Studienabbruch finden dann manche im zweiten Anlauf den Weg in einen Ausbildungsberuf.
Bernhard Straßer sieht in einer Ausbildung auf dem Bau viele Vorteile, auch für ein späteres Studium: „Wer Architekt oder Bauingenieur werden will, punktet immer mit einer Ausbildung, sei es als Bauzeichner, Maurer oder Zimmerer. Sie wissen sowohl im Studium als auch im späteren Berufsleben, wie auf der Baustelle tatsächlich gearbeitet wird.“ Eine Ausbildung rund um den Hausbau sei ohnehin Lernen fürs Leben, auch privat: „Das sind alles Fähigkeiten, die ein Leben lang nützlich sind.“ Abiturientinnen und Abiturienten können zudem bei vielen Berufen die Ausbildungsdauer verkürzen. „Wer sich unsicher ist, sollte in jedem Fall ein Praktikum machen“, gibt Bernhard Straßer als Tipp mit.
BERUFENET
Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchworte: .z.B. Hausbau, Handwerk)
www.arbeitsagentur.de/berufenet
BERUFE.TV
Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.
www.berufe.tv
Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e.V.
www.zdb.de
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