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Jede Film- oder Fernsehproduktion, von der Gameshow über die Seifenoper bis zum großen Blockbuster-Film, braucht eine Crew, die zusammenarbeitet, um das fertige Produkt zu gestalten. An der kreativen Spitze steht dabei die Regie, die Entscheidungen über den Einsatz von Darstellern, Kamera, Kulisse und vielem mehr trifft. Wie der Alltag von Regisseuren und Regisseurinnen aussieht und was das Spannendste an dem Beruf ist beantwortet der abi» Podcast.
Ich glaube, was mich interessiert hat, war die Lust, Bilder zu machen, mit einer Kamera, bewegte Bilder. Also, ich habe immer wahnsinnig viele Filme geguckt und war von diesem Medium fasziniert und hatte eben den Wunsch, das irgendwann auch selber zu machen, und hatte irgendwie das Glück, dass das dann irgendwie auch geklappt hat.
Julian Radlmaier arbeitet als Regisseur.
Jingle: abi», dein Podcast für die Berufsorientierung!
abi»: Herzlich willkommen zum abi» Podcast! Mein Name ist Klaus, und heute geht es bei „Berufe jenseits des Schreibtischs“ um den Beruf des Regisseurs für Film- und Fernsehproduktionen. Dafür habe ich mich mit Julian Radlmaier unterhalten. Jede Film- oder Fernsehproduktion, von der Gameshow über die Seifenoper, braucht eine Crew, um die Zusammenarbeit und das ganze Produkt zu gestalten. An der kreativen Spitze dieser Crew steht dabei die Regie, die Entscheidungen über den Einsatz von Darstellern, Kamera, Kulisse und vielem mehr trifft. Wie der Alltag von Regisseurinnen und Regisseuren aussieht und was das Spannendste an dem Beruf ist, habe ich heute für euch nachgefragt. Hallo, Herr Radlmaier.
Julian Radlmaier: Hallo, Herr Harfmann.
abi»: Ich steige gleich mit der ersten Frage ein: Wie sieht denn Ihr Alltag als Regisseur aus?
Julian Radlmaier: Ja, die Frage ist insofern schwierig zu beantworten, als dass der Alltag in meinem Beruf wirklich extrem unterschiedlich ist, je nachdem, in welcher Phase ich mich gerade befinde. Also, es gibt irgendwie Phasen, in denen ich sozusagen alleine irgendwas austüftle, ein Drehbuch schreibe oder später, wenn der Film mal gedreht ist, den Film schneide oder aber auch mal nur Anträge schreiben muss oder so was, also, wo es dann eher so um Verwaltungstätigkeit letztendlich geht. Und dann gibt's die Dreharbeiten, die eben noch mal eine ganz andere Nummer sind, wo man dann plötzlich eben mit wahnsinnig vielen Leuten zu tun hat und jeden Tag was komplett anderes irgendwie macht. Diese Abwechslung zwischen diesen Phasen ist eigentlich das, was mir auch gut gefällt. Also in anderen Gewerken, wo man zum Beispiel nur am Dreh ist oder jetzt nur in der Postproduktion, ist man doch immer vielleicht in einer ähnlichen Dynamik, und, in meinem Beruf ist es dann wirklich so, dass ich immer in unterschiedlichen Kontexten arbeite.
abi»: Und wie sieht das dann tatsächlich am Dreh aus? Was sind da so ihre Aufgaben?
Julian Radlmaier: Also beim Dreh – also gut, es gibt natürlich sozusagen erst mal eine lange Vorbereitung, wo man sich dann langsam dahin arbeitet. Und am Dreh selber ist es dann so, dass ich in dem Fall, so wie ich arbeite, da gibt es auch unterschiedliche Herangehensweisen. Auf der einen Seite geht es immer darum, sozusagen Bildausschnitte festzulegen, also wie man welche Szene dann konkret dreht, das ist meistens mit der Vorarbeit natürlich auch schon vorbereitet worden. Aber am Set ist das dann doch meistens immer anders, als man sich das vorgestellt hat. Und dann überlegt man eben mit der Person, die die Kamera macht, aha, wie wollen wir das jetzt genau filmen, und dann geht es eben auch viel darum, die Schauspieler/innen zu inszenieren, mit denen das noch mal auszuprobieren, was man sich vielleicht am Schreibtisch überlegt hat, und dann nachzujustieren. Und dann geht es um wahnsinnig viel Kommunikation. Also das ist dann erstmal so eine, ja so eine Maschinerie, die da in Gang gekommen ist und wo es dann ständig auch kleine Probleme oder neue Herausforderungen gibt, dass man sagt: „Ah ja, morgen soll es regnen, was machen wir, die Szene, die wir eigentlich drehen sollten, spielt irgendwie auf der Wiese, und wenn, das können wir jetzt nicht machen, weil wir alle nass werden. Gibt es irgendwie eine Alternative, dass wir morgen irgendwas innen drehen?“ Also, es geht dann sehr viel ums Reagieren auf äußere Veränderungen.
