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Sebastian Hehenwarter (25) hat nach seinem Abitur eine Ausbildung zum Tischler absolviert und arbeitet heute in einer Kreativwerkstatt. Die offizielle Berufsbezeichnung für diese Fachkräfte lautet „Tischler/in“, im süddeutschen Raum ist der Beruf eher unter dem Begriff „Schreiner/in“ bekannt.
Eine Symbiose aus traditionellem Handwerk und modernster Technik: Das beschreibe seinen Arbeitgeber wohl am besten, erzählt Sebastian Hehenwarter. Die Schreinerei befindet sich auf einem alten Bauernhof inklusive einer kleinen Metallbauwerkstatt in der Nähe von Passau. Dort fertigt ein kleines Team aus Tischlern Bauelemente, komplette Innenausbauten, Terrassen, Küchen, Treppen, Holzböden und exklusive Möbelstücke. Die Handwerker integrieren dabei auch zunftfremde Materialien wie Stein, Beton, Stahl oder Glas.
Die Kundschaft ist anspruchsvoll, aber glücklich, wenn wir ein Produkt bis zur Perfektion ausarbeiten.
Sebastian Hehenwarter
Sebastian Hehenwarter arbeitet gerne handwerklich, interessiert sich für Hausbau und Landwirtschaft. Dementsprechend wusste er schon zu Schulzeiten, dass er nach dem Abitur eine Ausbildung beginnen würde. Zur Wahl standen Saatguttechniker – was in etwa der Ausbildung zum Pflanzentechnologen entspricht – oder Tischler. Dass es am Ende der Tischler wurde, daran ist sein Ausbildungsbetrieb und heutiger Arbeitgeber nicht ganz unschuldig: „Mir hat damals der spartanische und edle Internetauftritt so gut gefallen, dass ich neugierig wurde und mich dort vorgestellt habe“, erinnert sich der Geselle. Seine Faszination ist geblieben.
Mit dem Abitur hätte Sebastian Hehenwarter die dreijährige Ausbildung verkürzen können, entschied sich jedoch dagegen. Anfangs noch durch die Gymnasialzeit geprägt, in der Wissen eher theoretisch vermittelt wurde, musste er in der Ausbildung auf einmal einen anderen Ansatz verfolgen: „Als Abiturient denkt man oft viel zu kompliziert. Ich musste mich umgewöhnen und auf eine praktische, lösungsorientierte Denke einstellen.“ Gerade dieses praktische Arbeiten und auch, dass er am Ende des Tages sieht, was er geschaffen hat, gefällt ihm. „Wenn dann etwas richtig gut geworden ist, ist das einfach ein tolles Gefühl.“
Für ihre einzigartigen Produkte greifen Sebastian Hehenwarter und seine Kollegen sehr oft auf digitale Unterstützung zurück. Aufmaße werden zum Beispiel mit einem 3-D-Laser erfasst: „Dann hat man ein komplettes Stockwerk im Zeichenprogramm, kann Treppen und Möbel planen, schräge Wände berücksichtigen“, erklärt er.
Für diese Planung stehen in der Schreinerei mehrere Computer mit den entsprechenden Programmen zur Verfügung. Die Daten werden anschließend direkt an die CNC-Maschinen übermittelt, wo Bauteile aus Holzplatten gefräst werden. „Kanten können so zum Beispiel gleich mitgeplant werden“, sagt er. Die Oberflächen werden je nach Wunsch geölt oder lackiert, bevor das Team dann zur Montage auf den Bau fährt.
Für die Projektplanung ist in der Regel ein Meister verantwortlich, kleinere Projekte übernimmt aber auch mal ein Geselle. Doch sogar schon als Auszubildender durfte Sebastian Hehenwarter eine eigene Treppe planen, konstruieren und umsetzen – ein Einzelstück, wie nahezu alles, was in der Schreinerei entsteht. „Die Kundschaft ist anspruchsvoll, aber glücklich, wenn wir ein Produkt bis zur Perfektion ausarbeiten.“
Planen, vorfertigen, einbauen – so wie die Tätigkeiten an sich sind auch die Arbeitsorte unterschiedlich. Sebastian Hehenwarter erledigt Aufgaben am Computer, in der Schreinerei und auf der Baustelle beziehungsweise in Bestandsbauten. In Bezug auf die Tätigkeiten hat ihn anfangs zum Beispiel das Ölen von Holzoberflächen fasziniert: „Mit edlen Ölen kann man mit nur 150 Milliliter mehrere Quadratmeter behandeln. Damit lässt sich auch das Aussehen eines Objektes stark beeinflussen.“ Mittlerweile beschäftigt er sich intensiv mit der Programmierung und Weiterverarbeitung an der CNC-Maschine.
Der Arbeitstag des Schreiners startet meist gegen sieben und endet um 17 Uhr: „Wenn wir auf Montage fahren, kann es später werden. Da kommen schnell zwei Stunden Fahrzeit hinzu. Aber Überstunden kann man abbauen.“ Körperlich anstrengend findet er die Arbeit nur bedingt: Im Plattenzuschnitt etwa werden Holzplatten mit einem Stapler transportiert und mit einem Kran gehoben. „Aber wenn wir eine 120 Kilo schwere Tür einhängen, müssen schon mehrere zusammenhelfen.“
Das Handwerkliche macht Sebastian Hehenwarter so viel Spaß, die Projekte sind so spannend, dass ein Studium für ihn aktuell nicht infrage kommt. Weitere Qualifizierungen, etwa zum Meister oder Techniker, kann er sich hingegen vorstellen.
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Stand: 26.09.2024
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