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Headhunter: Die Besten finden

Als Headhunter findet Niko Heinrichs (26) passende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Unternehmen. Dabei unterhält er einen eigenen Talentpool, sucht aber auch in anderen Netzwerken.

Händeschütteln

Ein großer Verlag in München sucht einen Product Lead, der eine Lifestyle-App technisch und strategisch weiter entwickeln kann. Eine hochspezialisierte Anfrage und ein typischer Fall für den Headhunter Niko Heinrichs. „Als erstes kläre ich mit dem Kunden das exakte Positionsprofil ab“, erklärt der gebürtige Münchner. „Auf Basis dieses Briefings verfasse ich eine Stellenausschreibung, die ich dann in meinem Netzwerk streue, also auf Xing, LinkedIn und der Website meines Arbeitgebers.“

Gleichzeitig sucht der 26-Jährige auch in seinem eigenen Talentpool – also unter allen Fach- und Führungskräften, mit denen er bereits Interviews geführt hat. Sollte er dann noch nicht fündig geworden sein, geht er in die Ansprache über Xing und LinkedIn. „Über den LinkedIn Recruiter zum Beispiel kann ich eine detaillierte Suche starten. So können bis zu 1000 Kandidaten zusammen kommen, aus denen ich die weitere Auswahl treffe.“

Einige Präferenzen – und auch Zufälle

Ein Foto von Niko Heinrichs Ein Foto von Niko Heinrichs

Niko Heinrichs

Die Anfänge für seine heutige Tätigkeit als Headhunter, oder genauer gesagt, „Senior Digital Recruitment Consultant“, liegen in seiner Studienzeit. Nach dem Abitur hatten seine Eltern ihm geraten, sich in Richtung Wirtschaft zu orientieren. Er selbst hatte sich schon immer für Psychologie interessiert. Sein Studienfach wurde dann eine Kombination aus beidem: European Business and Psychology an der European University for Economics & Management – kurz: EUFOM Business School München.

Ein Bekannter arbeitete in einem großen Unternehmen für Personalberatung und bot ihm eine Stelle als Werkstudent an. Und so sammelte Niko Heinrichs erste Erfahrungen im Executive Consulting, also dem Headhunting nach Führungskräften in Spitzenpositionen. In diesem Unternehmen schrieb er auch seine Bachelorarbeit. Nach seinem Abschluss übernahm die Firma ihn als Personalberater in Vollzeit.

Zurück in die Heimat

Später arbeitete er zweieinhalb Jahre lang in Berlin, wo er bei zwei verschiedenen Unternehmen im Verkauf für digitale Produkte und lizenzbasierte Software tätig war. Dort lernte er viel über das digitale Business – und vermisste nach einer Weile doch die Heimat.

„Also ging ich zurück nach München, wo ich meine neuen Erfahrungen aus dem digitalen und Startup-Umfeld sowie meine Vorerfahrung aus dem Executive Consulting einbringen konnte, um als Headhunter bei einem Startup für digitale Personalberatung anzufangen“, erklärt der 26-Jährige. Dort rekrutiert er nun seit zwei Jahren Führungskräfte und Spezialistinnen und Spezialisten für die Bereiche E-Commerce, digitales Marketing, Media Kommunikation und digitales Produktmanagement.

Wichtigstes Kriterium: die Berufserfahrung

Und wie wählt Niko Heinrichs die Kandidat*innen aus, die er dann an seinen Auftraggeber zum Bewerbungsgespräch vermittelt? „Das wichtigste Kriterium ist für mich die Berufserfahrung.“ Er legt keinen Wert darauf, ob jemand eine Ausbildung, ein Studium, einen Bachelor oder einen Master vorzuweisen hat. „Es passiert mir sehr selten, dass ein Auftraggeber einen bestimmten Abschluss vorgibt. Das liegt aber auch stark an dem Umfeld, in dem ich mich bewege.“

Ansonsten achtet der Headhunter sehr auf das Gefühl, das er im Gespräch mit den Bewerber*innen entwickelt. „Intuition und Empathie sind hier sehr wichtig. Aber ich prüfe natürlich auch gewisse Faktoren ab.“ Kommt die Person zum Punkt, wenn ich eine Frage stelle? Hat er oder sie wirklich etwas zu sagen oder ist das mehr heiße Luft? „Und ich kläre im Vorfeld auch ganz pragmatische Fragen, zum Beispiel, ob ein Umzug infrage kommt.“

Sein Tipp: Kein Kopfzerbrechen

Seine Zukunft sieht Niko Heinrichs bei seinem aktuellen Arbeitgeber, der Firma BrainTalents in München. „Zusammen mit dem Geschäftsführer möchte ich zunächst das Unternehmen weiter voran bringen. Wir überlegen, ob wir uns stärker international aufstellen und das Thema Executive Search noch weiter ausbauen.“

Eines ist für Niko Heinrichs klar: alles entwickelt sich. Das ist auch ein Rat, den er sehr jungen Menschen mitgeben möchte. „Ihr 18-Jährigen da draußen, macht euch nicht zu viel Kopfzerbrechen, wenn ihr jetzt noch keinen ausgeklügelten Plan für die Zukunft habt. Das ist ganz normal. Vieles im Leben fügt sich und der Zufall spielt immer eine große Rolle.“ Wie bei Niko Heinrichs auf seinem Weg zum Headhunter eben auch.

Headhunter werden

Headhunter ist keine geschützte Berufsbezeichnung, offiziell gemeint ist: Personalberater/in. Englische Bezeichnungen sind Human resources recruitment consultant oder Recruitment consultant. Headhunter/innen bzw. Personalberater/innen und Recruiter/innen haben jedoch unterschiedliche Aufgaben: Während Personalberater/innen in einem Personalberatungsunternehmen angestellt sind und hier auch kundenseitig Akquise betreiben, sind Recruiter/innen oftmals intern in einer Firma tätig – sie kümmern sich allein um die Kandidatensuche und übernehmen teilweise auch HR-Aufgaben. Der Weg zum/zur Personalberater/in geht entweder über eine Ausbildung zum/zur Fachwirt/in Personaldienstleistung oder ein Studium, klassischerweise in der Wirtschaftspsychologie, alternativ auch Kommunikationspsychologie oder Personalmanagement. Während des Studiums sollte man idealerweise bereits im Personalwesen praktische Erfahrung sammeln. Ansonsten geht es nach dem Abschluss weiter mit Praktika und oder einer Traineestelle.

Weitere Informationen

BERUFENET

Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.000 aktuellen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Headhunter)

www.arbeitsagentur.de/berufenet

Bund der Unternehmensberater/Fachverband Personalberatung

Verband mit aktuell rund 70 Personalberater*innen, die sich auf die Suche, Auswahl und Gewinnung von Führungskräften und Spezialistinnen sowie Spezialisten fokussieren.

www.bdu.de/der-bdu/unsere-fachverbaende/personalberatung  

Bundesarbeitgeberverband der Personaldienstleister

www.personaldienstleister.de