abi»: Sitzen sie jemals am Schreibtisch, und wenn ja, wofür denn?
Julian Radlmaier: Tatsächlich sitze ich eigentlich meistens dann doch am Schreibtisch. Also, diese Dreharbeiten finden dann in meiner Realität nur alle paar Jahre statt. Also, es gibt vielleicht Leute, die mehr drehen, aber in dem Modell, das ich so ein bisschen verfolge, also als Autorenfilmer, wo man selber auch das Drehbuch schreibt und so, ja, ist das so, dass ein Dreh alle drei Jahre vielleicht mal [stattfindet], und die restliche Zeit sitze ich dann eben auch zu Hause und entwickle Stoffe, vor allem. Und wenn der Film dann gedreht ist, dann muss er ja geschnitten werden. Das mache ich auch selber. Dann macht man eine Vertonung, da arbeitet man dann auch mit Kollegen zusammen. Da sitzt man dann eben zu zweit am Schreibtisch und überlegt sich, welche Geräusche brauchen wir jetzt noch für den Film und so weiter und so fort. Also, am Ende ist es doch, da werde ich Sie jetzt vielleicht enttäuschen, aber zu 90 Prozent ist es dann doch eine Schreibtischarbeit.
abi»: Sie haben ja gerade schon gesagt, dass Sie selber schreiben. Wie kommen Sie denn an neue Projekt heran?
Julian Radlmaier: Na ja, also tatsächlich, meistens ist es dann so, dass, wenn ein Film abgedreht ist, dass ich vielleicht schon so eine neue Idee im Hinterkopf habe. Also oft entwickelt sich so ein bisschen eins aus dem anderen auch, also dass man, dass vielleicht im Entstehungsprozess eines Films schon die Idee für einen nächsten Film kommt. Und dann sitze ich im Kämmerlein und grübel rum und fang eben irgendwie an, so herum zu spinnen und herum zu fabulieren. Das ist ein Prozess, den man relativ schwer beschreiben kann, aber der auch immer von Zweifeln geplagt ist. Also, klappt das jetzt noch mal oder habe ich irgendwie mein Pulver schon verschossen? Und bisher war es dann doch so, dass dann eben nach ein paar Monaten dann doch immer irgendwie ein Drehbuch wieder zustande kam.
abi»: Was ist denn so die größte Herausforderung in Ihrem Beruf?
Julian Radlmaier: Die Zitterei vielleicht. Also, weil ich bin jetzt nicht bei einem Studio angestellt und kann jetzt einen Film nach dem nächsten drehen. Ich weiß gar nicht, ob ich das wollen würde, um ehrlich zu sein. Also das, das ist auch wieder mit ganz anderen Problemen verhaftet gewesen. Aber in meinem Fall sieht das eben so aus, dass ich wirklich bei jedem Film wieder zittern muss, ob das überhaupt zustande kommt. Also immer tausend Anträge stellen gemeinsam mit den Produzenten und hoffen, dass die durchgehen, und es muss eigentlich auch fast jeder Antrag dann letztendlich durchgehen, weil eben so eine Finanzierung kompliziert zusammengesetzt ist, und wenn dann eben Geld fehlt, dann ist es sehr schwer, einen Film zu realisieren, obwohl wir eigentlich mit niedrigen Budgets arbeiten. Aber das ist trotzdem immer so. Wenn man die Leute einfach bezahlen möchte, dann braucht man einfach relativ viel Geld, auch wenn man jetzt keine Helikopteraufnahmen macht oder so. Und diese Unsicherheit ist, glaube ich, doch relativ belastend und steht auch manchmal natürlich der Kreativität im Wege, weil man möchte eigentlich sich die Geschichte ausdenken, und dann ist im Hinterkopf immer: Ah ja, aber kriegt man da jemals Geld dafür und so? Das ist natürlich nicht ganz einfach.
abi»: Weshalb haben Sie sich denn für diesen Beruf entschieden?
