Lisa Rüth
Foto: Gregor Ruster
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Mit der Digitalisierung hat sich der Berufsalltag von Übersetzerinnen und Übersetzern verändert. Ob Fachtexte, Urkunden oder Literatur: Digitale Technologien erleichtern den Arbeitsprozess und machen ein schnelleres und effizienteres Übersetzen möglich.
Eine große deutsche Bank stellt einen neuen Finanzchef ein und die internationale Öffentlichkeit soll durch eine Pressemitteilung über den Personalwechsel informiert werden. Dafür muss der Text ins Englische übersetzt werden. Es muss schnell gehen, denn erste Gerüchte über den Wechsel sind bereits an die Presse durchgesickert. Die Bank fragt bei der Fachübersetzerin Lisa Rüth an, ob sie den Auftrag übernehmen kann.
Lisa Rüth
Foto: Gregor Ruster
Über eine verschlüsselte Plattform wird der zu übersetzende Text hochgeladen. „Da die Texte, mit denen ich arbeite, teils hochsensible Daten enthalten, findet der Austausch von Dateien zwischen meinen Kunden und mir ausschließlich darüber statt“, erklärt die 34-Jährige. Für Banken und Vermögensverwalter übersetzt sie neben Pressetexten auch Jahresabschlüsse, Geschäftsberichte, Fachartikel, Reden und Marketingmaterialien. Für die Übersetzung nutzt Lisa Rüth ein sogenanntes CAT-Tool (computergestützte Übersetzung) mit integriertem Translation-Memory-System (TMS), in dem bereits vorhandene Übersetzungen gespeichert und abgerufen werden können. Nimmt ein Auftraggeber noch einmal Änderungen am Text vor, kann Lisa Rüth die verschiedenen Versionen mit Hilfe des Programms schnell und einfach abgleichen.
Réka Maret
Foto: Rainer Leukel
Während Übersetzerinnen und Übersetzer ihre Texte früher per Post erhielten und für die Übersetzung in gedruckten Büchern und Bibliotheken vor Ort recherchierten, ist ein typischer Übersetzungsauftrag heute weitgehend digitalisiert. Da die digitalen Tools, die sie nutzen, permanent weiterentwickelt werden, reicht es heute nicht mehr aus, wenn sie ihre jeweilige Arbeitssprache perfekt beherrschen und über fundierte Kenntnisse auf ihrem Fachgebiet verfügen. Stattdessen müssen Übersetzerinnen und Übersetzer sich hinsichtlich neuer technologischer Entwicklungen auf dem Laufenden halten und regelmäßig weiterbilden.
Ebenso ist die Recherche dank digitaler Wörterbücher und Terminologie-Datenbanken deutlich einfacher geworden. „Gerade deshalb sind die Kenntnis und richtige Anwendung professioneller Recherchemethoden, die Quellenauswertung inklusive der Bewertung der Qualität der Quellen sowie Medienkompetenz besonders wichtig“, sagt Réka Maret vom Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ).
Vermittelt werden diese Kenntnisse zum Beispiel in entsprechenden Übersetzer-Studiengängen. Da die Berufsbezeichnung jedoch nicht geschützt ist, ist ein Studium oder eine Ausbildung keine zwingende Voraussetzung, um als Übersetzerin oder Übersetzer zu arbeiten. „Quereinsteiger aus anderen Fachgebieten mit einer translatorischen Weiterbildung sind oft ebenso erfolgreich in dem Beruf“, weiß Réka Maret.
Eine immer gewichtigere Rolle spielt die maschinelle Übersetzung. „Für welche Texte dies sinnvoll, nutzbringend und auch im Hinblick auf Datensicherheit unbedenklich ist, muss in jedem einzelnen Fall sorgfältig abgewogen werden. Hier kommt der Berufsgruppe eine wichtige Beraterfunktion gegenüber ihren Kunden zu“, sagt Réka Maret. Zwar sind entsprechende Übersetzungsprogramme heute viel besser als noch vor wenigen Jahren, dennoch können sie die Arbeit von menschlichen Übersetzerinnen und Übersetzern nicht ersetzen, sondern höchstens ergänzen. Denn selbst wenn es den Übersetzungsmaschinen gelingt, einen grammatikalisch korrekten Text zu generieren, sind sie oft nicht in der Lage, terminologische Fehler und Sinnzusammenhänge zu erkennen. Dann wird in einem Kochbuch aus „rocket“ auch mal „Rakete“ – und nicht „Rauke“.
„Auch wenn die Entwickler von Übersetzungsprogrammen gerne davon sprechen, dass die von Künstlicher Intelligenz erzeugten Übersetzungen die Qualität von menschlichen Übersetzungen erreicht hätten, kann dies bei einer differenzierten Betrachtung leicht entkräftet werden“, berichtet Réka Maret. „Was aber sicher ist: Das Berufsbild von Übersetzern, ihre Rolle im Übersetzungsprozess und ihre Arbeitsweise – mit technischen Hilfsmitteln – ändert sich.“
Informationsportal der Stiftung für Hochschulzulassung in Kooperation mit der Bundesagentur für Arbeit. Hier kannst du dich über Studienfelder, Studienzulassung und -bewerbung, Abschlüsse und Hochschultypen informieren.
www.studienwahl.de
Das Netzwerk für Berufe der Bundesagentur für Arbeit mit über 3.500 ausführlichen Berufsbeschreibungen in Text und Bild (Suchwort: Übersetzer/in).
www.arbeitsagentur.de/berufenet
In dieser Datenbank kannst du nach dualen und schulischen Berufsausbildungen recherchieren
Umfangreiche Informationen zum Beruf und zu verwandten Tätigkeitsfeldern findest du in der Broschüre des Bundesverbands der Dolmetscher und Übersetzer (BDÜ)
bdue.de/fileadmin/files/PDF/Mitglieder_DUe/BDUe_Berufsbild.pdf
Auf seiner Webseite gibt der BDÜ einen Überblick über Ausbildungs- und Qualifikationsmöglichkeiten
bdue.de/der-beruf/wege-zum-beruf
Stand: 19.07.2024
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