Julian Radlmaier: Ich glaube, was mich interessiert hat, war die Lust, Bilder zu machen, mit einer Kamera, bewegte Bilder. Also, ich habe immer wahnsinnig viele Filme geguckt und war von diesem Medium fasziniert und hatte eben den Wunsch, das irgendwann auch selber zu machen, und hatte irgendwie das Glück, dass das dann irgendwie auch geklappt hat.
abi»: Haben Sie denn irgendwelche künstlerischen Vorbilder oder Einflüsse?
Julian Radlmaier: Ach ja, eigentlich ganz viele. Also so Sachen, die mich wirklich beeindruckt haben, als ich vielleicht angefangen habe, mich mit Filmen zu beschäftigen, waren zum Beispiel Filme von dem französischen Regisseur Jean-Luc Godard, der letztes Jahr leider verstorben ist. Weil das Filme waren, die sozusagen ganz anders waren als die Filme, mit denen ich vielleicht als Kind und Jugendlicher so aufgewachsen bin. Und wieder dann dieses moderne künstlerische Autorenkino zu entdecken mit Anfang 20, das ist was, was mich sehr stark geprägt hat, also dass man eben Film auch anders machen kann, und das ist irgendwie so eine Energie, von der ich immer noch zehre.
abi»: Was würden Sie denn Jugendlichen raten, die sich für den Beruf des Regisseurs oder der Regisseurin interessieren?
Julian Radlmaier: Also ich glaube, dass es schon hilft, wirklich einerseits viele, viele Filme zu gucken und andererseits es irgendwie auszuprobieren. Also ich habe sozusagen auch mit extrem einfachen Mitteln angefangen, mit Freunden Kurzfilme zu drehen, die auch irgendwie ziemlich unbeholfen waren. Und dann durch das immer wieder ausprobieren und gucken, was funktioniert, was funktioniert nicht irgendwie. Im Laufe der Zeit findet man dann irgendwie, oder hab ich dann irgendwie den Weg gefunden, wie das für mich irgendwie funktionieren kann. Und ja, sich nicht so entmutigen zu lassen. Ich glaube, da gibt es viele, auch so Legenden, die sich darum drehen, und dass es immer so heißt, ja, das ist so super schwer und unmöglich, so ein Beruf, also die Legende „Wie viele Leute bewerben sich dann für so einen Platz an der Filmhochschule?“ und so. Das mag alles auch stimmen. Aber ich glaube, wenn man das mit einer gewissen Leidenschaft und Konsequenz verfolgt, dann ist das auch kein utopisches Berufsziel. Aber man braucht ein gewisses Durchhaltevermögen. Also, es ist jetzt nicht so, dass man das innerhalb von, dass es vom Wunsch zur Ausübung des Berufs irgendwie besonders schnell gehen würde. Also das hat schon irgendwie ziemlich lange gedauert, ja.
abi»: Ja, super, vielen Dank.
Julian Radlmaier: Ja, vielen Dank für das nette Gespräch.
abi»: Weitere Reportagen über Berufe beim Film findest du in unserem Top-Thema „Berufe hinter der Kamera“, besonders die Studienreportage „Produktion“ bei Studium > Studienbereiche > Kunst, Musik > Schauspiel, Tanz, Film und Fernsehen kann interessant sein. Oder das Promi-Interview mit Jeremy Mockridge in Orientieren > Vorbilder. Das war dein abi» Podcast. Redaktion und Produktion Klaus Harfmann für den Meramo Verlag im Auftrag der Bundesagentur für Arbeit.
Die Webseite der Bundesagentur für Arbeit bietet über 3.000 aktuelle Berufsbeschreibungen in Text und Bild.
www.arbeitsagentur.de/berufenet
Das Filmportal der Bundesagentur für Arbeit listet 350 Filme über Ausbildungsberufe und Studiengänge.
www.berufe.tv
In der Studiensuche kannst du recherchieren, welche Studiengänge an welchen Hochschulen in Deutschland angeboten werden.
web.arbeitsagentur.de/studiensuche
Suche nach schulischen Ausbildungen
www.arbeitsagentur.de/berufsausbildung
Mit dem Erkundungstool Check-U findest du heraus, welche Ausbildungsberufe und Studienfelder besonders gut zu deinen Stärken und Interessen passen.
www.check-u.de
Stand: 06.04.2023
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